Der klimastabile Wald braucht Forstbaumschulen – 50 Jahre EZG
Gegründet wurde die EZG 1973. Schon seinerzeit war es das Ziel der Forstbaumschulen, die Qualität und die Nachfrage der Kundschaft zu befriedigen, ohne gegeneinander zu arbeiten. In seiner Begrüßung bezeichnete der 1. Vorsitzende Hubert Sailer es auch als eine Meisterleistung, gemeinsam mit den Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg und der Wissenschaft im Jahr 2002 den Zertifizierungsring für überprüfbare forstliche Herkunft Süddeutschland e. V. (ZüF) ins Leben gerufen zu haben. Heute seien 75 % der Forstpflanzen in Süddeutschland nach ZüF zertifiziert.
Wert der Forstbaumschulen: Ohne Wald gibt es kein Leben
Ilse Aigner, Präsidentin des Bayerischen Landtags, beglückwünschte die EZG zu ihrem Meilenstein. Aigner wählte dazu ein Zitat von Christian Morgenstern: „Nichts ist für mich mehr Abbild der Welt und des Lebens als der Baum.“ In Aigners Augen sind Wald und Holz nachhaltig, das werde aktuell jedoch von einigen politischen Aktivitäten konterkariert. Beim Dauerthema (der Branche) „Ausschreibungen“ sei laut Aigner auch die Politik gefordert, dafür zu sorgen, dass in der Praxis regionale, mittelständische Betriebe nicht benachteiligt werden, und dass Vergaben nicht zu unflexibel und bürokratisch seien. Dazu gehöre auch eine mögliche Anpassung der Schwellenwerte.
Glückwünsche kamen auch vom Präsidenten des Bayerischen Waldbesitzerverbands, Josef Ziegler: Die letzten 50 Jahre seien eine verrückte Zeit und Herausforderung für alle Beteiligten gewesen. Aktuell stünde man jedoch vor einem Transformationsprozess mit riesigen Aufgaben. Dieser sei nur gemeinsam zu bewältigen. Harsche Kritik übte Ziegler an den geplanten Kürzungen der Mittel zur Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrar- struktur und des Küstenschutzes“ (GAK). Die Förderung werde immer mehr zu einer Förderung eines gewünschten Verhaltens. In der Diskussion über die geplante Novelle des Bundeswaldgesetzes stehen nach seinen Aussagen drei Fragen im Mittelpunkt: „Was ist Wald, was wollen wir mit ihm und wie machen wir das?“ Auf diese Fragen haben die verschiedenen beteiligten Parteien unterschiedliche Antworten.
Forstpflanzen brauchen Qualität für klimastabile Wälder
Aus Baden-Württemberg war Landesforstpräsident Martin Strittmatter angereist. Seiner Ansicht nach ist die Qualität von Forstpflanzen sehr wichtig, insbesondere in solch langen Zeiträumen, in denen im Forst gearbeitet wird. Zentrale gesellschaftliche Aufgabe sei es, den Wald zu erhalten. Da gebe es allerdings erhebliche Unsicherheiten über den einzuschlagenden Weg. Er wünscht sich daher einen guten Dialog mit den Baumschulen.
Grüße gab es auch von der Bayerischen Staatsforstverwaltung: von Franz Paulus, Referatsleiter Waldbau, Bergwald, Waldschutz im Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, sowie von Reinhardt Neft, Vorstand der Bayerischen Staatsforsten (BaySf). Auch für Bayern stehe die Qualität der Pflanzen im Vordergrund. Die Bedeutung eines gesunden Waldes hinsichtlich seiner Schutzfunktion würden die Extremwetterereignisse in Griechenland und Tunesien aus diesem Sommer zeigen. Mit Blick in die Zukunft hob Neft die Investitionen in die Forschung hervor. Dazu zähle auch die Lagerung von Saatgut wie bei der Eiche, um nötigenfalls auch mehrere Jahre ohne Mast überbrücken zu können.
Forstbaumschulen brauchen Planungssicherheit
Der 1. Vorsitzende Hubert Sailer ging auf die Rahmenbedingungen, Besonderheiten und die aktuellen Herausforderungen der Forstpflanzenerzeugung ein. Dabei thematisierte er insbesondere die aus seiner Sicht extremen Schwankungen sowie die sprunghaften Änderungen hinsichtlich der gewünschten Baumarten seitens der Nachfrageseite. Dies habe in den vergangenen zwei bis vier Jahren den Pflanzenmarkt für Produzenten immer unberechenbarer erscheinen lassen. Unzuverlässige Bedarfsprognosen und zentralisierte Vergabeformen würden mancherorts das Produktions- und Absatzrisiko für Pflanzenproduzenten zusätzlich erhöhen. „Wenn wir längerfristig eine heimische und verbrauchernahe Pflanzenproduktion mit einer Mindestzahl an Baumschulen erhalten möchten, sehe ich hier dringenden Handlungsbedarf“, so Sailer. Denn bei Produktionszeiträumen von zwei bis fünf Jahren benötige die Nachzucht herkunftsgerechter Pflanzen ausreichend Vorlauf und ein Mindestmaß an Kontinuität, um das Produktionsrisiko zu begrenzen. Es könne nicht sein, dass regelmäßig große Mengen an Forstpflanzen vernichtet werden müssen. Deshalb seien, auch im Interesse der Qualität und Herkunftssicherheit, Schnellschüsse hinsichtlich der Einbringung neuer Baumarten oder gebietsfremder Herkünfte zu vermeiden.
Einen kurzen Blick in die Vergangenheit warf Gerhard Wezel, der nun schon seit 25 Jahren der Geschäftsführer der EZG ist. So war der Zusammenhalt zwischen den Betrieben in schlechten Zeiten immer besonders gut. War das Verhältnis zu den Staatsforsten bzw. Forstverwaltungen früher eher von einem Konfrontationskurs geprägt, setzte sich in den letzten Jahrzehnten mehr ein konstruktiver Dialog und eine Marktpartnerschaft durch. Besonders das 1999 bis 2002 gemeinsam mit den Forstverwaltungen entwickelte System zur Verbesserung der Herkunftssicherheit bei forstlichem Vermehrungsgut, das 2002 in der Gründung des ZüF mündete, förderte eine belastbare Vertrauensbasis der Marktpartner.
Wezel erinnerte daran, dass bereits seit Beginn der „nachhaltigen Forstwirtschaft“ vor mehr als 300 Jahren erfolgreich Bäume gepflanzt werden, beispielsweise gehe der Nationalpark Nordschwarzwald größtenteils auf Aufforstungen zurück. Pflanzungen haben sich als wichtiges Instrument der gezielten Waldverjüngung bewährt und bieten gerade angesichts des Klimawandels Chancen und Potenziale für einen klimastabilen Waldumbau.
Der Wald kann den Klimawandel nicht aufhalten
Den Festvortrag an diesem Jubiläumstag hielt Prof. Dr. Peter Annighöfer von der Technischen Universität München. Nach seinen Aussagen wird der Klimawandel unaufhaltsam voranschreiten. Dabei sieht er die aktuellen Wetterereignisse eher als einen Anfang. Der Wald ändere sich rasant, und das müsse er auch. Annighöfer forderte einen Paradigmenwechsel. Der Wald wird den Klimawandel nicht aufhalten können. Er ist vor allem davon betroffen und in der jetzigen Form nicht die Lösung. Die Natur einfach Natur sein zu lassen wird nicht reichen. „Die Zeit haben wir nicht“, so Annighöfer in seinem engagierten Vortrag.
Auch wurde in einer aktuellen Untersuchung gezeigt, dass sich die Schäden durch die extreme Trockenheit der letzten Jahre nicht durch waldbauliche Eingriffe verhindern lassen. Es brauche einen Waldumbau durch das aktive Einbringen von resilienteren heimischen und fremdländischen Baumarten.
Nachhaltigkeit beginnt in der Baumschule
Deutlich wurde, dass Forstbaumschulen zur bedarfsgerechten, nachhaltigen Versorgung des Waldbesitzes mit geeigneten Pflanzen und Herkünften verlässliche Perspektiven benötigen. Dies bedeute einen Mindestabsatz und auskömmliche Preise auch in Normaljahren sowie Kontinuität ohne schnelle, extreme Sprünge und Veränderungen der nachgefragten Baumarten.
Mehrere Referenten betonten, dass die Bereitstellung von „klimastabilem“ Vermehrungsgut für den Waldumbau und die Wiederbewaldung einen intensiven Austausch und eine enge Zusammenarbeit zwischen Baumschulen, Wissenschaft, Verwaltungen und Waldbesitz erfordere. Nur so können die Potenziale genutzt werden, um angesichts des Klimawandels angemessen auf die Herausforderungen bei der Waldverjüngung reagieren zu können, am Ende zum Wohle des Waldes.
✔ Immer und überall verfügbar – auf Ihrem Tablet, Smartphone oder Notebook
✔ Sogar im Offlinemodus und vor der gedruckten Ausgabe lesbar
✔ Such- und Archivfunktion, Merkliste und Nachtlesemodus