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„Solaranlage für alle?“

Leonhard Rösel ist Ackerbauer und Energielandwirt aus Neukirchen in der Oberpfalz.

Egal ob auf landwirtschaftlichen Gebäuden, Industriehallen oder dem Einfamilienhaus, der eigene Strom vom Dach ist im Alltag angekommen. Der Siegezug begann Anfang der 2000er mit dem „100.000-Dächer-Programm“ im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Anfänglich mit sehr hohen Vergütungen und Investitionskosten eher als Kapitalanlage gedacht, ist der Strom vom Dach heute wirtschaftlich nutzbar und eine günstige Alternative zum Zukauf.

Es gab und gibt jedoch immer wieder Fehlentwicklungen auf dem Weg der Energiewende mit Solarstrom. Denn nicht nur auf den Dächern von Gebäuden sind die Solarmodule zu finden, sondern auch auf landwirtschaftlichen Nutzflächen werden Solarfelder im großen Stil errichtet. Teilweise 100 ha groß, werden sie mehr und mehr zur Konkurrenz für die landwirtschaftliche Urproduktion.

Mit der neuen Regierung nimmt die Energiewende wieder mehr Fahrt auf – zumindest wird bisher viel davon geredet. Da liegt es doch nahe, Fehlentwicklungen gegenzusteuern. Eine pauschale Solaranlagenpflicht auf allen neuen Dächern mit der Brechstange durchzusetzen ist hier aber der falsche Weg. Nein, es müssen die passenden Anreize her, dies freiwillig zu tun. Aufwendige Eigenstrom-Steuermodelle oder überzogene Forderungen beim Mieterstrom oder gar eine EEG-Umlage für selbst genutzten Strom sind hier kontraproduktiv.

Auch bei den Solarparks auf landwirtschaftlichen Flächen muss ein Umdenken stattfinden. Nicht Solarpark oder Acker, sondern beides zusammen muss die Devise sein. Hier gibt es bereits vielversprechende Ansätze, wie die Agro-Photovoltaik (PV) oder die Kombination von Obstanbau mit Hagelschutz und Beschattung aus PV-Modulen. Man holt zwar nicht den höchsten Stromertrag pro Hektar vom Feld, aber man hat eine Doppelnutzung und zweimal 70 Prozent Nutzung ergeben eine höhere Effizienz der sowieso schon knappen Flächen.

Ein weiterer positiver Trend ist die Kombination von Solarstrom und einem Energiespeicher. Zwar ist die Technik noch teuer, aber mit dieser Kombination lassen sich bereits heute intelligente Energienutzungssysteme in der Praxis umsetzen.

Solarstrom hat es in gut 20 Jahren geschafft, auch ohne eine Subventionierung marktfähig zu sein, in den Bereichen Eigenstromnutzung und Energiesysteme, aber leider auch in der Fläche als Renditeobjekt. Den großen Nachteil, den der Solarstrom hat, nämlich dass es ihn nur gibt, wenn die Sonne scheint, kann man bisher nur im kleinen Stil über Speicher auffangen. So werden wir die Energiewende mit (billigem) Solarstrom allein nicht stemmen. Dazu brauchen wir den Mix aus allen verfügbaren erneuerbaren Energiequellen, und das intelligent und vernetzt. Alles drei zusammen, die Produktion, die Verteilung und die Nutzung zu koppeln, sodass kein Bereich auf der Strecke bleibt, das wird eine weitere große Herausforderung der Zukunft sein. ●

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