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Erhalt bzw. Steigerung der nachhaltigen Holzproduktion, Teil 2

Abb. 1: Kontrolle 2020: Ein Anbauversuch nach drei Vegetationsperioden – hier eine Fläche, auf der Mammutbaum gepflanzt wurde.

Schneller Überblick

  • 14 Versuchsflächen wurden 2018 im Arnsberger Wald angelegt; 2020 wurde eine erste Bilanz gezogen
  • 11 Baumarten wurden gepflanzt, 7 Nadelbaumarten und 4 Laubbaumarten
  • Die Kulturen entwickelten sich gut – trotz widriger Bedingungen durch anhaltende Trockenheit und Spätfrost
  • Die höchste Mittelhöhe hatte nach den drei Vegetationsperioden 2018, 2019 und 2020 bei den Nadelhölzern die Atlaszeder erreicht; bei den Laubhölzern war es die Esskastanie, knapp gefolgt von der Platane

Im Arnsberger Wald (ca. 40 km östlich von Dortmund) wurden 14 ca. 1 ha große Versuchsflächen ausgewählt. Die Flächen wurden standörtlich beschrieben [1], die vorhandene Vegetation und Ernteabfälle im Herbst 2017 bzw. Frühjahr 2018 gemulcht und durch einen Zaun vor Wildverbiss geschützt.

Folgende Baumarten wurden im Frühjahr 2018 gepflanzt:

  • Nadelhölzer: Küstentanne (Abies grandis). Araukarie (Araucaria araucanana), Atlaszeder (Cedrus atlantica), Sicheltanne (Crypto meria japonica), Gebirgsmammutbaum (Sequoiadendron giganteum), Küstenmammutbaum (Sequoia sempervirens), Hemlocktanne (Tsuga heterophylla).
  • Laubhölzer: Esskastanie (Castanea sativa), Baumhasel (Corylus colurna), Orientbuche (Fagus orientalis), Platane (Platanus orientalis).

Auf den Flächen wurde Rotbuche (Fagus sylvatica) mit einem Anteil von 10 % als Mischbaumart mit angepflanzt. Bis auf Rotbuche, Baumhasel und Platane wurden die Kulturen mit Containerpflanzen angelegt. Ausgefallene Pflanzen wurden in den Jahren 2019 und 2020 teilweise nachgebessert.

Abb. 2: Im März 2018 fand die Pflanzung auf den Versuchsflächen statt, hier auf der Fläche Stemel Ost.

Entwicklung der Kulturen

Auf den Versuchsflächen wurden an festgelegten Probepunkten jeweils ca. 400 Bäume auf verschiedene Merkmale angesprochen und statistisch ausgewertet.

Das erreichte Höhenwachstum der Bäume im Jahr 2020 ist in Abb. 6 dargestellt. Dabei beinhaltet der Kasten 50 % der gemessenen Bäume, die Linie in dem Kasten den Median, die nach oben reichende Linie kennzeichnet den höchsten und die nach unten reichende Linie den kleinsten gemessenen Wert. Punkte beschreiben statistische „Ausreißer“.

Abb. 3: Vor Anlage der Anbauversuche wurden die Versuchsflächen gemulcht.

Nach einem sehr kalten Märzanfang 2018 konnte mit den Kulturen erst ab Mitte des Monats begonnen werden. Ende März/Anfang April begann dann eine sehr warme, trockene Periode, die bis in den Herbst des Jahres anhielt. Die kleinen Bäume mussten sich in dieser Phase an den neuen Standort anpassen und gleichzeitig mit ausgeprägtem Trockenstress zurechtkommen.

Hohe Ausfälle durch Trockenheit

Die auf den Versuchsflächen angepflanzten Baumarten kamen mit diesen Bedingungen unterschiedlich gut zurecht. Auf den Versuchsflächen im Arnsberger Wald waren hohe Pflanzenausfälle von ca. 50 % bei Platane und ca. 20 % bei der Atlaszeder zu verzeichnen. Bei den anderen Kulturen lagen die Ausfälle bei weniger als 10 %. Schäden durch Insekten, Mäuse oder Pilze wurden an den Bäumen nicht festgestellt.

Eine Kulturpflege erfolgte jährlich im Spätsommer/Herbst. Hierbei wurde nur die wuchsstarke Begleitvegetation zurückgeschnitten, die die gepflanzten Bäume bedrängte und deren Entwicklung deutlich hemmte.

Abb. 4: Die Zedernfläche Lattenberg im Herbst 2020. Nach drei Vegetationsperioden sind die Bäumchen im Mittel 1,30 m hoch.

Die Vegetationsperiode 2019 begann im April mit trocken-warmer Witterung. Anfang Mai kam es zu leichten Spätfrösten, die jedoch nur geringe Schäden in den Kulturen verursachten. Der Sommer war dann wieder – wie 2018 – durch deutlich erhöhte Temperaturen und um ca. 50 % geringere Niederschläge im Vergleich zu der Klimanormalperiode 1961–1990 gekennzeichnet. Als Folge dieser extremen Witterung kam es zu erhöhten Pflanzenausfällen auf den Versuchsflächen, die im Frühjahr 2020 teilweise ersetzt wurden. Vitale Bäume konnten jedoch trotz dieser ausgeprägten Trockenheit ein deutliches Höhenwachstum 2019 realisieren. Atlaszedern erreichten Höhen bis zu 1 m, Edelkastanien bis zu 1,5 m und Küstenmammutbäume bis zu 1,75 m. Schäden durch Insekten, Mäuse oder Pilze wurden an den Bäumen nicht festgestellt.

„Trotz ungünstiger Witterung haben sich die Versuchsflächen gut entwickelt und lassen vitale Bestände erwarten.“

Norbert Asche

Das Jahr 2020 begann Ende März/Anfang April mit einer warmen Witterung. Die Vegetation reagierte darauf mit einer schnellen Blatt- bzw. Nadelentfaltung. Am 15. Mai (Eisheilige; -5 °C) kam es zu starken Spätfrösten, die deutliche Schäden in den Kulturen verursachten: Die frischen, jungen Triebe erfroren. Folge war ein geringes Höhenwachstum von Orientbuche, Platane (Lattenberg), Küstentanne und Sicheltanne. Ein negatives Höhenwachstum von Edelkastanie am Damberg und von Platane am Lattenberg ist durch das Zurückfrieren der Triebe bedingt. Auch die anderen Bäume haben unter den Spätfrösten gelitten und konnten mit Ersatztrieben nur ein geringes Höhenwachstum realisieren. Keine Spätfrostschäden wiesen die Gebirgsmammutbäume auf. Ebenfalls keine Schäden traten bei den Atlaszedern am Lattenberg auf, da sie hier erst nach der kalten Periode austrieben. Nach dieser kalten Periode war das Jahr dann wieder – wie die Jahre 2018 und 2019 – durch eine ungewöhnlich trocken-warme Witterung charakterisiert.

Abb. 5: Die Zedernkultur auf der Versuchsfläche Lattenberg im April 2018

Trotz dieser für die Anlage von Forstkulturen ungünstigen Witterung haben sich die Versuchsflächen gut entwickelt und lassen vitale Waldbestände erwarten. Insbesondere Edelkastanie, Platane (Damberg), Atlaszeder und Küstenmammutbaum erreichten 2020 maximale Höhen von mehr als 2 m (Abb. 6). Sehr gering war die mittlere erreichte Baumhöhe bei Baumhasel, Orientbuche, Platane (Lattenberg), Küstentanne und Sicheltanne mit ca. 0,5 m.

Abb. 6: Höhe vitaler Pflanzen auf den Versuchsflächen 2020 im Arnsberger Wald. Nach drei Vegetationsperioden hat beim Laubholz die Esskastanie die größte mittlere Höhe erreicht, beim Nadelholz die Altaszeder.

Der Winter 2020/2021 war durch eine ca. 10 Tage dauernde Frostperiode mit Temperaturen von bis zu -20 °C charakterisiert. Als Folge dieser tiefen Temperaturen verfärbten sich die Nadeln von Araucarie, Sicheltanne, Küsten- und Gebirgsmammutbaum rostrot. Nach Vegetationsbeginn trieb die Mehrzahl der Bäume wieder aus und konnte die Frostschäden überwinden. Dies ist besonders bemerkenswert für den Küstenmammutbaum, der als frostempfindlich eingeschätzt wird.

Langfristige Beobachtung bzw. Bewirtschaftung der Flächen

Die Entwicklung der Versuchsbestände nach der Kulturphase wurde dokumentiert. Ab dem fünften Standjahr (2023) sollen in einem fünfjährigen Aufnahmeintervall im Herbst an den Stichprobeflächen Höhenwachstum, Vitalität, Schäden und Ausfall erfasst werden. Nach Erreichung eines Brusthöhendurchmessers (BHD) von 7 cm wird zusätzlich der BHD (fünfjähriger Turnus) gemessen und das Derbholzvolumen bestimmt.

Mit den Ergebnissen der Aufnahmen im Fünf-Jahres-Turnus werden die Wuchsdynamiken der Bestände mit der Mischbaumart Rotbuche sowie die Biomassebildung der jeweiligen Baumart auf den Flächen erfasst und analysiert.

Ausblick

Die im Rahmen des von der FNR geförderten Verbundprojektes „Erhalt bzw. Steigerung der nachhaltigen Holzproduktion“ angelegten Kulturen können mithelfen, Baumarten aus anderen biogeografischen Regionen zu identifizieren, die an erwartete Standortveränderungen angepasst sind und in heimische Waldökosysteme integriert werden können. Ziel ist dabei, eine nachhaltige, ökosystemverträgliche Holzproduktion für die Bioökonomie zu gewährleisten und weitere benötigte Ökosystemdienstleistungen in hoher Qualität für die Menschen bereitzustellen.

Literaturhinweise:

[1] ASCHE, N.; STANGE, L. (2021): Das FNR-Projekt: Erhalt bzw. Steigerung der nachhaltigen Holzproduktion, Teil 1: Die Standortmerkmale der Versuchsflächen, veröffentlicht unter: Erhalt bzw. Steigerung der nachhaltigen Holzproduktion, Teil 1, AFZ-DerWald 5/2022, S. 14–18.

Norbert Asche

war bis Ende 2021 Mitarbeiter am Zentrum für Wald und Holzwirtschaft NRW, Team Waldinventuren und Standorterkundung, zusammen mit Lisa Stange, die dort nach wie vor tätig ist. Seit Anfang 2022 ist Dr. Asche im Ruhestand und hat einen Lehrauftrag an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe am Standort Höxter.

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