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Mit Biogas trocknen

Leonhard Rösel ist Ackerbauer und Energielandwirt aus Neukirchen in der Oberpfalz, Bayern.

Neben den Kosten für Nahrungsmittel steht wohl kaum ein Thema noch höher im Kurs als die Energiekosten und ihre Preissteigerungen. Zuerst denkt man da an die Energien, die man täglich benötigt und im direkten Umfeld verbraucht. Angefangen von Strom und Heizenergie in allen Formen bis hin zum Treibstoff Diesel dessen Preis momentan weh tut im Geldbeutel.

Das Thema Energie zieht sich aber noch viel weiter in die landwirtschaftliche Produktion hinein. Man bedenke die energieintensive Herstellung von Dünger und anderen Betriebsmitteln, auf die wir täglich angewiesen sind. Aber auch bei der Ernte wird es ein böses Erwachen geben, denn auch hier wird viel Energie benötigt und das in sehr kurzer Zeit. Die Rede ist vom Trocknen des Ernteguts. Getreide kann, je nach Witterung des Sommers, zum Großteil trocken geerntet werden, aber wenn es um die Kulturen im Herbst geht, wird die Trocknung unumgänglich. Soja, Sonnenblumen und vor allem der Körnermais können in unseren Breiten nicht lagerfähig gedroschen werden. Um große Erntemengen schnell und effizient trocknen zu können, wird meistens Erdgas verwendet und genau das ist jetzt knapp und teuer!

Wir Land- und Energiewirte können uns in vielen Bereichen selbst helfen. So wird schon verstärkt auf die Nutzung von Wärme aus Biogasanlagen zur Gütertrocknung gesetzt. Diese Kapazitäten werden wohl in der Ernte 2022 vollumfänglich genutzt. Hier sind jedoch Grenzen gesetzt, denn oftmals wird die Trocknungskapazität durch zu geringe Vorlauftemperaturen begrenzt. Hier kann „zu heizen“ eine Lösung sein. Denken wir das Ganze mal etwas weiter, denn die Ressource Erdgas ist endlich. Warum nicht direkt Biogas verbrennen, um die zur Trocknung notwendigen Temperaturen zu bekommen? Und warum nicht auch gleich noch das Gas aus den Reststoffen der Druschfrüchte gewinnen? Landwirtschaft ist Kreislaufwirtschaft, sie ist nachhaltig und bietet Lösungen.

Wir müssen diese nur nutzen und vor allem nutzen dürfen! Natürlich sind dem Ganzen auch (wirtschaftliche) Grenzen gesetzt. Es ist nicht immer alles von jetzt auf gleich umsetzbar, aber die Richtung meiner Überlegungen stimmt. Wir als Landwirte müssen unabhängiger werden und gleichzeitig unseren gesteckten Zielen, der Ernährungssicherung sowie dem Klima und Umweltschutz, Rechnung tragen. Jeder Landwirt ist auch Unternehmer, der sich für seinen Betrieb und seine Situation einen Weg suchen muss. Die Kopplung der Sektoren Energie, Nahrungsmittel, Umwelt und Klima sind dabei unerlässlich. Ein resilienter Betrieb, der weniger auf Betriebsmittel von außerhalb angewiesen ist, wird zukünftig auch erfolgreich bleiben.

Die erneuerbaren Energien stehen uns beim Erreichen dieser Ziele nicht im Weg oder in Konkurrenz dazu – nein, sie sind ein Teil der Lösung! Wir müssen uns nur unseren Weg suchen und ihn dann auch gehen. ●

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