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Seitenschwader Vicon Andex: Treuer Gefährte

Der Rahmen des Seitenschwaders Vicon Andex 705 ist neu: Die Kreisel heben weiter aus und auf der roten Abdeckung bleibt kein Futter liegen.

Auf den Punkt

  • Der Seitenschwader Vicon Andex 705 schafft mit zwei Fahrten 15 m Arbeitsbreite.
  • Das neue Fahrwerk führt den Schwader sicher in der Spur und macht das Fahren angenehm.
  • Mit 24.000 Euro ist er kein Schnäppchen, aber das Preis-Leistungs-Verhältnis passt.

Das ist mal ein treuer Anhänger! Der Vicon Andex 705 Vario arbeitet, ohne zu murren, und folgt dem Traktor hundertprozentig in der Spur. Ja, so folgsam wünschen sich Politiker ihr Wahlvolk, Lehrer ihre Schüler und Katzen ihre Herrchen. Seitenschwader werden dafür regelrecht geadelt, ist doch das Fahren auf der Straße mit der breiten Spur und der Lenkung im Heck häufig eine Herausforderung – nicht so mit dem Andex.

Auf dem Weg vom Hof auf die Wiese imponiert der Andex mit Spurtreue. Während andere Seitenschwader auf der Straße nur schwer zu bändigen sind, in Kurven gegen den Bordstein rumpeln oder beunruhigend weit in den Gegenverkehr lenken, folgt der Andex ruhig dem Zugfahrzeug. Wir fanden das sehr angenehm und hatten die Gewissheit: Rangiert der Traktor ohne Probleme durch enge Kurven und an Verkehrsinseln vorbei, folgt auch der Schwader ohne anzuecken.

Als zwei-Kreisel-Seitenschwader recht der Andex das Futter von rund 15 m auf ein Schwad – bei Rauf- und Runterfahrt. Das ist ideal für den Häcksler, aber häufig zu viel Futter für Ladewagen und Ballenpresse.

Bei 480 bis 500 U/min und Arbeitsgeschwindigkeiten von 7 bis 10 km/h waren wir mit einem 80-PS-Traktor flott unterwegs. Mehr muss es auch nicht sein. Was wir feststellten: Den Andex bringen auch schwere Luzerne-Rotklee-Bestände nicht aus der Bahn. Das Fahrwerk schmiegt sich sehr gut an den Boden. Wir hatten auch das Maximale aus der Optionsliste verbaut: beispielsweise die vorne gelenkte (1.195 Euro) und hinten starre Tandemachse (528 Euro) unter dem Schwadkreisel.

So wie es sich gehört, hebt am Vorgewende der zweite Kreisel verzögert aus und setzt wieder später ein. Die dafür zuständige Hydraulikdrossel lässt sich auf unterschiedliche Traktor-Ölfördermengen anpassen. Mittlerweile Standard ist, dass beim Absenken die Kreiselfahrwerke zuerst hinten aufsetzen und so verhindern, dass die Zinken vorne einstechen.

Vicon hat am neuen Andex 705 die Achsschemellenkung und das Fahrgestell neu entwickelt. Vom Zweipunktholm am Traktor überträgt eine Lenkstange die Bewegung nach hinten. Durch den engen Einschlagwinkel dreht der Andex galant um die Kurve und kommt weit in die Ecken. Aus dem einen Schwad raus und in die Gegenspur rein ist kein Problem.

Wir schwadeten mit einem John Deere 5080R und einem 6140M. Weit eingeschlagen kamen sich Sicherheitsbügel und Traktorhinterrad zwar nahe, aber kollidierten nie. Nach Angaben von Vicon ist der Platz hier größer als bei vielen Wettbewerbern.

Der Andex hängt mit einem starren Bügel in den Unterlenkern. Nur die Unterlenkerbolzen können pendeln. Wie wir das von Vicon-Maschinen kennen, sind Details wie der Stützfuß oder der Parkplatz für Hydraulikleitungen durchdacht. Um die Klauen der mechanischen Kreiseltransportverriegelung zu öffnen, zieht der Fahrer an Seilen. Das ist rustikal, aber bewährt und klappt durch gut ausbalancierte Sperrhaken mit wenig Kraft. Eine optionale hydraulische Verriegelung (500 Euro) kann man sich hier sparen.

Rahmen und Lenkung neu

Der Andex 705 sieht im Vergleich zu seinem Vorgänger Andex 694 hübscher aus. Das schicke rote Dach, dass den Hauptrahmen ziert, hat nicht nur optische Vorteile: Kein Futter bleibt hier liegen. Trotzdem verschwinden Staub und Dreck unter dem Dach – bei der Maschinenwäsche nervt das.

Auf welcher Seite Schwader ablegen sollen, ist Geschmackssache. Liegt das Schwad links, schaut der Fahrer über die linke Schulter, um den zweiten Schwadkreisel und das Schwadtuch im Blick zu haben – oder er nutzt den gut eingestellten Seitenspiegel. Außerdem ist es einfacher den Schwader eng an die Schlaggrenze zu delegieren, weil der Blick über die Rechte Schulter Weidezaunpfähle und Nachbars Acker im Auge behält.

Der Andex ist auch deshalb durch und durch Europäer, weil er zusammen mit Mähwerken und Zettwendern im dänischen Kerteminde entwickelt und gebaut wird.

Fahrwerk mit viel Reifen: Vorne eine Tandemachse und hinten eine.

Was der Zusatz Vario verrät: Fahren beide Kreisel bis zum Anschlag aus, formt der Andex zwei Einzelschwaden für Nachtschwaden im Heu oder für kleine Ladewagen und Rundballenpressen. Die Kreisel zu verschieben, ist nach Aussagen von Vicon nicht dazu gedacht, um im normalen Seitenschwaderbetrieb die Arbeitsbreite zu verändern.

Bei geraden Strecken haben wir das trotzdem gemacht, um die letzten Zentimeter Rechbreite rauszukitzeln. Nur wenn es kurvig wird, müssen sich die Kreisel weiter überlappen. Unsere größte Kritik ist dabei, dass es keine Markierung gibt, die zeigt, wie weit die Kreisel auseinandergefahren sind, zumal die Schwadkreisel ohne Gleichlaufzylinder ungleich teleskopiert sein können.

Ein Vorteiler des neuen Rahmens: Am Vorgewende heben die Schwadkreisel weit aus und überfahren fertige Schwaden, ohne sie zu zerreißen.

Wer für Nachtschwaden keinen Einsatz hat, spart sich rund 1.700 Euro und wählt den einfacheren Andex Evo. Beide, sowohl der Evo als auch der Vario, ducken sich unter 4 m Höhe für eine legale Fahrt auf der Straße.

Die Zinkenarme müssen nicht ab, aber Abdeckungen dran. Die Kunststoffschalen mit Expanderseil sind schnell montiert, halten gut und parken sicher an ihrem Platz. Apropos Transport: Klappt der Schwader in Transportstellung, klappt auch das Schwadtuch des zweiten Kreisels automatisch nach unten. Von einem Gummipuffer gedämpft geht das sanft ohne Klappern und Schlagen.

Abheben ist seine Stärke

Der neue Andex macht einen Katzenbuckel, was Vorteile bringt. Die Seitenarme, an denen die Kreisel hängen, können bei Bodenwellen weiter auslenken. Noch viel wichtiger ist, dass der Buckelrahmen mehr Bodenfreiheit im ausgehobenen Zustand am Vorgewende schafft. Die Kreiselarme schweben 50 cm über dem Boden und so querten wir auch voluminöse Heuschwaden, ohne sie zu zerreißen. Schwaderfahrer macht das glücklich!

Bei Seitenschwadern muss der zweite Kreisel die doppelte Futtermenge bewegen. Vicon lässt ihn nicht wie üblich schneller drehen, sondern verpasst dem hinteren Kreisel zwölf statt elf Zinkenträger. Außerdem ist der hintere Kreisel im Durchmesser kleiner.

Wer gegen Seitenschwader argumentiert, bringt ineinander verschlungene Schwaden zur Sprache – das Verzopfen. Bei uns fiel der Andex nicht negativ auf: Der Schwad lag locker flockig und noch viel wichtiger: Der Häckslerfahrer war sehr zufrieden.

Der Andex legt das Schwad links ab. Der Fahrer schaut so einfach über die rechte Schulter auf die Feldgrenze.
Arbeitstiefe verstellen mit der Kurbel: Die Skala gibt nur eine sehr grobe Orientierung.
Optionale Kotflügel halten die Beleuchtung sauber. Die Halterungen für Warntafeln sind aus Kunststoff und sollen den Vibrationen länger standhalten als nur Stahlblech.
Um 60 cm überlappen die eingefahrenen Kreisel. Werden sie teleskopiert, kann der Fahrer die Überlappung ohne Skala nur abschätzen.

Unser Testurteil

Den Vicon Andex 705 auf der Straße zu fahren, ist sehr angenehm und das Fahrwerk steuert auch im Schwadeinsatz sauber um die Kurve. Die Bodenanpassung mit dem Volle-Hütte-Kreiselfahrwerk war sehr gut. Der neue Hauptrahmen lässt mehr Bewegung zu und erhöht den Aushub am Vorgewende. Auch mit wenig Traktor bekommt man viel Flächenleistung. Einzelschwaden können praktisch sein, wenn ausnahmsweise kein Häcksler zum Einsatz kommt. ●

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