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Multitalent Biogas

Leonhard Rösel ist Ackerbauer und Energielandwirt aus Neukirchen in der Oberpfalz.

Der Siegeszug der Biogasanlagen hat in den frühen 2000er Jahren mit Einführung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) begonnen. In dieser Zeit waren Nachwachsende Rohstoffe der Einsatzstoff und es galt, möglichst viel Strom daraus zu gewinnen.

Doch mit der Zeit kamen Schlagworte wie „Vermaisung der Landschaft“, Monokulturen oder die Teller-Tank-Diskussion auf und haben die Energiewende in schlechtem Licht dastehen lassen. Dabei hat die Energieproduktion in der Landwirtschaft schon immer eine Rolle gespielt – man denke nur an die Futtermittel für Pferdegespanne oder Zugochsen bis in die 1950er Jahre. Auch der Rapsanbau, unter anderem für Kraftstoffe, hat schon lange seinen Platz auf unseren Feldern gefunden.

War der Markt für Biogasanlagen anfänglich nur zur Stromproduktion gedacht, kamen mit der Zeit immer mehr vielfältige und positive Aufgaben für Anlagenbetreiber hinzu. Es hat angefangen mit der Nutzung von (Ab-)Wärme und ging über die Flexibilisierung der Stromproduktion und die Bereitstellung von Regelenergie bis in den Verkehrssektor als Treibstoff der Zukunft.

Ein weiterer Markt wird der Kampf gegen die Klimakrise sein. Ob beim Einsparen von Emissionen im Verkehr oder beim Handel mit CO2-Zertifikaten können sich Anlagenbetreiber ein zusätzliches Standbein aufbauen. Auch in der Tierhaltung kann eine Biogasanlage die Umweltbilanz eines Betriebs enorm verbessern. Dort entstehen genug Reststoffe wie Gülle und Mist, um der Anlage Futter zu geben. Besonders in der Tierhaltung wird Methan oder CO2 eingespart.

Bei vielen Anforderungen, die der Markt und die Gesellschaft an die Landwirtschaft stellen, wird Biogas zu Lösungen beitragen. Beispielsweise kann ein viehloser Ackerbaubetrieb im Ökolandbau mithilfe der Vergärung von Reststoffen und Kleegras ganz neue Nährstoffkreisläufe erschließen. So arbeitet er umweltschonend und gleichzeitig wettbewerbsfähig. Aber auch bei Themen wie Insekten- und Grundwasserschutz oder Biodiversität können blühende Energiepflanzenmischungen oder auch Kulturen wie die Durchwachsene Silphie ihren Beitrag leisten und am Ende noch Energie produzieren.

Nicht zuletzt produzieren Biogasanlagen hochwertige Düngemittel, die nicht nur im Ackerbau verwendet werden, sondern auch ihren Weg in das ein oder andere Regal in Gartenmarkt und Gewächshaus finden. Das ist regionale Wertschöpfung!

Der Markt der Zukunft für Biogas ist vielfältig. Der Energiemarkt braucht eine verlässliche Quelle, wenn Sonne und Wind fehlen, und die Kulturlandschaft braucht eine Vielfalt an Pflanzen und Fruchtfolgen. Biogas kann das innerhalb der Landwirtschaft leisten, aber dazu braucht es auch verlässliche und vor allem wirtschaftliche Rahmenbedingungen aus der Politik. Das erwarte ich von den zukünftig regierenden Parteien, die alle in ihren Wahlprogrammen mit Klimazielen, Umweltschutz und Nachhaltigkeit werben. ●

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