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Gutes Futter, gesunde Euter

Betriebsleiter Malte Borchers bewirtschaftet 80 ha Grünland, von denen 40 ha direkt am Hof liegen.

Auf den Punkt

  • Seit 2016 konnte Malte Borchers den Zellgehalt von 180.000 auf 68.000 senken.
  • Im Jahr 2021 hat er durch seine Leistung den Preis der Tiergesundheit gewonnen.
  • Wegen der intensiven Weidehaltung kalben die Kühe auf dem Betrieb saisonal ab.

Soweit das Auge reicht, erstrecken sich die Grünlandflächen hinter dem Hof im ostfriesischen Friedeburg. Von April bis Oktober findet das Leben der 100 Milchkühe auf dem Betrieb von Malte Borchers fast ausschließlich auf der Weide statt. „Wir haben hier gut 40 ha arrondierte Grünlandfläche in unmittelbarer Nähe zum Betrieb“, erzählt der Junglandwirt.

Insgesamt bewirtschaftet er 110 ha, von denen gut 80 Prozent aus Moor- und Marschböden bestehen. „Für uns ist die Weidehaltung der zentrale Punkt auf dem Betrieb. Allein 40 Prozent unserer Fläche sind nicht ackerfähige Marschböden, die wir nur als Grünland nutzen können“, sagt Malte Borchers.

Innovation und nachhaltige Bewirtschaftung sind dem 32-Jährigen sehr wichtig. Seit er den Betrieb 2016 übernommen hat, setzt er auf das System Weide und optimiert die Betriebsabläufe nach und nach.

„Aufgrund der wirtschaftlichen Situation kam ein Neubau für mich in den letzten Jahren nicht infrage. Wir haben daher immer versucht, den Betrieb mit smarten Investitionen voranzubringen“, erzählt der Landwirt. In den vergangenen Jahren hat er in eine Sense-Hub-Anlage investiert und die alten Liegematten gegen Wasserbetten ausgetauscht. „Für mich war es wichtig, dass die Auflagen langlebig und unvergänglich sind. Die Kühe legen sich gerne hin und haben ein hohes Maß an Liegekomfort“, sagt Malte Borchers. Bei allen Umbaumaßnahmen wird er von seinen beiden Mitarbeitern unterstützt. „Die beiden spielen hier eine wichtige Rolle. Sie bringen eigene Ideen ein und helfen bei der Umsetzung.“

Von 180.000 auf 68.000 Zellen

Mit dieser Motivation hat sich Borchers auch vor einem Jahr beim Tiergesundheitspreis der MSD beworben und den ersten Platz im Bereich Eutergesundheit erzielt. „Um eine geringe Zellzahl zu erzielen, spielt nicht allein die Eutergesundheit eine Rolle. Eine kranke Kuh hat nie das Potenzial, auch bei den Zellzahlen eine der besten zu sein.“

Das Zusammenspiel aus allem ist für Borchers wichtig. Hoher Kuhkomfort, gute Melk- und Futterhygiene und das Ausschöpfen des genetischen Potenzials stehen für ihn an oberster Stelle, um gute Leistungen in der Herde zu erzielen.

Malte Borchers setzt im Stall aus dem Jahr 2000 auf innovative Ideen.

Im Jahr geben seine Kühe gut 11.500 l Milch bei 4,11 Prozent Fett und 3,45 Prozent Eiweiß. Den Zellzahlgehalt konnte er in den letzten fünf Jahren von durchschnittlich 180.000 auf 68.000 Zellen/ml senken. „Unsere Kerntechnik im Melkstand ist bereits 50 Jahre alt. Die Abnahmeautomatik und die Melkgeschirre wurden dann beim Neubau des alten Boxenlaufstalls im Jahr 2000 erneuert“, sagt Malte Borchers. Seit drei Jahren melkt er mit dreieckigen Zitzengummis und hat das Dippmittel von reinem Iod auf ein 2-Komponenten-Mittel umgestellt. Für ihn zwei wichtige Maßnahmen, um die Eutergesundheit auf einem hohen Niveau zu halten. „Das zinkhaltige Dippmittel sorgt dafür, dass sich der Schließmuskel in der Zitze sofort versiegelt. Zusätzlich macht es die Zitzen geschmeidiger und lässt die Hautoberfläche dadurch nicht austrocknen.“

Alle Verschleißteile werden zudem regelmäßig erneuert. „Unsere Zitzengummis tauschen wir alle 700 bis 800 Stunden. Die Schläuche halten, je nachdem ob sie aus Gummi oder Silikon sind, ein bis eineinhalb Jahre“, erklärt der Betriebsleiter.

Trotz des hohen Hygienestandards treten vereinzelte Mastitiden im Bestand auf. Ist eine Kuh auffällig, wird sie zunächst mit Minzsalbe behandelt und der Erreger in der Milch überprüft. „Wir behandeln gut acht Tiere pro Jahr. Die meisten Mastitiden sind allerdings auf Umwelterreger zurückzuführen und heilen gut während der Trockenstehphase aus“, sagt der Landwirt. Zurzeit gibt es nur eine Kuh die Probleme mit den Zellen hat. Lässt sich die Entzündung nicht mehr behandeln, wird das Tier nicht erneut belegt und nach Abfall der Leistung aussortiert.

Saisonal abgekalbt

Im Normalfall stellt der Betriebsleiter seine Kühe spätestens trocken, sobald die Leistung unter 22 l/Tag fällt. „Bis zu diesem Zeitpunkt holt die Kuh noch die aktuellen Futterkosten raus. Liegt sie darunter, wird es für uns unwirtschaftlich.“ Zurzeit gibt es aber eher das Problem, dass seine Kühe kurz vor dem Trockenstellen noch zu viel Milch geben. Er möchte die Zwischenkalbezeit daher etwas verlängern, um die Leistung der Kuh besser ausnutzen zu können.

„Es ist zurzeit nicht rentabel, eine Kuh mit 30 l trockenzustellen. Hinzu kommt, dass wir bei Tieren unter 100.000 Zellen/ml nur die Zitzen versiegeln und dadurch ein erhöhtes Mastitisrisiko in der Transitphase haben“, erklärt der Betriebsleiter.

Das selektive Trockenstellen hat sich auf dem Betrieb bewährt. Vor dem Versiegeln wird bei jeder Kuh ein Schalmtest durchgeführt und bei höheren Zellgehalten in einzelnen Vierteln antibiotisch trockengestellt. Je nach Befund liegt der Anteil der versiegelten Tiere bei 60 bis 80 Prozent. Probleme während der Transitphase gibt es dadurch nicht. Im letzten Herbst hat Borchers seine Trockensteher ausgelagert und ist sehr zufrieden mit diesem Schritt. „Durch die getrennten Bereiche und Rationen haben wir fast keine Probleme mehr mit Nachgeburtsverhaltungen und Milchfieber.“

Insgesamt stehen seine Tiere gut 50 bis 60 Tage trocken und kommen 14 Tage vor dem Abkalben zurück in die Herde. Durch die saisonale Abkalbung schwankt die Anzahl trockenstehender Kühe über das Jahr. „Anders als bei anderen Weidebetrieben, die ihre Kalbesaison meist in das Frühjahr legen, finden bei uns von Mai bis August gar keine Abkalbungen statt“, sagt Malte Borchers. Für ihn sind Kälber, die im Winter aufgezogen werden, viel vitaler und fitter im Vergleich zu Sommerkälbern. Ein weiterer Vorteil ist die geringere Arbeitsbelastung im Hochsommer während der Ernte.

Dass er die Kühe während der heißen Monate nicht besamt, sieht man auch an der guten Fruchtbarkeit. „Wir haben einen Besamungsindex von 1,6. Das liegt zum einen natürlich am Herdenmanagementsystem, aber auch daran, dass wir die Tiere während der Sommermonate nicht besamen“, erklärt der Junglandwirt. Das System nutzt er aber nicht nur für die Brunstüberwachung bei den Kühen und Rindern, sondern auch um die Gesundheit, das Fressverhalten und die allgemeine Aktivität in der Gruppe zu überwachen.

Der Sensor speichert die Daten 24 Stunden und kann so auch während des Weidegangs genaue Daten erfassen. „Da wir die Kühe voll im Laufstall zufüttern, bekomme ich die Daten regelmäßig übermittelt. Der Sensor am Stall hat zudem eine Reichweite von 500 bis 800 m und übermittelt auch auf der Weide zwischendurch Informationen.“

Gutes Futter für gesunde Kühe

Bei dem Leistungsniveau ist es für ihn beson- ders wichtig, dass die Tiere sich nicht ausschließlich vom Aufwuchs auf der Weide er- nähren, sondern eine kontinuierliche Ration am Trog bekommen. Sie besteht zu 70 Prozent aus Gras und zu 30 Prozent aus Mais und wird durch 3 kg einer Energie-Eiweiß-Mischung ergänzt. Kraftfutter erhalten die Kühe über eine Station im Stall. Im Melkstand gibt es pro Tag zudem 1 kg Lockfutter.

Der Betrieb füttert den ersten und zweiten Schnitt an die Milchkühe.

Insgesamt bewirtschaftet Borchers 80 ha Grünland und baut 15 ha Mais, 11 ha Getreide und 4 ha Kleegras und Blühstreifen an. Grassilage macht daher den größten Anteil in der Ration aus. Von den insgesamt vier Schnitten nutzt er den ersten und zweiten für die Kühe und die letzten beiden für die Fütterung der Rinder und Trockensteher. „Im letzten Jahr haben wir den ersten Schnitt, wie fast alle Betriebe, etwas später geerntet. Der Trockensubstanzgehalt liegt daher mit 38 Prozent etwas höher als sonst. Die Netto-Energie-Laktation mit 6,5 MJ und der Rohproteingehalt liegen mit 14 Prozent etwas niedriger“, sagt der Betriebsleiter.

Gutes Futter ist die Basis für eine gesunde Kuh. Ein optimales Silo ist für ihn daher entscheidend. Mit einem Thermometer misst er regelmäßig, ob es Nacherwärmungen im Silo gibt. Schimmlige Stellen werden umgehend und großzügig aussortiert. Auch hier spielt für Borchers das große Ganze eine wichtige Rolle. „Ich kann nie voraussagen, wie lange wir auf diesem Niveau bleiben und ob wir es für immer halten können. Es ist aber wichtig, dass man versucht, seinen Betrieb so anzupassen, wie es grade möglich ist.“ ●

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