Kommentar
„Ideen, die etwas bringen“
Das sei eine ganz tolle Maschine, versuchte uns in den vergangenen Wochen ein Landtechnikhersteller zu überzeugen. Niemand wisse um den großen Nutzen, den das Gerät liefere. Auf unsere kritische Nachfrage musste er aber zugeben, dass es bisher keinen Landwirt in Deutschland gibt, der die Maschinen einsetzt, und das, obwohl das Gerät seit einiger Zeit verfügbar ist. Ich bin überzeugt, dass Landwirte ein sehr ausgeprägtes Bauchgefühl haben, ob etwas einen Nutzen hat oder eher nicht. Kann das weg oder kostet es nur?
Viel schlimmer als Produkte mit einem nicht erkennbaren Nutzen finde ich, wenn Lösungen für Probleme dringend gebraucht werden, die Hersteller sich aber deutlich raushalten. Das ist zum Beispiel oft beim Thema Bodenschutz und Reifeninnendruck so. Reifendruckregelanlagen für Traktoren ab Werk gibt es gerade mal von zwei Marken und dann auch nur für die größten Baureihen. Und bei Preisen deutlich jenseits der 10.000 Euro stellt sich bei vielen Landwirten die Kosten-Nutzen-Frage.
Ein typisches Beispiel ist auch der Schutz von Rehkitzen. Mit mehr Arbeitsbreite und Schlagkraft für Mähwerke kam bisher keine taugliche Lösung von den großen Grünlandtechnik-Herstellern. Die halten sich gediegen raus und geben die Verantwortung an Landwirte und Jäger weiter. Die sollen mit ehrenamtlichen Helfern Wiesen absuchen, ehrenamtliche Drohnenflieger einspannen und sich im schlimmsten Fall als „Rehbabymörder“ anprangern lassen.
Pöttinger unternimmt mit Sensosafe Anstrengungen in die richtige Richtung. Wie das clevere Kitzrettungssystem für Mähwerke funktioniert, haben wir für Sie in diesem Beitrag herausgefunden. Es ist aber ein System, dass so viel wie ein Mähwerk selbst kostet. Eine gute Lösung, die den meisten zu teuer sein wird. Dann hilft sie auch nicht.
Als Hersteller ist es vermutlich einfacher, sich in vernetzte Flotten, Datenaustausch und Telemetrielösungen zu flüchten, statt an Lösungen für den nicht vorhandenen Fluchtinstinkt der Kitze zu tüfteln. Hier wünsche ich mir mehr Engagement der Hersteller. Ein Teil der benötigten Ressourcen dazu würde frei werden, wenn nicht mehr Produkte verkauft würden, die großen Nutzen für andere haben, aber leider wenig bis keinen für die Landwirte. ●
Thomas Göggerle
Redakteur Pflanze + Technik
E-Mail: thomas.goeggerle@agrarheute.com
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