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Von Mäusen und Menschen

Als Farmer in New South Wales muss man ein robustes Gemüt haben. In den vergangenen Jahren wurde Australiens bevölkerungsreichster Bundesstaat von anhaltender Dürre, verheerenden Feuersbrünsten und schließlich einer Jahrhundertflut heimgesucht.

Als die Wassermassen abgeflossen und die Schäden halbwegs behoben waren, freuten sich die Landwirte vor Ort auf eine gute Ernte – die erste seit vielen Jahren. Endlich wieder Grundwasser für die Pflanzen!

Doch so leicht lässt die Natur New South Wales nicht vom Haken. Sie hat immer noch ein Ass in der Hinterhand – in diesem Falle in Form von niedlichen Mäuschen. Genauer: Unmengen von niedlichen Mäuschen.

Mit dem fetten Nahrungsangebot auf den Feldern explodierte nämlich die Mäusepopulation. Die Nager treten regional unterdessen in so irrwitzigen Mengen auf, dass sie Felder und Scheunen leerfressen. Videos aus Getreidelagern zeigen wimmelnde Haufen an den Stellen, an denen zuvor noch Korn lag. Nach den Dürremissernten der vergangenen Jahre droht mancherorts nun ein Totalausfall durch Mäusemast. Der Bauernverband von New South Wales spricht von Verlusten in Milliardenhöhe.

Mit dem fetten Nahrungsangebot auf den Feldern explodierte in Australien die Mäusepopulation.

Kein Wunder also, dass die Regierung des Bundesstaats die Nagerplage mittlerweile als Notstand behandelt und vor allem Landwirten großzügige finanzielle Mittel für Bekämpfung und Schadensausgleich zur Verfügung stellt. Umgerech- net 32 Mio. Euro sagte Agrar- minister Adam Marshall den Betroffenen zu.

Aber nicht jeder freut sich über diese Unterstützung. Die Tierrechtsorganisation Peta appellierte kürzlich an die Farmer, sie mögen doch bitte den armen Mäusen kein Leid zufügen. Die Sprecherin von Peta Australia, Aleesha Naxakis, formulierte es so: „Diese intelligenten, neugierigen Tiere suchen nur nach Futter, um zu überleben. [...] Dieses Rechts sollten sie nicht beraubt werden wegen der gefährlichen Idee von einer menschlichen Vorherrschaft.“

Statt sie zu vergiften, so die Empfehlung der Peta-Sprecherin, solle man die Mäuse „vorsichtig einfangen“ und „unbeschadet aussetzen“. Wo genau Letzteres geschehen solle, führte Naxakis nicht aus.

Der Wind, der Peta in den australischen Medien und auf Social-Media-Plattformen ent- gegenschlug, war weit heftiger als der sprichwörtliche Mäuse- pups. „Dumm“ und „weltfremd“ waren noch freundliche Formulierungen dessen, was Betroffene von den Mäuserechtsvorstößen hielten. Eine Zoologin fragte auf Facebook zynisch, wie viele Millionen hungrige, fortpflanzungsfreudige Mäuse Aleesha Naxakis denn frei Haus geliefert haben möchte. Andere luden die Tierrechtlerin zum Nagerfang ein oder empfahlen ein Praktikum in einem Land, in dem Vorratsschädlinge den Hungertod bedeuten. Denn der eigene stets volle Teller ist wohl die Grundvoraussetzung für die Idee von der Gleichberechtigung von Menschen und Mäusen. ●

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