Ohne Rücksicht auf Verluste

Etwa 70 Prozent der Verbraucher in Deutschland kennen die Initiative Tierwohl (ITW) und die Haltungsformkennzeichnung. 92 Prozent von ihnen finden das Konzept der ITW gut oder sehr gut. Die Ergebnisse der Forsa-Befragung vom Sommer 2022 sprechen für den Erfolg des Systems, das die Beteiligten in der Wertschöpfungskette in den letzten Jahren gemeinsam aufgebaut und etabliert haben.

An Cem Özdemirs Plänen zur staatlichen Tierhaltungskennzeichnung dagegen gibt es von Verbänden und Landwirten bislang vor allem Kritik. Wettbewerbsnachteile für deutsche Tierhalter, deutliche Preissteigerungen und Rückschritte beim Tierwohl werden befürchtet. Trotzdem will der Bundesminister sein eigenes Projekt durchsetzen. Weil die staatliche Kennzeichnung erst die Schweinemäster und später alle Tierhalter betreffen soll, wird sie einen entscheidenden Einfluss auf den Markt nehmen. Was bedeutet das für die ITW und die Haltungsformkennzeichnung?

Nicht unberechtigt ist die Befürchtung, dass das Bestreben des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) letztlich zu einer Auflösung der ITW führen wird. Der staatliche Ansatz steht dem privatwirtschaftlichen System aber in so vielen Punkten nach, dass das Nachziehen der Regierung bei der Kennzeichnung erhebliche Konsequenzen für Landwirte und den Markt haben wird.