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Fett im Trog

Um Struktur und Energie in Hochleistungsrationen auszugleichen, empfehlen Berater auch Futterfett.

Auf den Punkt

  • Fett ist der energiereichste Nährstoff und in vielen Futtermitteln enthalten.
  • Um Rationen mit Futterfett zu ergänzen, sollte man pansengeschützte Fette einsetzen.
  • Je nach Zielrichtung des Einsatzes werden unterschiedliche Fettarten angeboten.

Fett ist im Vergleich zu Protein und Kohlenhydraten der energiereichste Nährstoff. In Rationen für Milchkühe ist er als natives Fett in allen Futtermitteln enthalten. Außerdem kommt Futterfett in pansengeschützter Form als Ergänzungsfutter zum Einsatz.

In der Futtermittelanalytik wird Fett nach standardisierten Methoden bestimmt. Da bei diesem Verfahren auch andere wasserunlösliche Verbindungen (zum Beispiel fettlösliche Vitamine und andere) miterfasst werden, bezeichnet man diese Fraktion als Rohfett. Sie ist auf jedem Futtermittelattest zu finden.

Zu den physiologischen Grundlagen und wie Fette im Pansen umgesetzt werden, sowie zur Charakterisierung von Fettsäuren und verschiedener Fettarten ist mehr in der Ausgabe agrarheute Rind 02/2018 ab Seite 30 nachzulesen. Da die Preise von Futterfetten stark schwanken (von 60 bis über 100 Euro/dt) und damit auch immer die Frage nach Alternativen aufkommt, sollen hier einige praktische Aspekte zum Fetteinsatz bei Milchkühen dargelegt werden.

Rohfett in Futtermitteln

In nahezu allen Futtermitteln ist Rohfett enthalten. Man bezeichnet es als natives Rohfett. Die Fettsäurezusammensetzung ist je nach Futtermittelart unterschiedlich. Eine wichtige Quelle sind Ölsaaten und Verarbeitungsprodukte (Kuchen und Expeller), die abhängig vom Verfahren der Ölgewinnung entsprechende Fettgehalte aufweisen.

Um eine ökonomische Entscheidung beim Kauf treffen zu können, ist es notwendig, die fettreichen Futtermittel mit allen auf dem Markt angebotenen energiereichen Konzentraten zu vergleichen. Zu diesem Zweck sind in der Tabelle Austauschäquivalente von energiereichen Konzentraten“ die jeweils aus dem Energie- und Stärke- beziehungsweise Zuckergehalt abgeleiteten Mengen ausgewiesen, die nötig sind, um 1 kg Weizen in der Ration auszutauschen.

Es gilt nicht, eine entsprechende Menge Futtermittel (kg, dt oder t) auszutauschen, sondern eine entsprechende Einheit Energie oder Nährstoff. Um hier flexibel sein zu können, muss man die möglichen Futterkomponenten und deren Eigenschaften kennen. Das wiederum setzt voraus, dass diese Kenntnisse durch Bildung, Weiterbildung und Beratung vermittelt werden.

Pansengeschützte Fette

Seit 1997 ist es futtermittelrechtlich verboten, tierische Fette in der Wiederkäuerfütterung einzusetzen. Deshalb kommen für Milchviehrationen nur pflanzliche Fette infrage. Sie liegen aufgrund ihres hohen Gehalts an ungesättigten Fettsäuren in flüssiger Konsistenz als Öle vor. Da sie schnell oxidieren, gilt es, dies bei ihrer Lagerung besonders zu beachten (unter anderem durch Zusatz von Antioxidantien). Der Frischegrad eines Fetts lässt sich durch Analysekennzahlen bestimmen (Peroxidzahl kleiner 10; Säurezahl kleiner 50).

Der überwiegende Teil der bei uns derzeit eingesetzten Futterfette stammt aus importiertem Palmkernöl. Schon aus ökologischer Weitsicht sollten alle Möglichkeiten geschaffen und genutzt werden, um stattdessen alternative einheimische Öle zu verarbeiten. Um Futterfette vor dem mikrobiellen Abbau und Veränderungen im Pansen zu schützen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die große Zahl von angebotenen pansengeschützten Fettpräparaten spiegelt auch die vielen mehr oder weniger geeigneten Behandlungsmethoden wider.

Futterfette sollten in der Ration nicht über die empfohlenen Höchstmengen eingesetzt werden.

Es gibt aber einen Irrtum, der angesprochen werden muss. Im Gegensatz zu Protein lässt sich Fett nicht durch eine thermisch-mechanische Behandlung vor dem Abbau im Pansen schützen. Von einem pansengeschützten Futterfett ist zu fordern, dass mindestens 90 Prozent der Fettsäuren unverändert durch den Pansen in den Dünndarm gelangen.

Ein gutes pansengeschütztes Futterfett hat einen hohen Anteil Durchflussfettsäuren mit einer hohen Gesamtverdaulichkeit (vorwiegend im Dünndarm). Das Problem ist jedoch, dass es derzeit keine routinemäßig anwendbare Analytik gibt, mit der diese Qualität nachweisbar wäre. Damit hängt die Entscheidung derzeit stark von der Anwendungserfahrung und vom Vertrauen zum Lieferanten ab.

Sichere Ergebnisse lassen sich nur durch spezielle Stoffwechselversuche am Tier erreichen. Hier ermittelt man den Fettabbau in den einzelnen Abschnitten des Ver- dauungstrakts und anschließend die Gesamtverdaulichkeit. Hierzu gibt es wenige Ergebnisse. Eines ist in der Tabelle „Gesamtverdaulichkeit des Fetts beim Rind“ dargestellt. Inzwischen wird intensiv an Verfahren zum Aufbereiten von Fetten gearbeitet, die eine Gesamtverdaulichkeit von über 70 Prozent erreichen sollen.

Fett für welchen Zweck?

In der praktischen Fütterung ergeben sich mehrere Gründe, um die Ration mit Fett zu ergänzen:

1. Energiekonzentration in der Ration erhöhen:Der Fetteinsatz ist immer dann zweckmäßig, wenn der Energiegehalt in der Ration nicht zur erwarteten Leistung passt und alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind, die Ration durch Konzentrate zu ergänzen (Strukturwirksamkeit beachten). Zusätz- liches Futterfett kann auch sinnvoll sein, wenn sich die Futteraufnahme nicht mehr steigern lässt und mit 0,5 bis 1 kg Fett die Energieaufnahme erhöht wird. So kann es in der Periode nach dem Kalben sinnvoll sein, aufgrund der relativ niedrigen Futteraufnahme die Ration aufzufetten. Allerdings senkt zusätzlich verabreichtes Fett die Insulinbildung. Daher sollte die zugesetzte Menge pansengeschütztes Fett 200 g je Tier und Tag nicht überschreiten.

Um den Fettanteil in der Ration zu erhöhen, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man setzt Futterkomponenten mit einem hohen Fettgehalt ein (siehe Tabelle „Austauschäquivalente von energiereichen Konzentraten“) oder man füttert 0,5 bis 1 kg pansengeschützte Fette je Tier und Tag.

Die zusätzliche Energiegabe sollte bei bedarfsgerechter Proteinversorgung die Milchleistung bei stabilen Milchinhaltsstoffen um rund 1 kg Milch je Tier und Tag erhöhen. Bleibt die Erhöhung aus, ist davon auszugehen, dass das Futterfett ein Energiedefizit ausgeglichen hat. Dafür ist Futterfett jedoch zu teuer. Daher sollte man das Defizit besser durch andere energiereiche Komponenten ausgleichen.In Herden mit Leistungen über 35 bis 40 l je Tier und Tag ist eine Ergänzung der Ration mit pansengeschütztem Fett meistens sinnvoll (abhängig von der Qualität des Grobfutters und dem Niveau der Futteraufnahme). So lässt sich ein Kraftfutteraufwand von unter 10 kg je Tier und Tag einstellen.

2. Einsatz konjugierter Fettsäuren (CLA):Mit dem Einsatz von Präparaten mit konjugierten Fettsäuren will man den Milchfettgehalt senken. Damit soll der Stoffwechsel der Tiere entlastet werden. Die Milchmenge steigt dadurch meist an. Außerdem erhöht sich der Anteil an ungesättigten Fettsäuren in der Milch, was Verbraucherwünschen entspricht und dementsprechend besser bezahlt werden müsste.

3. Einsatz von Omega-3-Fettsäuren: Sie werden mit Präparaten auf Basis von extrudierter Leinsaat verabreicht. Leinsamen enthalten als einzige zugängliche Futterkomponente hohe Gehalte an Omega-3-Fettsäuren. Diese wirken sich positiv auf die Fruchtbarkeit der Milchkühe aus. Sie wirken entzündungshemmend, verbessern den Progesteronspiegel und verringern die Frühmortalität (bis etwa zum 20. Tag nach der Besamung). Auch Omega-3-Fettsäuren reichern sich in der Milch an und sind in der Humanernährung erwünscht. Von daher müsste auch dies mit einem Bonus zum Milchpreis belohnt werden.

Fett in der Ration

Seit mehr als hundert Jahren ist bekannt, dass sich Fettzulagen über 100 g je 100 kg Körpermasse negativ auf Milchmenge und Milchfettgehalt auswirken. Eine Menge von rund 800 g nativem Rohfett je Tier (650 kg Körpermasse) und Tag ist die obere Grenze. Um die Ration zu kalkulieren, sind folgende Höchstmengen je 100 kg Körpermasse zu empfehlen:

  • Ration mit ungeschütztem, nativem Rohfett: weniger als 125 g,
  • Ration mit pansengeschütztem Fett: weniger als 225 g.

Der Gehalt an nativem Rohfett sollte den Wert von 50 g Rohfett je Kilogramm Trockensubstanz nicht überschreiten. Kommen pansengeschützte Fette zum Einsatz, kann der Anteil bei bis zu 70 g je Kilogramm Trockensubstanz betragen. Wird mehr Fett gefüttert, hat dies weitreichende Konsequenzen:

  • Das Futter passiert den Verdauungstrakt schneller, die Verdaulichkeit der organischen Substanz sinkt und die drosselt die Milchleistung.
  • Hohe Mengen oberflächenaktiver freier Fettsäuren beeinträchtigen die bakterielle Aktivität, insbesondere die der zellulytischen Bakterien. Das senkt die Verdaulichkeit der Zellulose und mindert die Effektivität des Grobfutters. In geringem Maße können freie Fettsäuren unlösliche Verbindungen mit Calcium und Magnesium eingehen und dadurch zusätzlich den mikrobiellen Faserabbau einschränken.
  • Die Verdaulichkeit aller Rohnährstoffe verschlechtert sich durch den Coatingeffekt der Fette. Das bedeutet, ein Fettfilm lagert sich um die Futterpartikel, sodass sich Bakterien schwerer anheften können.
  • Der pH-Wert im Pansen fällt mit allen bekannten Folgen ab.
  • Die Essigsäure im Pansen und dadurch die Milchfettsynthese im Euter nehmen ab. Dadurch sinkt der Fettgehalt in der Milch.
  • Die eingeschränkte mikrobielle Aktivität im Pansen kann die Bakterienproteinsynthese beeinträchtigen. Es kommt zu einem erhöhten Harnstoffgehalt in der Milch und zum Absinken des Milcheiweißgehalts.
  • Die Glukoneogenese (Glukosebildung im Stoffwechsel) ist eingeschränkt. Stattdessen wird aus glucogenen Aminosäuren Glukose gebildet, was den Eiweißgehalt in der Milch absenkt.

Das Einhalten der Grenzwerte für den Rohfettgehalt gilt es, besonders dann zu beachten, wenn fettreiche Ölsaaten oder daraus hergestellte Ölkuchen oder -expeller als Proteinquellen genutzt werden. Abhängig vom Rohfettgehalt ist die Einsatzmenge je Tier und Tag zu begrenzen (siehe Tabelle „Restriktiver Einsatz von Ölkuchen in Abhängigkeit vom Rohfettgehalt“). Das ist besonders für Biobetriebe ein aktuelles Problem. (mp)

Professor Dr. Manfred Hoffmann

Fütterungsberater beim Sächsischen Landeskontrollverband

E-Mail: tierhaltung@agrarheute.com

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