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Mit Backpulver Maschinenbrände löschen

Die Hauptbestandteile sind eine Kartusche mit Austrittsöffnungen und dem festen Löschmittel, der Zünder und die Aktivierungsleitung.

Landmaschinen und Mähdrescher brennen immer wieder ab. Die Ursache ist oft ein heiß gelaufenes Lager in Verbindung mit Ölen, Fetten und Schmutz. Klassische Feuerlöscher helfen bei den großen Maschinen oft wenig. Zudem dauert es oft lange, bis der Fahrer den Brand erkennt. Häufig ist es dann für einen Löschversuch mit dem Feuerlöscher schon zu spät. Dann hilft nur noch ein Notruf unter der 112.

Auf den Punkt

  • Aerosol-Löscher kommen ohne Strom aus und löschen den Brand kurz nach dem Entstehen.
  • Das feste Löschmittel brennt wie ein Raketentreibstoff ab und es entsteht ein Aerosol.
  • Das Aerosol breitet sich aus, löscht und übrig bleibt unschädliches Kaliumcarbonat.

Einen anderen Ansatz verfolgt die Firma flo trade. Sie vertreibt Aerosol-Löscher für Landmaschinen. Aerosole sind ein Gemisch aus Gas und festen oder flüssigen Schwebteilen. Diese Aerosole entstehen, wenn der Feststoff in den Generatoren oder roten Patronen abbrennt. Die Schwebstoffe bestehen aus Kaliumkarbonaten und sind nur rund 1 Mikrometer groß.

Aerosol-Löscher

Das wesentliche Löschmittel ist nach Firmenangaben Kaliumhydrogencarbonat. Es zersetzt sich bei einer Temperatur von rund 50 °C und spaltet Wasser und Kohlenstoffdioxid ab. Übrig bleibt Kaliumcarbonat, das ist den meisten als Backpulver bekannt. Es ist also im Gegensatz zu den Löschpulvern aus dem Feuerlöscher völlig unschädlich.

Der Generator wird im Motorraum montiert und die Zündschnur im gesamten Motorraum verlegt.
Die Löschpatrone kann mit Magneten im Motorraum verbaut werden. Für eine schnelle Auslösung wird die Aktivierungsleitung zu den möglichen Brandherden gelegt.
Dieser Löscher mit fester Aktivierungsleitung eignet sich für kleine Räume.
Der Löscher wird so angebracht, dass das Aerosol sich möglichst gleichmäßig und schnell im zu schützenden Bauraum verteilen kann.
Alternativ gibt es auch eine elektrische Aktivierung (rechts) der Aerosol-Generatoren. Dann wird der Brand ebenfalls elektrisch erkannt und die Löschanlage über eine Steuerbox ausgelöst.

Die Wirkungsweise soll auf zwei Arten erfolgen: Zum einen heften sich die kleinen Partikel an die Atome des gasförmigen Brennstoffs an, reagieren damit und unterbinden die Kettenreaktion der Oxidation. Zum anderen ist der Prozess endotherm und entzieht der Umgebung Wärme, was den Löschvorgang unterstützt. Der Brand wird also chemisch durch das Unterbrechen der Kettenreaktion und physikalisch durch die kühlende Wirkung gelöscht. Die Aerosol-Löscher decken die Brandklasse A, B, C und F ab. Die Brandklasse A bedeutet feste, glutbildende Stoffe, B sind flüssige und flüssig werdende Stoffe, C sind Gase und F sind Speiseöle und Fette.

Einfacher Aufbau

Der Aufbau der Generatoren ist recht einfach. Bei den verbauten Generatoren befindet sich das feste Löschmittel in einem Zylinder, der viele kleine Löcher hat. Diese Löcher sind abgeklebt. Kommt es zu einem Brand, muss der Feststoff aktiviert werden. Das kann thermisch oder auch elektrisch erfolgen. Bei Landmaschinen erfolgt dies meist thermisch.

Um möglichst viele mögliche Brandstellen abzudecken, wird der Generator an eine Art Zündschnur angeschlossen. Sie befindet sich zum Schutz in einem Schlauch und kann so überall, zum Beispiel im Motorraum, verlegt werden. Es wird kein Strom zur Aktivierung benötigt. Das System funktioniert also immer, auch wenn das Fahrzeug abgestellt ist.

So funktioniert es

Kommt es zum Brand, reagiert die Zündschnur, brennt ab und aktiviert die Löschpatrone. Der Feststoff reagiert und das Löschmittel tritt in Sekundenschnelle aus den Öffnungen aus. Das Aerosol breitet sich schlagartig aus und kann so löschen. Die Aerosol-Feuerlöscher verhindern keine Brände, löschen aber die Entstehungsbrände, bevor sie größeren Schaden anrichten oder es zum Totalschaden kommt.

Nachteilig an den Aerosol-Löschern ist, dass sie nur im umbauten Raum funktionieren. Die Räume müssen nicht vollständig dicht sein, eine Motorhaube oder eine Abdeckung wie beim Mähdrescher reichen hier aus. Die Aerosol-Löscher gibt es in verschiedenen Größen, je nach zu löschendem Bauraum. Die Aktivierung kann entweder elektrisch oder thermisch erfolgen. Dazu wird meist ein kleiner Zünder in die Patrone geschraubt und mit dem Zündkabel verschraubt. Die Zündkabel gibt es in verschiedenen Längen, je nachdem wie groß der zu überwachende Bauraum ist. Alternativ gibt eine kleine Patrone mit einem fest integrierten Aktivierungskabel, die sich auch zum Einbau im Motorraum eines Autos anbietet.

Schnell und einfach einbauen

Wir haben den Einbau einer Aerosol-Löschanlage der Firma flo trade in einen Mähdrescher und einen Traktor begleitet. Der Einbau ist sehr einfach: den Generator mit Rohrschellen montieren, die Aktivierungsleitung verlegen und mit Kabelbindern fixieren und dann anschließen. Je nach der Größe des zu schützenden Bauraums gibt es verschieden große Generatoren für Räume von 0,5 bis 10 m³. Für den Einbau von vier Generatoren in einen Mähdrescher muss man mit einem Zeitaufwand von drei bis vier Stunden rechnen.

Bei einem Mähdrescher entstehen Kosten von 3.000 bis 4.500 Euro inklusive Einbau, ein Feldhäcksler lässt sich zum halben Preis schützen. Löschanlagen für Ballenpressen kosten zwischen 2.000 und 3.000 Euro. Bei einem Traktor muss man mit Kosten von 500 bis 1.000 Euro rechnen, wenn nur der Motorraum geschützt wird. ●

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