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Neun Tipps für mehr Regenwürmer

Die Poren, die die Regenwürmer schaffen, lassen ausreichend Luft und Wasser in den Boden.

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Stabile Bodenaggregate aufbauen

Die Leistungen der Regenwürmer im Boden sind vielseitig. Sie zerkleinern und mischen organisches Material von der Bodenoberfläche, etwa verrottendes Laub, in den Boden. So beschleunigen sie den Abbau und wirken positiv auf die Nährstoffnachlieferung ein.

Da Regenwürmer zu ihrer Nahrung aus verrottender organischer Substanz auch Mikroorganismen und Mineralbodenbestandteile aufnehmen und in ihrem Darm intensiv durchmischen, sind sie auch daran beteiligt, Ton-Humus-Komplexe zu bilden. So beeinflussen sie die Bildung stabiler Bodenaggregate äußerst positiv.

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Arten und Nutzen unterscheiden

Ihre Aktivität fördert den Aufbau eines stabilen Bodengefüges und leistet einen wichtigen Beitrag zum luft- und wasserführenden Porensystem im Boden. So tragen ihre wasserführenden Röhren zur besseren Versickerung in den Boden bei und dienen dem Erosionsschutz. Ein guter und vielfältiger Regenwurmbestand weist also auf einen funktionsfähigen, biologisch aktiven Boden mit guter Bodenfruchtbarkeit hin.

Im Boden unter Ackernutzung leben zum Beispiel in Bayern im Mittel circa 140 Individuen pro Quadratmeter und vier bis fünf Regenwurmarten auf einem Feldstück. Je nach Lebensweise wird dabei zwischen streubewohnenden, flachgrabenden und tiefgrabenden Arten differenziert. Etliche Bewirtschaftungsmaßnahmen tragen dazu bei, die Regenwurmpopulationen unter Ackernutzung zu steigern und somit ihre Leistungen für die Bodenfruchtbarkeit zu erhöhen.

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Regelmäßig organisch düngen

Eine wesentliche Voraussetzung, um einen guten Regenwurmbestand zu erhalten oder aufzubauen, ist ein gutes Nahrungsangebot mit reichlich abgestorbenem organischen Material. Viele Studien belegen, dass eine organische Düngung im Vergleich zu einer rein mineralischen Düngung den Regenwurmbestand im Boden erhöht. In einem von 2009 bis 2019 vom Technologie- und Förderzentrum Straubing angelegten Gärrestversuch in Bayern ergaben die von der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft durchgeführten Versuche, dass der Wurmbestand von einer rein mineralischen über eine Düngung mit Gärresten bis zu einer Düngung mit Rindergülle zunahm (siehe Tabelle So viele Regenwürmer finden sich je nach Düngung“).

Bei einer Gärrestdüngung wird in der Regel eine geringere Menge an organischer Substanz zurückgeliefert. Leicht abbaubare Kohlenstoffverbindungen wurden bereits in der Biogasanlage umgesetzt. Deshalb erreichen Regenwürmer dort nicht das Niveau wie bei einer Rindergülledüngung.

Zudem lässt der Gärrestversuch erkennen, dass bei einer engen Fruchtfolge mit Mais und Weizen ohne Zwischenfruchtanbau und jährlichem Pflügen selbst der Nutzungspfad mit Rindergülle nicht nachhaltig ist. Darauf weist die im bayernweiten Vergleich unterdurchschnittliche Biomasse an Regenwürmern hin. Um die Nachhaltigkeit zu bewerten, ist folglich stets das gesamte Bewirtschaftungssystem einzubeziehen.

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Unbedingt Humusmehrer anbauen

Humusmehrende Kulturen wie Gras-Leguminosen-Gemenge, meist Kleegras, helfen Regenwurmpopulationen aufzubauen. Auf 80 Bodendauerbeobachtungsflächen in Bayern unter Ackernutzung wurde Kleegras bei einer explorativen Modellanalyse als entscheidender Faktor ermittelt, der zum Anstieg der Individuendichte und der Biomasse der Regenwürmer führte.

Die erhöhten Reproduktionsraten der Regenwürmer unter einem Gras-Leguminosen-Gemenge in Hauptfruchtstellung ist meist noch deutlich in der Folgekultur zu erkennen. So lag in einem Ökofeldversuch die Siedlungsdichte und die Biomasse der Regenwürmer in Winterweizen nach Kleegras um den Faktor 2 signifikant höher als im Weizen mit Kartoffel als Vorfrucht (siehe Grafik Dichte von Regenwürmern in Winterweizen je nach Vorfrucht).

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Stets auf Zwischenfrüchte setzen

Ein Leguminosengemenge wirkt sich auch als Zwischenfrucht günstig auf Regenwürmer aus. Ein positiver Effekt zeigte sich vor allem für die Gattung Lumbricus, die zu den tiefgrabenden und streubewohnenden Arten zählt. Nach einer Fruchtfolgerotation mit den fünf Kulturen Ackerbohne, Winterroggen, Kleegras, Winterweizen und Hafer kam es bei einem Anbau einer legumen Zwischenfrucht jeweils vor und nach Hafer zu einem deutlichen Bestandsanstieg.

Dieser Effekt zeigte sich in verschiedenen Bodenbearbeitungsvarianten (siehe Grafik Regenwurmzahl mit und ohne Pflug und Zwischenfrucht im Vergleich“). Ein gutes Nahrungsangebot durch verrottendes organisches Material der Zwischenfrüchte und längere Bedeckungszeiten sind sehr wahrscheinlich für die positive Wirkung auf Regenwürmer verantwortlich.

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Kaum pflügen, Ruhezeit verlängern

Besonders eine pfluglose Bodenbearbeitung wirkt sich günstig auf Regenwürmer aus. Vor allem die tiefgrabende Art Lumbricus terrestris, die nachts aktiv ist und an der Bodenoberfläche organisches Material sammelt, profitiert davon. In Bayern war auf den 80 Bodendauerbeobachtungsflächen unter Ackernutzung von 1985 bis 2018 eine signifikant positive Trendentwicklung dieser Zeigerart zu sehen. Auf 70 Prozent der Ackerflächen kam es zu einem positiven Trend, der teilweise gering ausfiel, doch auf 20 Prozent über dem linearen Trend gut zu erklären war.

Die Analysen zeigen, dass die Bodenbearbeitung ein Schlüsselfaktor ist. Besonders wenn über eine längere Zeit nicht gepflügt wurde, nahm die Bestandsdichte der Zeigerart zu. Somit trug der Anstieg der jährlich pfluglos bewirtschafteten Ackerdauerbeobachtungsflächen von unter 20 Prozent 1985 auf knapp 40 Prozent 2018 zur positiven Entwicklung der Zeigerart in Bayern bei.

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Bodenverdichtungen vermeiden

Schwere Maschinen belasten die Böden mechanisch stark. Vor allem bei feuchten Bedingungen besteht die Gefahr einer Bodenverdichtung. Dabei werden luftführende und dränfähige Bodenporen zusammengedrückt und die Lebensbedingungen für Bodentiere verschlechtern sich zum Beispiel durch Sauerstoffmangel und Staunässe.

In einer Biogasfruchtfolge mit Mais, die als Bodendauerbeobachtungsfläche von 2012 bis 2016 jährlich im Frühjahr beprobt wurde, kam es im dritten Untersuchungsjahr zu einem starken Einbruch der Regenwurmbestandsdichte auf circa ein Drittel des Ausgangsniveaus. Vor allem die flach- und horizontalgrabenden Arten gingen zurück. Vermutlich führten Verdichtungen bei der Bestellung im zuvor sehr nassen Herbst zu dem Rückgang.

Obwohl sich der Regenwurmbestand wieder erholen kann, worauf der Aufwärtstrend ab 2016 hindeutet, ist dies genauso wie die Regeneration des Röhrensystems ein längerer Prozess. Für den Erhalt eines vielfältigen, funktionalen Bodenlebens ist unbedingt auf ein bodenschonendes Befahren der Böden zu achten. Dabei ist eine Reifendruckregelanlage sehr hilfreich.

Generell gilt es dennoch, ein Befahren bei zu feuchten Bedingungen zu vermeiden. Flachgrabende Regenwurmarten reagieren empfindlich auf eine mechanische Bodenbelastung. Zugleich lockern Regenwürmer auf Dauer einzelne Stellen in einer Fahrspur.

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Mehrjährige pflanzen nutzen

Mehrjährige Energiepflanzen, beispielsweise die Durchwachsene Silphie, können eine Alternative zu Mais als Energiepflanze bieten. Ungefähr vier bis fünf Jahre nach ihrer Etablierung wiesen diese in und nach dem besonders trockenen Jahr 2018 einen deutlich höheren Regenwurmbestand gegenüber der als Referenz dienenden dreigliedrigen Fruchtfolge mit einer regelmäßigen Bodenbearbeitung auf (siehe Tabelle Regenwürmer unter Energiepflanzen im Vergleich“).

Für die positive Wirkung der mehrjährigen Dauerkulturen auf Regenwürmer sind wahrscheinlich die seit Jahren andauernde Bodenruhe, eine gute Bodenbedeckung etwa durch Streuauflage und das gute Nahrungsangebot durch Erntereste und Wurzelmasse im Boden verantwortlich.

In Zeiten des Klimawandels könnten somit mehrjährige Kulturen günstigere Lebensbedingungen für die Bodenfauna bieten, so dass Regewürmer längere Trockenperioden besser überstehen. Das fördert die Resilienz gegenüber widrigen Umweltbedingungen.

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Den Klimawandel besser meistern

Durch die Aktivität von größeren Regenwurmpopulationen werden viele wichtige Funktionen im Boden unterstützt, wie zum Beispiel das Nährstoffrecycling, ein stabiles Bodengefüge und die Dränfähigkeit des Bodens. Besonders im Blick auf den Klimawandel mit häufiger auftretenden Trockenperioden ist eine bodenschonende und humusmehrende Bewirtschaftung als Vorsorge enorm wichtig. Besonders im Blick auf den Klimawandel mit häufiger auftretenden Trockenperioden ist eine bodenschonende und humusmehrende Bewirtschaftung als Vorsorge enorm wichtig.

Dazu gehören zum Beispiel eine reichhaltige Fruchtfolge mit Leguminosen, der Anbau von Zwischenfrüchten, eine regelmäßige organische Düngung und das Vermeiden von Bodenverdichtungen. Damit lassen sich negative Folgen auf die Bodentiere und somit auf ihre Leistungen für die Bodenfruchtbarkeit vermeiden. Um sich den Herausforderungen des Klimawandels zu stellen, können auch innovative Anbausysteme wie mehrjährige Energiepflanzen genutzt werden. Diversifizierung streut die Risiken im Klimawandel. (kb) 

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