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Kommentar

„Einfach nur schlecht für unseren Berufsstand“

Julia Schmid bewirtschaftet mit ihrem Mann einen Biomilchviehbetrieb in Bayern. Aus den sozialen Medien ist sie als Fräulein Deere bekannt und bloggt auch für agrarheute.

Mir fällt spontan einiges ein, was ich am Montagabend lieber mache, als „Bauer sucht Frau“ zu schauen. Güllekanal waschen zum Beispiel. Aber am 8. November habe ich mir tatsächlich eine Folge der RTL-Show ganz und genau angesehen, um mir ein Bild von der aktuellen Staffel zu machen.

Das Scheunenfest ist vorbei und es geht in die ersten Hofwochen. Bei der dramatischen Musik und den Bildern zu Beginn dachte ich: Wow, es passiert gleich was Spannendes … Doch da habe ich mich wohl getäuscht. Ein Bienenschwarm hing im Baum. Für Nichtlandwirte sind viele Dinge, die für uns normal sind, zwar spannend, aber das war dann doch etwas zu banal. Drama, Baby, Drama!

Buh-Frau Lara

Weiter gehts mit der ersten Paarung: Pferdewirtin Lara und ihre zwei Dates Melanie und Franzi. Zuerst merkt Lara mit ihrer dominanten Art nicht, dass Melanie Angst vor Pferden hat. Dann will die Kandidatin ihrer Franzi bei einem Einzeldate näherkommen und merkt nicht, dass diese sich dabei unwohl fühlt. Auch beim zweiten Einzeldate kommt keine romantische Stimmung auf. Lara zerreißt Melanies mitgebrachte Dosenwurst aus der Heimat förmlich in der Luft: Kennt sie nicht, schmeckt ihr nicht, schaut aus wie Hundefutter.

Da stelle ich mir die Frage, ob Lara auch im echten Leben so ist? Zeigt sie bei Dates wirklich so wenig Empathie? Oder spielen dann doch die Anwesenheit der Kamera und ein Drehbuch, das es ja angeblich nicht gibt, eine Rolle? Jedenfalls ist wohl klar, dass die katastrophalen Dates gut für die Quote waren. Irgendeinen Buh-Mann braucht es ja immer – oder eben eine Buh-Frau.

Auch Kandidat Björn durfte mit seinen Kandidatinnen in die Hofwoche starten. Erste gemeinsame Aktion: Hofladerfahren. Die Art und Weise, wie Björn die Maschine erklärt, ist arg klischeehaft. „Das in der Mitte ist das Lenkrad“, erklärt er. Ach was, echt?! Ganz ehrlich, RTL, kein Mann der Welt würde das einer Frau so erklären. Aber scheinbar muss in jeder Staffel eben auch ein etwas dümmlicher Bauer dabei sein …

Was mich aber wirklich ärgert, ist die zweite gemeinsame Aufgabe auf Björns Hof. 50 Pensionspferdeboxen zu misten wird als lockere Vormittagsbeschäftigung dargestellt. Liebes RTL-Team, auch wenn wir bei Bauer sucht Frau sind: 50 Pferdeboxen misten sich nicht bei einem Pläuschen nach dem gemütlichen Kaffee. Die müssen am frühen Vormittag fertig sein, bevor die ersten Einsteller kommen. Für Romantik ist da in der Realität nicht viel Platz – soviel dazu.

Quoten-Sexist Peter

Der letzte Bauer der Sendung ist der golfplatzbesitzende Ackerbauer Peter. Nachdem er und seine Auserwählte Kerstin den 23 ha großen Golfplatz von den Bällen des Vortags befreit haben, präsentiert der Landwirt stolz seinen Wellnessbereich. Und dann fällt er, der eine Satz: Zum Putzen und Aufräumen dürfe Kerstin länger bleiben. Aaaah, da haben wir ihn, den Quoten-Sexisten. Ich hätte mich ja sofort umgedreht und wäre gegangen. Gott sei Dank hat sich auch Kerstin das nicht so einfach gefallen lassen.

Nach 82 Minuten war der Spuk endlich vorbei. Zugegeben, es war nicht so schlimm, wie ich es aufgrund der Publicity der vorherigen Staffeln erwartet hatte. Dennoch ist es mir ein Rätsel, was an Bauer sucht Frau unter- haltend sein soll. (dg) 

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