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Nicht nur sauber, sondern rein

Ein separater Waschraum für Arbeitskleidung hilft, unerwünschte Gerüche von Freizeitwäsche fernzuhalten.

Auf den Punkt

  • Landwirtschaftliche Gerüche setzen sich bei falscher Reinigung in Textilien fest.
  • Um hygienisch rein zu waschen, muss eine strikte Waschroutine eingehalten werden.
  • Waschen mit Vollwaschmittel bei 60 °C tötet 99,9 Prozent aller Keime ab.
  • Eine Alternative ist ein gewerblicher Wäschedienstleister für Betriebskleidung.

„Du stinkst!“ rufen die Kinder und halten sich die Nase zu. Geknickt steht der Achtjährige auf dem Schulhof. Er riecht an seinem Ärmel. Es ist nicht das erste Mal, dass der Kleine von seinen Schulkameraden gehänselt wird. „Es kommt leider auch heute noch vor, dass Kinder in der Schule nach Stall riechen. Das melden mir Lehrer und Sozialpädagogen“, erzählt Juliane Vees. Die Vizepräsidentin des Deutschen Landfrauenverbands engagiert sich seit Jahren gegen Mobbing von Bauernkindern. Die Ursachen für Mobbing sind vielfältig, aber sie sagt auch: „Es ist ein No Go, dass ein Kind wegen schmutziger oder stinkender Kleidung gemobbt wird. Da sind wir Eltern in der Verantwortung.“

In die Maschine rein und gut, das reicht oft nicht. Auf das richtige Waschen kommt es an. Als Landwirtin und Mutter kennt Juliane Vees das Problem. „Kein Waschmittel bringt so starke Gerüche wie Gülle aus den Textilien“, so ihre Erfahrung. „Wenn ich Stall- und Alltagskleidung in einer Maschine wasche, bekommt auch die Alltagskleidung einen latenten Geruch, der für einen selbst nicht immer wahrnehmbar ist, für andere allerdings schon.“ Eine zweite Waschmaschine ist deshalb sinnvoll.

Stallkleidung sollte immer separat in einer extra dafür vorgesehenen Waschmaschine gewaschen werden.

Das bestätigt auch die Expertin des Kompetenzzentrums Hauswirtschaft, Elke Messerschmidt. Um landwirtschaftliche Gerüche in der Alltagskleidung zu vermeiden, sollte sie im Idealfall nie in Kontakt mit Stall- oder Arbeitskleidung kommen. Eine Schmutzschleuse oder ein separater Waschraum hilft, unerwünschte Gerüche aus dem Haus und der Alltagswäsche fernzuhalten.

Arbeitskleidung rein waschen

Damit verschmutzte Arbeitskleidung richtig sauber wird, rät die Hauswirtschaftsexpertin Messerschmidt dazu, Vollwaschmittel in Pulverform zu verwenden, denn das darin enthaltene Bleichmittel wirkt keimabtötend. „Bei einer Waschtemperatur von 60 °C werden so 99,9 Prozent aller Keime abgetötet. Somit ist ein Hygienespüler zur Desinfektion nicht notwendig und belastet nicht unnötig die Umwelt“, so Messerschmidt.

Bei atmungsaktiver Funktionskleidung sieht es etwas anders aus. Sie sollte mit ei- nem flüssigen Colorwaschmittel gewaschen werden, da Pulver die Membranen verstopfen kann. Zudem sollte auf Weichspüler verzichtet werden, denn er verklebt die Faserstruktur. Die Kleidung darf außerdem nur bei maximal 40 °C gewaschen werden. Trotzdem zeigen Studien, dass auch bei diesen Temperaturen eine Keimabtötung von 96,5 Prozent erreicht wird. Überdies darf Funktionskleidung nicht in den Trockner.

Vollwaschmittel in Pulverform reinigt besser als Flüssigwaschmittel.

Je frischer der Fleck, desto leichter lässt er sich entfernen. Daher sollte man zum Beispiel durch Gülle stark verschmutzte Kleidung sofort waschen, so dass sich Schmutz und Gerüche nicht in den Textilien fest- setzen. „Grundsätzlich empfehlenswert ist jedoch ein fester Waschtag“, sagt Messerschmidt. „So weiß der Landwirt genau, an welchem Wochentag er die Arbeitskleidung wechseln muss.“

Tipps bei starken Verschmutzungen

Arbeitskleidung sollte immer mit einem Vorwaschprogramm gewaschen werden, um gröbste Verschmutzungen schon mal vor der Hauptwäsche zu entfernen. Die Expertin rät davon ab, Schmutzwäsche vorher einzuweichen, da sich in der Waschlauge Keime schnell vermehren. Besser sei es, Verschmutzungen mit Gallseife vorzubehandeln und 20 Minuten einwirken zu lassen.

Die Waschmaschine nicht bis zum Anschlag füllen, damit das Wasser gut an alle Textilien kommt. „Sie sollten mit der flachen Hand noch gut in die Waschtrommel fassen können“, so Messerschmidt. Eine Zugabe von Waschsoda kann die Waschkraft erhöhen. „Es sollte jedoch sparsam dosiert werden, denn ein Zuviel greift vor allem die natürlichen Fasern an“, erklärt Messerschmidt. Beim beliebten Hausmittel Essig als Waschzugabe mahnt Messerschmidt zur Vorsicht. Die Essigsäure greife nicht nur den Gummi der Maschine an, sondern minimiere auch die Wirksamkeit des Waschmittels, indem sie die Lauge neutralisiert.

Gegen Gerüche empfiehlt die Expertin ein paar Tropfen Duftöl ins Weichspülerfach wie zum Beispiel Lavendel- oder Zitronenöl. Von Waschmitteln mit sogenannten effektiven Mikroorganismen hält die Expertin wenig. Für die Stallwäsche sei die Wirkung dieser Produkte zu schwach. Schlechte Gerüche können auch von der Waschmaschine selbst kommen. Bakterien vermehren sich gerne in den Bullaugendichtungen, in denen nach dem Waschen das Wasser stehen bleibt. Deshalb ist es wichtig, das Standwasser mit einem Lappen auszuwischen. Studien zufolge können sich insbesondere bei Waschgängen über 60 °C in der Einspülkammer Keime vermehren.

Putzen Sie das Glasbullauge und die Gummidichtungmit regelmäßig mit Allzweckreiniger.

Bei Geruchsbildung in der Waschmaschine hilft eine regelmäßige Reinigung des Flusensiebs sowie ein gelegentlicher, leerer Reinigungswaschgang mit Maschinenreiniger bei mindestens 60 °C. Nach jedem Waschen sollten Maschinentür und Waschmittelfach zum Austrocknen offen gelassen werden.

Alternative: Wäscheservice

Das Waschen von landwirtschaftlicher Berufskleidung ist nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine zeitintensive Betriebsaufgabe, die auch steuerlich geltend gemacht werden kann. Nicht nur deshalb setzt der Betrieb von Juliane Vees seit einigen Jahren auf einen externen Wäscheservice. „Seit wir über eine Reinigungsfirma waschen, sind Gerüche in der Arbeitskleidung nur noch sehr selten.“

Einmal pro Woche kommt der Dienstleister auf den Hof und tauscht die gesammelte Schmutzwäsche gegen frisch gewaschene Kleidung aus. Jedes einzelne Teil ist mit dem Namen des Trägers versehen. Zudem werden kaputte Teile geflickt oder gegen neue ausgetauscht, denn die Kleidung wird von der Firma gestellt. Der Wäscheservice für drei Arbeitskräfte kostet den Betrieb monatlich zwischen 200 bis 240 Euro.

Juliane Vees ist glücklich mit der Lösung. „Dadurch werden die Arbeitsklamotten jetzt auch öfter gewechselt, da der Zeitaufwand für das Waschen wegfällt. Früher habe ich schon mal gestöhnt: Schon wieder alles dreckig! Jetzt kann man mit gutem Gewissen was Frisches anziehen.“ ●

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