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Futter mit Eisen verfeinern

Der Bedarf einer 500-kW-Biogasanlage liegt bei täglich circa 1 l Schwefelwasserstoff-Binder-F.

Warum sollte Biogas entschwefelt werden?

Schwefelwasserstoff ist ein Zellgift für die Bakterien und damit ein direkter Hemmstoff für die Biologie in der Biogasanlage und in hoher Konzentration giftig für den Menschen. Zudem greift Schwefelwasserstoff die Technik an, indem sich Ablagerungen im Motor und im Abgaswärmetauscher bilden. In Verbindung mit feuchtem Gas und der Luftentschwefelung, die noch häufig angewendet wird, entsteht schwefelige Säure. Sie verursacht dann Schäden am Beton und an allen Eisenteilen, wie den gasführenden Teilen.

Womit wird das Biogas entschwefelt?

Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Wir entschwefeln zum Beispiel mit unserem eigens entwickelten Schwefelwasserstoff-Binder F. Das funktioniert, indem wir mit einem Eisenprodukt den Schwefel neutralisieren, damit dieser sich nicht in Schwefelwasserstoff umwandeln kann.

Was zeichnet ihn aus?

Das Alleinstellungsmerkmal des Schwefelwasserstoff-Binder-F ist, dass er überwiegend aus organischem Eisen besteht. Das muss man sich so vorstellen, dass ein Eisenteilchen dem Schwefel Elektronen entzieht. Dadurch wird dieser neutral und ist für die Biologie nicht mehr aufnehmbar und in Schwefelwasserstoff umwandelbar, bis es als Gärrest auf dem Acker ausgebracht wird. Ein Eisenteil kann bis zu 5 x den Schwefel neutralisieren. Das organische Eisen hat zudem einen ackerbaulichen Vorteil. Der Schwefel, der mit dem Eisen gebunden ist, ist sofort auf dem Acker verfügbar und kann von den Pflanzen aufgenommen werden.

Welchen Vorteil hat der Schwefel für die Pflanzen?

Mittlerweile darf aufgrund der immer strenger werdenden Düngeverordnung immer weniger gedüngt werden. Daher müssen die Gülle und die Stickstoffgaben effizienter ausgenutzt werden. Da kommt der Schwefel ins Spiel, denn nur wenn sein Gehalt im Boden hoch genug ist, kann der Stickstoff voll ausgenutzt werden. Daher setzen immer mehr unserer Kunden auf den Schwefelwasserstoffbinder F. Wir haben in diesem Jahr doppelt so viel verkauft wie im Vorjahr. Der Umsatz ist jährlich um 30 bis 50 Prozent gestiegen.

Wie viele Kunden haben Sie mittlerweile?

Inzwischen sind es um die 250 Kunden, die den Schwefelwasserstoff-Binder F bei uns kauften – Tendenz steigend. Das ist etwa ein Viertel unserer Kundschaft.

Flüssig oder fest?

Wir bevorzugen die flüssige Form, da 1 l Flüssigkeit einen 20-kg-Sack ersetzt. Dies bedeutet, dass das Säckeschleppen wegfällt und sich der Lagerplatz deutlich verkleinert. Zudem kann der Betreiber die Flüssigkeit mit einem Messbecher oder einer elektrischen Pumpe dosieren und einfach in die Vorgrube oder den Feststoffeintrag geben.

Wie oft muss ich Eisen zugeben?

Auf 1 t Frischmasse kommen 0,03 l Schwefelwasserstoff-Binder-F. Das sind pro Tag rund 0,8 l Flüssigkeit. Die Regelmäßigkeit ist hierbei sehr wichtig, damit der Schwefel der täglich in eine 500-kW-Biogasanlage kommt, neutralisiert werden kann. Dadurch kann eine Hemmung der Bakterien verhindert und Nährstoffmangel bezüglich der Spurenelemente ausgeglichen werden.

Was kostet ein Liter?

1 l kostet so viel wie ein 20-kg-Sack: 18 Euro. Bei 30 Tagen im Monat sind das Kosten von 540 Euro bei einer Anlagengröße von 500 kW mit einem Futterbedarf von 20 t am Tag.

Wie sieht es mit der Lagerung aus?

Der Schwefelwasserstoff-Binder ist kein Gefahrstoff und kann deshalb völlig problemlos gelagert werden. Die Flüssigkeit kann zwar einfrieren, geht aber nicht kaputt. Sie wird dann wie Honig, leicht zähflüssig. Daher isolieren und beheizen wir die Behälter, die draußen stehen. Am besten für die Lagerung ist ein Zwischen- oder der Motorraum, allerdings nicht direkt am Motor, denn der hat bis zu 40 °C. Die Temperatur sollte jedoch nicht über 30 °C liegen. Daher sollte der Schwefelwasserstoff-Binder-F auch nicht direkt in der Sonne stehen.

Schwefelwasserstoff  greift die Technik einer Biogasanlage an. In Verbindung mit feuchtem Gas entsteht zudem schwefelige Säure, die auch Schäden am Beton anrichtet.

Seit wann ist der Schwefelwasserstoff-Binder-F auf dem Markt?

Eigentlich seit es das Unternehmen gibt, also seit Januar 2018. Allerdings haben wir ihn immer wieder überarbeitet und angepasst. Wir sind auf dem Weg zur Patentierung.

Eisen ist ja ein Spurenelement. Werden dennoch weitere Spurenelemente benötigt?

Das sind zwei separate Sachen. Neben dem Eisen benötigt eine Biogasanlage die essenziellen Spurenelemente Molybdän, Selen, Kobalt und Nickel. Sie sind die erstlimitierenden Nährstoffe, die die Bakterien in einer Biogasanlage benötigen. Ich schätze, dass mittlerweile 60 bis 70 Prozent der Betreiber als Erstes regelmäßig Spurenelemente einsetzen. Weitere 10 bis 20 Prozent setzen sie unregelmäßig ein.

Wozu brauche ich diese Spurenelemente?

Die Anlage läuft dadurch deutlich effizienter und der Betreiber kann, je nach Anlage, bis zu 20 Prozent Futter einsparen. Ein Kunde hat gerade auf unsere Spurenelemente umgestellt. Die Biogasanlage fährt mit 500 kW und er setzt pro Tag 1 l Flüssigkeit ein. Dadurch spart der Betreiber pro Tag 4,5 t Mais. Bei Kosten von 45 Euro/t Mais, also 200 Euro für 4,5 t, ist das eine Ersparnis von 170 Euro am Tag.

Der klare Vorteil gegenüber anderen Eisen ist, dass der Schwefel auf dem Acker sofort pflanzenverfügbar ist.

Und was kostet der Einsatz von Spurenelementen?

Pro 500 kW wird 1 l Flüssigkeit am Tag benötigt. Das sind Kosten von rund 20 Euro am Tag. Also kann der Betreiber pro Tag unterm Strich 150 Euro sparen.

Ist der Bedarf an Spurenelementen auch von der Fütterung abhängig?

Nein, wir dosieren die Spurenelemente nach der Leistung der Biogasanlage. Das sind 200 ml je 100 kW und Tag. Je mehr kW umso mehr wird gefüttert und umso mehr Bakterien sind im Fermenter, die umso mehr Spurenelemente benötigen. Im Prinzip machen wir es so wie in der Tierhaltung auch. Durch das Mineralfutter werden die Tiere mit Mengen-, Spurenelementen und Vitaminen bedarfsgerecht versorgt.

Lassen sich die Spurenelemente nicht ersetzen?

Im Mineralfutter wurden sie durch Vitamine ersetzt. Für die Biogasanlage ist das aber zu teuer, daher die zusätzlichen Spurenelemente. Die Menge an Spurenelementen kann jedoch gering gehalten werden, wenn diese gut bakterienverfügbar sind, denn der Nettobedarf der Spurenelemente ist deutlich niedriger als der in der Literatur als Richtwert angegebene. Das ist ein riesiger Vorteil unserer Spurenelemente-Mischung.

Wie lässt sich ein Mangel feststellen?

Wir machen eine Effizienzberechnung – bei uns heißt das Energiebilanz. Wir berechnen, ob der Einsatz von Spurenelementen wirtschaftlich sinnvoll ist und ob noch eine Effizienzsteigerung möglich ist. Neben einer Rationsberechnung prüfen wir mithilfe von Wasserstoff, ob die Anlage über- oder unterfüttert ist, also ob die Biologie im Gleichgewicht ist. Natürlich schauen wir auch in den Fermenter, um anhand der Viskosität, der Schaumbildung, der Schwimmschicht und des Blasenbilds, die biologische Effizienz zu beurteilen.

Woher wissen sie das?

Wir betreuen mittlerweile rund 1.000 Biogasanlagen. Wir vergleichen die Anlagen mit unseren effizientesten Anlagen. Dann können wir feststellen, ob hier ein Mangel herrscht.

Wie oft kontrollieren Sie die Anlagen?

Rund einmal im Monat überprüfen wir die Biologie der Anlage vor Ort. Das ist bei uns mit dem Kauf unserer Produkte im Service dabei.

Alina Zacher stattet etwa alle vier Wochen ihren Kunden einen Besuch ab. Dabei misst Zacher mitunter die Gaskonzentration in der Biogasanlage. Dabei kann sie feststellen, ob die Anlage mit allen wichtigen Spurenelementen versorgt ist. 

Haben Sie auch Referenzanlagen?

Ja, unsere potenziellen Kunden können gerne bei den Betreibern der Referenzanlagen anrufen und sich aus erster Hand informieren.

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