Logo agrarheute digitalmagazin

Artikel wird geladen

Eine für alle

Die neue Becherlegemaschine Prios 440 von Grimme vereint alle Techniken, die zum Legen von Kartoffeln benötigt werden.

Auf den Punkt

  • Die neu entwickelte Becherlegemaschine Prios 440 legt vierreihig Kartoffeln.
  • Sie vereint Bodenbearbeitung, Düngung, Beizung, Pflanzung und Dammformung in einem.
  • Mit dem Schwanenhals lässt sich das Bodenbearbeitungsgerät leicht austauschen.

Die neue Prios 440 leitet eine neue Generation der Grimme-Kartoffellegetechnik ein. Diese komplette Neuentwicklung kann nicht nur alles auf einmal, sie ist auch modular aufgebaut, und so werden sich Komponenten in weiteren Neuentwicklungen von Grimme wiederfinden.

Was heißt „alles auf einmal“? Die Prios 440 kann sieben Arbeitsschritte auf einmal erledigen: Bodenbearbeitung, Beizung der Kartoffeln, Dünger und Mikrogranulate ausbringen, 4-reihig Kartoffeln legen, die Dämme auf viele verschiedene Arten formen und noch für einen Erosionsschutz sorgen.

Dabei bleibt die Maschine bei 75 cm Reihenabstand unter 3,00 m Transportbreite. Damit wird die Neuvorstellung, die zur Saison 2023 in kleiner Stückzahl verfügbar sein wird, Maßstäbe setzen.

Maßstäbe setzt auch der Preis: Rund 175.000 Euro muss man für die von uns getestete Maschine investieren. Voll ausgestattet kommt diese flexible Becherlegemaschine nur für Kunden infrage, die 150 bis 200 ha Kartoffeln anbauen. Durch ihre Flexibilität und Transportbreite von nur 3,00 m sicher eine interessante Technik für Lohnunternehmer mit häufig wechselnden Kundenanforderungen und Bedingungen. Die Grundmaschine gibt es ohne Schwanenhals schon ab 52.540 Euro.

Mit Schwanenhals

Für häufig wechselnde Bedingungen ist der Schwanenhals entwickelt worden. Er zieht die eigentliche Becherlegemaschine über den Acker. Das Bodenbearbeitungsgerät lässt sich so leicht austauschen. Deshalb ist der Schwanenhals auch auf einem Zwischenrahmen aufgebaut. Das Gerät wird normal in der Dreipunkthydraulik des Traktors angebaut. Um in der Bodenbearbeitung unabhängig vom Kartoffellegen zu sein, verfügt der Zwischenrahmen über ein extra Hubwerk für das Bodenbearbeitungsgerät. So kann das Bodenbearbeitungsgerät unabhängig vom Legegerät in der Tiefe eingestellt werden.

Zum An- und Abbauen des Bodenbearbeitungsgerätes braucht man etwas Platz und Übung, aber durch die Lenkung an der Legeeinheit lässt sie sich mit dem Schwanenhals prima zur Seite fahren, sodass gekoppelt werden kann. Der Vorführfahrer bei unserem Testeinsatz meinte: „Das sieht komplizierter aus, als es ist, und geht erstaunlich schnell.“

Bei unserem Einsatz war keine Zeit zum Gerätewechseln. Wir waren mit der Vollfeldfräse GR 300 im Feld. Sie passt mit 3,00 m Arbeitsbreite gut zum Reihenabstand von 75 cm, hat aber typisch Fräse mit seitlichem Antrieb mit 3,30 m etwas Überbreite. Wer die 3,00 m Außenbreite einhalten muss, kann auch jede handelsübliche Kreiselegge in die Dreipunkthydraulik hängen.

Düngen, legen, formen

Über einen Schwanenhals wird die Legeeinheit mit dem Traktor beziehungsweise mit dem Anbaubock verbunden. Dies hat zum einen den Vorteil, dass die Bodenbearbeitungsgeräte relativ leicht ausgetauscht werden können. Zum anderen wird die Maschine zusammen mit den gelenkten Rädern so viel wendiger, was besonders am Vorgewende Vorteile bringt. Noch ist die Lenkung nicht in die Spurführung integriert, aber die Entwickler von Grimme arbeiten daran. Dann muss der Fahrer am Vorgewende nicht mehr von Hand mit einem Steuergerät lenken. Im Feld stellt der Fahrer die Räder starr und die Prios folgt in ebenem Gelände schön der Traktorspur.

Der Aufbau der Prios ist klassisch: Zuerst wird gedüngt, dann gebeizt und gelegt und zum Schluss der Damm geformt.

Für den Dünger steht ein 1.700-l-Behälter zur Verfügung. Der Behälter sitzt ziemlich weit vorne, so dass die Befüllung mit einem Frontlader von hinten kaum möglich ist. Also wird ein Teleskoplader benötigt oder es werden Bigpacks zum Befüllen von der Seite genutzt. Für jede Reihe gibt es einen eigenen Kunststofftrichter. Für die Dosierung sorgen hydraulisch angetriebene Schnecken, die fahrgeschwindigkeitsabhängig dosieren. Maximal lassen sich 900 kg Dünger pro Hektar ausbringen. Dank Section Control ist auch eine Einzelreihenabschaltung möglich. Mit Multiboom kann Section Control neben dem Dünger auch das Kartoffellegen individuell ein- und ausschalten – eine Funktion, die noch nicht im ISOBUS-Standard verankert ist und daher nur auf Grimmemaschinen mit einem CCI-Terminal funktioniert.

Der Dünger wird in zwei Bändern rechts und links neben der Knolle abgelegt. Dieser Abstand ist mit 25 cm fix; wie tief die 570 mm großen Düngerscheiben den Dünger unter der Knolle ablegen, lässt sich von 0 bis 10 cm einstellen. Damit der Dünger zum Beispiel in der Fahrgasse nicht vermahlen wird, schalten die Rührwellen für jede Reihe einzeln mit der Dosierung ab.

Zwei 22 l große Granulatstreuer dosieren das Granulat mittels Zellenradschleuse in den Furchenzieher. Die Mikrogranulate lassen sich für je zwei Reihen separat dosieren.

Zwei Fässer mit 800 l

Für die Beizung stehen zwei Fässer à 400 l bereit. Sie lassen sich entweder zum Beizen der Knollen oder für eine Furchenbehandlung nutzen. Auch hier erfolgt die Dosierung durch Section Control mit Einzelreihenschaltung und geschwindigkeitsabhängiger Dosierung. Camlock-Koppelpunkte erlauben ein schnelles Wechseln der Schläuche, um von Flüssigbeize auf Furchenbehandlungsmittel umzuschalten.

Bunker für 3.500 kg Pflanzgut

Bei der Maschine mit 75 cm Reihenabstand fasst der Bunker rund 3,5 t. Er ist ausreichend breit, um auch mit großen Schaufeln befüllt zu werden. Er lässt sich hydraulisch ankippen, damit die Legeelemente gleichmäßig befüllt werden. Eine Kippbunkerautomatik entlastet den Fahrer und verhindert, dass die Becher leer laufen.

Für unterschiedlich große Knollen gibt es unterschiedlich große Becher an den Bechergurten. Durch einen Schnellspanner ist ein werkzeugloser Wechsel dieser Bänder möglich. Es sollen sich Legeabstände von 10 bis 60 cm verwirklichen lassen. Für die Vereinzelung auf den Bechern hat jede Reihe einen eigenen einstellbaren elektrischen Intensivrüttler. Bei der Vorstellung wurde betont, dass die Prios die erste Becherlegemaschine aus dem Hause Grimme ist, bei der sich die Vereinzelung durch die Rüttler für jede Reihe einzeln einstellen lässt. Die Vereinzelung wird optisch überwacht und in der Kabine angezeigt. So kann der Fahrer anhand der Anzeige auf dem Terminal oder auf dem Kamerabildschirm Änderungenen vornehmen.

Praktisch: Kommt eine Warnmeldung schaltet sich die Kamera der entsprechenden Reihe groß auf den Bildschirm. Genauso praktisch ist die Zeitlupenfunktion, um sich die Vereinzelung genau anschauen zu könne. Grimme nennt das Visual Protect Pro.

Die Kartoffel fällt dann in die vom Furchenzieher geformte Furche. Die Grundform des Furchenziehers ist immer gleich, die Anpassung an die verschiedenen Böden erfolgt über das Verschleißschar, das sich zudem leicht austauschen lässt.

Qual der Wahl beim Damm

Bei der Dammformung hat sich Grimme etwas besonderes einfallen lassen: Vier verschiedene Dammformen sind mit der Prios 440 möglich und das ohne Umbau, allein durch die Verstellung der Werkzeuge. So lässt sich der Damm nur mit den Häufelkörpern formen oder er wird nur mit der Gitterrolle geformt. Wer es kompakt mag, nimmt die Häufelkörper und Dammkronenplatte für eine Trapezform. Für Beregnungsbetriebe bietet sich die Hybrid-Dammformeinrichtung, bestehend aus Häufelkörpern, Dammkronenplatten und Gitterrollen an, dann kann das Wasser besser infiltrieren. Wie viel Erde über die Pflanzkartoffel kommt, lässt sich von der Kabine aus am Terminal einstellen.

TerraProtect heißt die Lösung zum Erosionsschutz. Entweder werden die Lockerungszinken genutzt, die die Erde zwischen dem Dämmen lockern und die Infiltration erhöhen, oder es kommen die sogenannten Querdammhäufler zum Einsatz, die automatisch Querdämme zur Wasserspeicherung zwischen den Pflanzdämmen anlegen.

Schmal auf der Straße

Vier Laufräder sorgen für Fahrstabilität auf dem Feld und auf der Straße. Während die inneren Räder immer genau zwischen den beiden äußern Reihen laufen, laufen die äußeren Räder auf der Straße quasi genau über der Reihe. Im Feld werden sie hydraulisch teleskopiert und dann laufen die äußeren Räder neben dem Damm. Durch die Teleskopachse bleibt die Legemaschine für den Transport unter 3,00 m. Dank kräftiger Bremsen gibt es auch eine 40-km/h-Zulassung für die Prios.

Alles im Bild

Die Bedienung ist zeitgemäß 100 Prozent ISOBUS-kompatibel. Grimme führt bei der Prios das Bedienkonzept GDI (Grimme Digital Interface) ein. Das macht die Bedienung noch intuitiver. Dank vieler Kameras und einem speziell entwickelten Monitor lässt sich die Maschine per Video überwachen.

Mit myGrimme lassen sich die Daten von der Maschine aus dem Büro überwachen und Applikationskarten auf die Maschine schicken. Natürlich lassen sich auch Aufträge erstellen und die Dokumentation automatisieren. Wer mag, kann die Daten auch per agrirouter mit Partnern oder Kunden teilen.

Unser Testeindruck

Mit dem cleveren Schwanenhals lässt sich das Bodenbearbeitungsgerät unabhängig von der Legemaschine in der Tiefe verstellen. Die Bedienung ist dank ISOBUS und neuer Bedienlogik intuitiv und vergleichsweise einfach. Die Düngerausbringung ist präzise, Legeabstand und -tiefe der Kartoffeln waren gleichmäßig. Die Prios 440 folgt mit dem Schwanenhals präzise dem Traktor und ist im Feld erstaunlich wendig. Die Vielseitigkeit wird sie zum Liebling der Lohnunternehmer machen. ●

Digitale Ausgabe agrarheute

Schön, dass Sie in die digitale agrarheute reingelesen haben. Ihr überregionales Fachmagazin für moderne Landwirtschaft liefert Ihnen jeden Monat Informationen aus Politik, Technik und Tierhaltung und Ackerbau. So bleibt Ihnen mehr Zeit für das Wesentliche: die Landwirtschaft.

✔ Immer und überall verfügbar
✔ Artikel teilen
✔ Zusätzliche digitale Inhalte gegenüber der gedruckten Ausgabe
✔ Artikel merken und später lesen