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Schachmatt dem Schmetterling

Zum Erntezeitpunkt von Silomais hat sich der Maiszünsler meist zwischen dem ersten und zweiten Knoten im Stängel eingenistet.

Auf den Punkt

  • Der Zünsler ist der bedeutenste und am weitesten verbreitete Schädling in Maisbeständen.
  • Egal welches Verfahren angewendet wird, es ist besser als nichts zu unternehmen.
  • Der Zünsler kennt keine Flurgrenzen. Zur Eindämmung müssen alle einen Beitrag leisten.

Die Landkarte Deutschlands verfärbt sich immer weiter. Waren anfangs nur Flächen in Süddeutschland farblich hervorgehoben, so hat sich die Farbgebung in den letzten Jahren bundesweit angepasst. Inzwischen hat er alle Maisanbaugebiete in Deutschland erreicht: der Maiszünsler.

Um den gefürchteten Schädling effizient bekämpfen zu können, muss man seine Biologie kennen. Die Larven des Zünslers überwintern in Maisstoppeln. Im Frühling verpuppen sich die Raupen, bevor ab Ende Mai die erste Generation der Zünsler als Nachtfalter schlüpft. Nach der Paarung legen die Weibchen Eier auf die Blattunterseite der Maispflanzen ab. Die jungen Raupen schlüpfen und dringen nach einem Reifungsfrass, als zweite Generation, zwischen Ende August und Mitte September in den Maisstängel ein, wo sie sich bis in den Herbst hinein langsam nach unten fressen.

Größere Schäden im Bestand entstehen bei Stängelbruch unter dem Kolben sowie bei starkem Maiszünslerbefall durch den gestörten Wasser- und Nährstofftransport im Stängel. Fraßstellen können zudem Infektionsquellen für mykotoxinbildende Fusarienpilze sein.

Den Zünsler verdrängen

Um diesen Zyklus zu unterbrechen, gibt es verschiedene Strategien: mechanisch durch Zerkleinern und Einarbeiten der auf dem Feld verbliebenen Pflanzenreste, chemisch durch den Einsatz von Insektiziden oder biologisch auf Bacillus thuringiensis (Bt) beruhenden Strategien. Das können Bt-Präparate sein, die aufgebracht werden, oder der Anbau von Mais, der eine gentechnisch vermittelte Insektenresistenz besitzt (Bt-Mais). Räuberische Insekten wie Marienkäfer, Raubwanzen und Florfliegen, parasitische Schlupfwespen und Bakterien, sowie ein aktives Bodenleben tragen zur biologischen Regulierung des Maiszünslerauftretens bei.

Je nachdem, zu welchem Zeitpunkt man aktiv gegen den Maiszünsler vorgehen möchte, kommen die verschiedenen Verfahren zum Zug. Will man dem Schädling bereits früh zu Leibe rücken, eignen sich die biologischen Strategien. Hier hat der Einsatz der Schlupfwespe Trichogramma brassicae in den letzten Jahren stark zugenommen und erweist sich als sehr wirksam.

Die Testmaschinen auf dem Versuchsfeld im Überblick.

Die Bekämpfungsschwelle liegt bei fünf Eigelegen pro 100 Pflanzen. Der Eiparasitoid wird im Puppenstadium auf Pappkärtchen geklebt und ab Beginn des Zünslerflugs (Feststellung durch Pheromonfallen) zweimal im Abstand von rund zehn Tagen im Maisbestand aufgehängt. Auf großen Flächen kommen auch Drohnen zum Einsatz, die die Wespen in Form von Kugeln ausbringen. Die geschlüpften Schlupfwespen zerstören die Zünslereier zu 70 bis 90 Prozent.

Mechanische Verfahren im Test

Alles ist besser als nichts zu machen. Das ist die Idee, die unserem Test auf dem Stoppelacker Mitte Oktober zugrunde gelegen hat. Im vergangenen Herbst haben wir von agrarheute einen Versuch mit vier verschiedenen mechanischen Verfahren zur Maiszünslerbekämpfung durchgeführt. Der Mais wurde am 7. Oktober 2022 gehäckselt, ein Teil davon als Test mit dem Kemper-Maisvorsatz Stalkbuster.

Eine Woche später, am 13. Oktober 2022, wurden die drei Techniken zur mechanischen Zünslerbekämpfung auf den Testflächen (mit Standardmaisvorsatz geerntet) eingesetzt und im Rahmen eines Feldtags vorgestellt. Zum Einsatz kamen folgende Strategien:

  • Maisvorsatz: Kemper Stalkbuster
  • Messerwalze: Horsch Cultro 3 TL mit Kurzscheibenegge Joker 3 CT
  • Mulcher: Kverneland Mulcher FXN
  • Walze: Güttler Greenseeder mit Major

Wir wollen zeigen, dass sich die eingefärbte Deutschlandkarte verändern lässt und man mit entsprechendem Technikeinsatz den Maiszünsler bekämpfen und mittelfristig von den Ackerflächen verdrängen kann.

Passendes Verfahren finden

Doch worin unterscheiden sich die einzelnen Verfahren? Worin liegen ihre Stärken und wo kommt die Technik an ihre Grenzen? Um das herauszufinden, muss man sich die Arbeitsweise der einzelnen Maschinen genauer ansehen, denn es gibt doch einige Unterschiede: Kombinierte Verfahren, aktive Werkzeuge, Eigenmechanisierung oder überbetrieblicher Einsatz?

Der Testkandidat der Parzelle eins war schon vor dem eigentlichen Vergleichstest auf dem Acker. Er kam direkt mit dem Maishäcksler zur Ernte aufs Feld. Der Stalkbuster von Kemper arbeitet direkt integriert im Vorsatz. Jede Maisstoppelreihe bekommt es dabei mit einem eigenen Schlegelmesser zu tun, bevor der Reifen einer Erntemaschine die Stängel umknicken kann.

So schafft man systembedingt eine hohe Trefferquote und eine nahezu vollständige Zerfaserung der Stängel. Voraussetzung ist, dass bestenfalls die Reihenzahl von Sätechnik und Maisvorsatz übereinstimmt und der Häcksler bei der Ernte den Spuren des Schleppers bei der Aussaat folgt.

Absätzige Verfahren

Testparzelle zwei wurde von einer Maschine besetzt, die man aufs Erste nicht auf dem Maisstoppelacker suchen würde. Hierbei handelt es sich um Technik, die ihre Heimat in der Grünlandpflege hat: der Güttler Greenseeder mit der Prismenwalze Major. Die Striegeleinheit, oder besser gesagt das Ripperboard, knickt auf dem Maisstoppelacker alle Stängel um. Im Anschluss überrollt die Walze mit ihren 305 Spitzen pro Quadratmeter die Stängel in Längs- oder Querrichtung.

Optisch sieht man den Stängeln nichts beziehungsweise kaum etwas an, aber es werden nahezu alle so weit zerstört, dass die Larven über den Winter keine Überlebenschance haben. Hierfür reicht bereits ein kleiner Riss an der Oberfläche aus. Die Stängel sind allerdings nicht vollständig zerstört, sodass sie bei folgenden Arbeitsgängen in Grubber oder Sämaschine zu Verstopfungen führen können.

Bei der Zünslerbekämpfung denkt man wohl als Erstes an einen Mulcher. Dieses Verfahren war bei unserem Praxisversuch auf Parzelle drei vertreten. Mit dem Schlegelmulcher FXN von Kverneland hatten wir einen klassischen Vertreter auf dem Acker, der neben Maisstoppeln auch andere Biomasse wie beispielsweise Zwischenfruchtbestände mulchen kann.

Achtet man bereits bei der Maisernte darauf, möglichst wenige Stängel umzufahren (sowohl mit dem Häcksler als auch den Abfuhrgespannen), hat der Mulcher leichtes Spiel, um sie ordentlich zu zerkleinern. In den Boden gefahrene Stoppeln, unebene Felder und Steine trüben die Arbeitsfreude mit dem Mulcher. Bei diesem Verfahren werden die vom Häcksler hinterlassenen Maisstoppel bis unter den ersten Knoten zuverlässig zerkleinert – ähnlich wie beim Kemper Stalkbuster.

In der letzten Versuchsparzelle kam ein weiteres passiv wirkendes Werkzeug zum Einsatz: die Front-Heck-Kombination aus der Horsch-Messerwalze Cultro TL und der Scheibenegge Joker CT. Diese Kombination ist nicht nur auf dem Maisacker zu Hause. Auch Zwischenfrüchte, Raps- und Getreidestoppeln sind dieser Maschinenkombination willkommen. Selbstverständlich lässt sich diese Gerätekombination auch auflösen und einzeln einsetzen.

Der Zerkleinerungseffekt mit Längs- und Querschnitten ist gut. Auch umgedrückte Stoppeln oder längere Pflanzenreste werden zuverlässig zerkleinert. Systembedingt wird für ein gutes Arbeitsergebnis immer die Kombination aus Technik für leichte Bodenbearbeitung und mechanische Zerkleinerung mittels Messerwalze bei der Zünslerbekämpfung benötigt.


Arbeitsergebnisse

Stalkbuster: Bevor die Stoppel vom Häcksler überfahren wird, setzt das Schlegelmesser an.

Walze: Die Kombination aus Striegel und Walze ritzt jede Stoppel an. Das reicht aus.

Mulcher: Er schafft ein vergleichbares Bild wie der Stalkbuster. Ausnahme: Überfahrene Stoppeln.

Messerwalze: Messerwalze und Egge zerkleinern die Stoppeln und bedecken sie leicht mit Boden.


Überwinterungsmöglichkeit fehlt

Um die Verfahren miteinander vergleichen zu können, wurde der Bewertungsrahmen vom Institut für Agrartechnologie Johann Heinrich von Thünen (JVT) Braunschweig herangezogen. Die einzelnen Parzellen wurden direkt nach dem Maschineneinsatz im Herbst und ein zweites Mal nach dem Winter, Mitte März, bewertet.

Parameter für die Versuchsauswertung waren Ackeroberfläche, Zustand der Stoppeln vor der Maßnahme, Stoppellänge und das abschließende Arbeitsergebnis. Im Frühjahr wurden die Parzellen nochmals bezugnehmend auf die zeitlichen Veränderungen infolge der Verwitterung begutachtet.

Auch wenn es im Herbst noch Unterschiede bei der Bearbeitung der Stoppeln gegeben hat, die darauf hätten schließen lassen, dass sich das ein oder andere Verfahren nur bedingt eignet, waren wir im Frühjahr vom Ergebnis etwas überrascht. Beim Auszählen der Versuchsparzellen wurden keine intakten Stängel mehr gefunden. Dem Maiszünsler wurde mit allen Verfahren die Möglichkeit zum Überwintern genommen.

Egal welche Technik zum Einsatz kommt, jedes Verfahren eignet sich besser als die Stoppel nicht zu bearbeiten. Die oft besagte Methode des alleinigen „Unterpflügens“ wäre auf der Testfläche keine Option gewesen. Der Standort lässt nur ein flachgründiges Bearbeiten zu. Dies würde nicht ausreichen, um die Stängel so weit zu vergraben, dass die Larven nicht überwintern könnten. Zudem empfiehlt sich auch beim Pflugeinsatz, sich immer eine der genannten Maßnahmen auszuwählen und im Vorfeld durchzuführen.

Am wichtigsten ist jedoch, dass sich alle Maisanbauer einig sind, dass der Maiszünsler bekämpft werden muss. Dafür stehen diverse Maßnahmen zur Verfügung, die betriebsindividuell ausgewählt werden können. Jeder Landwirt kann für sich erfolgreich sein und den Zünsler auf seinen Flächen zurückdrängen. Um jedoch die Deutschlandkarte dauerhaft neu zu gestalten, muss jeder seinen Beitrag leisten, denn der Schmetterling kennt keine Flurstücksgrenzen. ●

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