Logo agrarheute digitalmagazin

Artikel wird geladen

Gegen Cyberangriffe versichern?

Peter J. O. Bartz ist Leiter des Fachbereichs Agrar im Bundesverband der Sachverständigen für das Versicherungswesen e.V. (BVSV), Koblenz

Herr Bartz, Sie sind Versicherungsmakler für landwirtschaftliche Betriebe. Finden Hackerangriffe auf Höfen überhaupt statt?

Wir betreuen mehrere Mandanten, die mit ihrem Betrieb in den vergangenen beiden Jahren angegriffen wurden. Betriebsleiter sprechen darüber nur sehr ungern, da sie behördliche Ermittlungen fürchten und meist nicht versichert sind. Sicher gibt es viel mehr Fälle, als wir kennen.

Deckt die Betriebshaftpflicht Cyberangriffe?

Einige Versicherungsanbieter werben damit. Ich rate davon ab und empfehle, die immer separat abzusichern. Die Bestandteile der Versicherung müssen zum Betrieb passen. Das beginnt mit der IT-fachlichen Begleitung rund um die Uhr an 365 Tagen und geht weiter mit der juristischen Unterstützung. Sind beispielsweise Kundendaten abgeflossen, ist das auch ein Datenschutzproblem. Da braucht man Betreuung bei der DSGVO-konformen Unterrichtung der betroffenen Personen, mit der Deckung des Hard- und Softwareschadens, der Betriebsunterbrechung, der Mehrkosten zur Wiederherstellung der Daten und, und, und ...

Was ist versichert und was nicht?

Der Versicherungsschutz sollte bei standardisierten Agrar-Cyberpolicen auf eine durchschnittliche Umsatzsumme ausgerichtet sein. Trotzdem sollte man mit einem Versicherungsspezialisten das individuelle Betriebsrisiko einschätzen. Was vielen nicht wissen: Es gibt Pflichten, die auch Obliegenheiten genannt werden. Fehlen beispielsweise Datensicherungen, Firewall, Virenschutzprogramm oder Softwareupdates, kann die Versicherung im schlimmsten Fall den Schutz verweigern.

Was ist eine gute Cyberversicherung?

Die Versicherung muss einen spezialisierten telefonischen Notdienst anbieten, der im Schadensfall rund um die Uhr erreichbar ist. Außerdem sollte die Deckungssumme für Drittschäden mindestens in Höhe des ermittelten Schadenspotenzials liegen (ab 1 Mio. Euro aufwärts). Die erforderlichen Deckungssummen für die unterschiedlichen Dienstleistungen und Eigenschäden sollten auf den Bedarf des Betriebs ausgerichtet sein.

Wie viel kostet eine Cyberversicherung?

Die Höhe der Prämie hängt von der Gefährdung ab. Ein Ackerbaubetrieb mit einem Umsatz bis 1 Mio. Euro und einer Versicherungssumme von 1 Mio. Euro zahlt jährlich ab 370 Euro, bei einem Umsatz von 3 Mio. Euro ab 670 Euro. Steigt die Versicherungssumme auf 3 Mio. Euro, erhöht sich die Prämie und startet bei 990 Euro jährlich. Bei Direktvermarktung und beschäftigten Saisonarbeitskräften werden auch Personendaten erfasst. Hier muss der Versicherungsbedarf individuell ermittelt werden. ●

Digitale Ausgabe agrarheute

Schön, dass Sie in die digitale agrarheute reingelesen haben. Ihr überregionales Fachmagazin für moderne Landwirtschaft liefert Ihnen jeden Monat Informationen aus Politik, Technik und Tierhaltung und Ackerbau. So bleibt Ihnen mehr Zeit für das Wesentliche: die Landwirtschaft.

✔ Immer und überall verfügbar
✔ Artikel teilen
✔ Zusätzliche digitale Inhalte gegenüber der gedruckten Ausgabe
✔ Artikel merken und später lesen