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Klein und neugierig

Die Begeisterung für Kühe hat Christopher Kiehne auch an seine Tochter Lene weitergegeben.

Auf den Punkt

  • Jerseys gelten als sehr robust, neugierig und frühreif. Das zeigt auch die Lebensleistung.
  • Erst im Dezember 2021 sind die Kühe in den neuen Tiefstreustall mit Melkroboter eingezogen.
  • Das Alter der Herde wird auch beim Laktationsschnitt sichtbar. Der liegt bei 6,7.

Habicht, Zeisig, Papagei – auf dem Betrieb von Christopher Kiehne sind nicht nur die Namen der Kühe besonders, sondern auch die Rasse an sich. Der Schleswig-Holsteiner hält auf seinem Betrieb in Schwedeneck insgesamt 68 Jerseykühe. „Mein Urgroßvater hat hier 1933 mit zwölf Jerseykühen angefangen. Mittlerweile halte ich diese Rasse in der vierten Generation“, erzählt der 38-Jährige.

Neben ihm gibt es im näheren Umfeld noch zwei weitere Landwirte, die ihren Fokus auf die Jerseyzucht gelegt haben. „Grundsätzlich ist die Rasse sehr robust und langlebig, kalbt leicht und hat so gut wie nie Probleme mit Krankheiten. Unsere Kühe sind im Schnitt 6,7 Laktationen im Betrieb. Die abgegangenen Tiere haben eine Lebensleistung von 68.360 kg Milch“, sagt Christopher Kiehne. Die älteste Kuh im Stall ist 21 Jahre alt, die jüngste 2,4 Jahre.

Anfang Dezember ist er mit seiner Herde vom Anbindestall in einen neuen Tiefstreustall mit Melkroboter umgezogen. Kiehne hat den Betrieb im letzten Jahr von seinem Vater übernommen und stand vor der Wahl aufzugeben oder neuzubauen. „Meine Frau und ich haben überlegt, welcher Weg für uns der richtige ist, und uns für den Neubau entschieden“, sagt Kiehne.

Wichtig war ihm dabei vor allem, dass er die Arbeit mit den 68 Kühen und 65 ha Ackerbau mit einer Arbeitskraft stemmen kann. Daher hat sich die Familie auch für einen Melkroboter und eine Strohliegefläche entschieden.

Seit Dezember 2021 werden die Kühe von einem Melkroboter gemolken.

Die Tiere haben eine durchschnittliche Milchleistung von 6.800 kg Milch bei 6,8 Prozent Fett und 4,6 Prozent Eiweiß. „Wir hatten im Anbindestall gut 7.000 l. Ich hoffe, dass die Leistung im neuen Stall auf 7.800 bis 8.000 l ansteigt“, sagt Kiehne.

Häufiger Melken

Herausfordernd war für ihn die Angewöhnphase am Roboter. „Mittlerweile muss ich nur noch gut 15 Tiere nachtreiben. Am Anfang waren es deutlich mehr. Auch die Melkhäufigkeit möchten wir von den jetzt 2,2 auf gut drei Melkzeiten pro Tag verbessern.“ Für ihn ist es in der Zukunft auch wichtig, dass er seine Tiere nach wie vor auf der Weide halten kann. „Ich bin ein großer Freund vom Weidegang und hoffe, dass sich beides vereinbaren lässt“, sagt Kiehne. Um die Tiere von der Weide in den Stall zu locken, will er zusätzlich Frischgras am Trog füttern.

Zurzeit besteht die Ration aus 16 kg Grasballensilage, 12 kg Mais und 12 kg Gehaltsrüben. Das 18/3-Kraftfutter wird ausschließlich über den Melkroboter gefüttert. „Die Jerseys geben zwar weniger Milch, haben aber auch eine gute Futterverwertung und fressen etwas weniger als die Schwarzbunten“, erklärt der Landwirt.

Neben den ganzen Vorteilen gibt es aber auch Nachteile bei der Zucht. In Deutschland gibt es insgesamt nur gut 3.000 Herdbuchtiere, in Dänemark 80.000. Das ist auch der Grund, warum Kiehne bei der Zucht auf dänische Bullen setzt. „Wir setzen fast ausschließlich dänische Bullen ein. Uns sind bei der Zucht vor allem hohe Inhaltsstoffe und robuste Tiere wichtig“, sagt der Junglandwirt. Ein beliebter Bulle ist bei ihm zurzeit der töchtergeprüfte VJ Gislev mit einem Triple-A von 516.

„Ein großer Nachteil bei Jerseys ist, dass man die männlichen Kälber nicht gut vermarkten kann.“ Kiehne setzt daher auf gesextes Sperma und vermarktet männliche Tiere selbst an einen ansässigen Fleischer. Wenn eine Kuh nach drei Besamungen noch nicht tragend ist, setzt er auf Fleischrassen. „Ich besame meine Kühe mit Angus. In Dänemark werden sogar vermehrt Blau-weiße Belgier eingesetzt“, erklärt der Züchter. Für ihn ist das aber zurzeit keine Option. Da die Rasse sehr leichtkalbig ist, habe er keine Probleme mit Schwergeburten.

Keine weiblichen zukaufen

Er vermarktet nicht nur Mastkälber, sondern ab und zu auch Zuchtbullen über den Zuchtverband. Im letzten Jahr ging ein Tier nach Rheinland-Pfalz und eines nach Brandenburg „Vor dem Neubau haben wir pro Jahr gut 15 bis 20 weibliche Tiere verkauft. Um unseren Bestand von 52 auf 68 aufzustocken, blieben die Tiere in diesem Jahr auf dem Betrieb.“

Die eigene Zuchtlinie ist ihm sehr wichtig. „Die gesamte Herde basiert auf den Ursprungskühen meines Urgroßvaters. Wir haben nie weibliche Tiere zugekauft, sondern immer selbst remontiert“, erklärt Christopher Kiehne. Die Durchschnittsleistung und das Alter seiner Herde geben seiner Strategie recht. Neben der ältesten Kuh Dattel gibt es noch die 15-jährige History und die 14-jährige Krone, die besonders aus der Herde hervorstechen.

Die Nackenrohre im neuen Stall sind an die Größe der Jerseys angepasst.

History, die vom Bullen Paul abstammt, hat bis jetzt eine Lebensleistung von 94.782 kg bei 6,31 Prozent Fett und 4,13 Prozent Eiweiß erreicht. Bei Krone sind es 97.638 kg bei 7,48 Prozent Fett und 4,4 Prozent Eiweiß. Die Inhaltsstoffe bringen ihm auch beim Milchpreis Vorteile. „Wir erhalten von unserer Molkerei einen Aufschlag von gut 0,11 bis 0,13 Euro/l auf den Grundpreis. Allerdings muss man hier natürlich beachten, dass wir weniger abliefern als Schwarzbuntbetriebe“, erklärt der Landwirt.

Eine weitere Besonderheit auf dem Jerseybetrieb sind die Namen der Kühe. Die Familie Kiehne hat sich hierzu ein eigenes System ausgedacht und setzt anstatt auf klassische Linien auf Schnaps- oder Vogellinien (siehe Tabelle „Wichtige Kuhfamilien“). „Wir versuchen immer einen Zusammenhang bei den Namen der Tiere herzustellen. So heißt die Tochter von Tequila beispielsweise Zirben, nach meinem österreichischen Lieblingsschnaps“, schmunzelt der Betriebsleiter.

Neben dem züchterischen Fortschritt war auch der Neubau des Kuhstalls für ihn ein entscheidender Schritt für die Zukunft. Automatisches Melken, Ventilatoren für eine optimale Luftzirkulation, eine Kuhbürste und der knapp 500 m² große Strohliegebereich bieten viel Tierwohl und haben den Investitionsbedarf etwas reduziert.

„Ich konnte durch den Liegebereich Lagerfläche für Gülle einsparen und verfügbare Ressourcen, wie das vorhandene Stroh, optimal nutzen. Zudem ist es möglich, den Liegebereich in einen Kompoststall umzuwandeln. Das war mir sehr wichtig“, erzählt Kiehne. Neben Hackschnitzel wäre es auch möglich, mit selbst angebautem Miscanthus und Dinkelspelzen von einer Mühle aus der Nachbarschaft einzustreuen. In Zukunft ist er damit nicht nur gewappnet für eine gesunde, alte Jerseyherde, sondern auch für neue Herausforderungen. ●

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