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Siliermittel sind nicht alles

Betriebsleiter Dr. Patrick Zier achtet auf eine gute Qualität im Silo.

Auf den Punkt

  • Insgesamt bewirtschaftet der Betrieb 4.300 ha und hält Sauen, Mastschweine und Kühe.
  • Vier Melkroboter melken die 270 Kühe in den umgebauten Ställen der Agrargesellschaft.
  • Durch den geringen Niederschlag von 520 mm pro Jahr ist meist nur ein Grasschnitt möglich.

Der Milchviehbetrieb der Agrargesellschaft Prießnitz liegt inmitten des hügeligen Burgenlandkreises in Sachsen-Anhalt. Die neuen Fassaden der Ställe in Abtlöbnitz stechen schon von Weitem heraus. Vor zwei Jahren wurde die ehemalige LPG-Anlage von Grund auf erneuert. „Wir haben die Ställe komplett entkernt und anschließend neu eingerichtet. Zwischendurch standen nur noch die Grundmauern“, sagt Betriebsleiter Dr. Patrick Zier. Die Flachstreuställe wurden komplett entkernt und die Futtertische neu angeschleppt. Mittlerweile sind die 270 Milchkühe in zwei Ställen mit integrierten Abkalbe- und Krankenbereichen untergebracht. Gemolken wird nicht mehr im 18-er-Melkkarussell, sondern mithilfe von insgesamt vier Melkrobotern.

Die alten Ställe wurden vor zwei Jahren komplett entkernt und neu eingerichtet.

Die Spalten reinigt ein Roboter und auch das Futter wird automatisch angeschoben. „Für uns ist die Automatisierung ein riesiger Fortschritt. Früher haben wir für die Anlage gut neun Arbeitskräfte gebraucht. Mittlerweile benötigen wir nur noch 5,5“, erklärt der 41-Jährige.

Drei neue Silos

Beim Umbau der Stallanlage wurden auch Teile der Siloanlagen komplett erneuert. Zwei neue Silos mit einer Größe von 10 x 30 m kamen auf der Anlage hinzu. Auch das größte Bestandssilo wurde im Rahmen der Baumaßnahmen renoviert. Das 60 m lange und 10 m breite Silo fasst insgesamt 2.500m³. In den letzten Jahren hat der Betrieb einiges getan, um seine Grundfutterqualität weiter zu verbessern. „Es war hier aufgrund des Platzmangels gang und gebe, an den Haufen dranzusilieren. Mittlerweile haben wir die Möglichkeit die Schnitte getrennt einzulagern. Das ist ein großer Vorteil“, erklärt der Betriebsleiter. Weitere wichtige Punkte sind laut Zier die Seitenrandfolie und die optimale Lagerung im Silo.

„Draußen bei den Abläufen haben wir schon früher darauf geachtet, dass wir innerhalb von 24 Stunden silieren und die extensiven Weiden mit höheren Trockensubstanzgehalten früher ernten“, ergänzt Andreas Baum. Er ist bei der Agrargesell- schaft für den Pflanzenbau zuständig und bewirtschaftet hier insgesamt rund 4.300 ha. Davon sind gut 300 ha Grünland und 80 ha Luzerne, die je nach Wasserverfügbarkeit eher extensiv bewirtschaftet werden. „In normalen Jahren haben wir hier gut 520 mm Niederschlag. Wir ernten bei der Anwelksilage daher meist nur einen Schnitt pro Jahr. In der Luzerne sind es drei“, sagt Baum.Das Grünland brachte im letzten Jahr zwei Schnitte ein und konnte zum ersten Mal am 20. Mai geerntet werden.

Beim Umbau der Ställe wurden der Futtertisch angeschleppt und neue Ausläufe integriert.

Der Schnittzeitpunkt ist laut Betriebsleiter immer ein guter Kompromiss zwischen Masse und Qualität. „Uns ist klar, dass wir hier nicht die höchsten Rohproteingehalte in der Silage erreichen, aber die Qualität muss am Ende stimmen“, erklärt der Pflanzenbauleiter. Anfang März startet die Grünlandsaison hier mit dem Wiesenschleppen. Sobald das Land befahrbar ist, folgt kurz darauf eine Düngegabe mit 20 bis 25 m² Gärrest.

Das Grünland wird nur vor dem ersten Schnitt gedüngt. Die Luzerne kommt komplett ohne zusätzlichen Dünger aus. „Da wir nur sehr selten einen zweiten Schnitt auf dem Grünland machen können, wäre es zu unsicher, ein zweites Mal Gärrest auszubringen“, sagt Andreas Baum.

Nicht unnötig viel Stickstoff

Der Betrieb arbeitet beim Stickstoff allgemein nicht an der Höchstgrenze und beteiligt sich am Nitratprojekt des Landes Sachsen-Anhalt. Die Luzerne ist daher ein wichtiger Bestandteil in der Fruchtfolge. Sie wird gut drei bis vier Jahre hintereinander angebaut und erzielt in guten Jahren Frischmasseerträge von bis zu 200 t/ha.

„Bei Luzerne ist eine schlagkräftige Mahd sehr wichtig. Sie trocknet schnell aus und wird daher nach dem Mähen direkt ins Schwad gelegt“, sagt der Leiter des Pflanzenbaus. Bei Luzerne sei es zudem wichtig, sie nicht zu tief zu mähen. In Prießnitz wird Luzerne in 7 cm und Gras in 6 cm Höhe geschnitten.

Vor der Ernte wird immer eine Trockensubstanzanalyse durchgeführt, um den optimalen Erntezeitpunkt der Grassilage zu bestimmen. „Die Analyse dauerte immer etwas zu lange. Wir nutzen daher jetzt eine umgebaute Heißluftfritteuse, um schneller an Ergebnisse zu kommen“, ergänzt Betriebsleiter Patrick Zier. Ein weiterer wichtiger Faktor im Silagemanagement ist laut Pflanzenbauleiter Baum, dass die Maschinen in der Häckselkette genau aufeinander abgestimmt sind. „Vor allem in größeren Betrieben mit Grasflächen auf verschiedenen Standorten muss man darauf achten, dass die Häckselkette optimal funktioniert.“

Grassilage an anderen Standorten

Dieser Aspekt fordert den Betrieb auch in anderer Hinsicht heraus. „Die Grasflächen liegen leider nicht alle in der Nähe der Milchviehanlage. Wir nutzen daher auch vorhandene Fahrsilos an anderen Standorten“, sagt Agrarökonom Zier. Alle zwei Tage transportiert ein Mitarbeiter derzeit gut 10 t Grassilage über eine Strecke von 7 km. Durch den Einsatz von Siliermitteln hat Zier mit Nacherwärmung derzeit keine Probleme. „Wir brauchten nicht unbedingt Unterstützung beim Einsilieren, sondern bei der Stabilität im Nachhinein.“ Dies gilt sowohl für die Gras- als auch für die Maissilagen auf dem Betrieb.

Trotz schlechterer Nährstoffwerte in der Silage erreichte die Herde durch die verbesserte Futteraufnahme von 24 kg Trockenmasse pro Tag zurzeit eine Milchleistung von 32 l bei 3,85 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß. „Grundsätzlich ist das Siliermittel ein wichtiger Baustein. Wenn das Silagemanagement nicht stimmt, hilft auch kein Siliermittel“, sagt Dr. Daniela Marthold von Lallemand Animal Nutrition. Dazu gehören beispielsweise saubere Siloflächen, Unterziehfolien, wenig Fremdstoffe und eine gute Qualität des Häckselguts.

„Wer seine Grundfutterqualität richtig absichern möchte, sollte darauf achten, das richtige Siliermittel einzusetzen und es genau zu dosieren.“ Die Auswahl der homo- und heterofermentativen Milchsäurebakterienstämme und die Konzentration pro Gramm Siliergut sind laut Marthold wichtige Punkte, um sich für das passende Siliermittel zu entscheiden.

Um den Kühen eine homogenere Ration bieten zu können, hat der Betrieb vor einem Jahr zudem in einen selbstfahrenden Futtermischwagen investiert. „Früher hatten wir häufiger Klumpen in der Ration. Mittlerweile ist das Futter sehr gut durchmischt“, erzählt uns Patrick Zier. Zurzeit wird die Grundration aus 14 kg Gras- und Luzerne, 25 kg Maissilage, 0,8 kg Gerstenstroh, 8 kg Energie- und Eiweiß-Gemisch noch durch 0,75 kg flüssige Melasse ergänzt.

Kennzahlen verbessern

Probleme mit der Zellzahl hat Zier mittlerweile in den Griff bekommen und liegt im Schnitt derzeit bei gut 160.000 Zellen/ml. „Wir hatten im vergangenen Sommer teilweise extrem hohe Zellzahlen und haben daraufhin alle Futterkomponenten auf Mykotoxine untersucht“, sagt Zier. Eine schlecht silierte Ganzpflanzensilage und der Biertreber wurden daraufhin aus der Ration genommen.

Am Ende stellte sich zudem heraus, dass die Wasserenthärtungsanlage falsch eingebaut wurde und die Milchflusssensoren am Roboter im Laufe der Zeit erblindet waren. „Der Roboter hat die Kühe nur halb gemolken und wieder in den Stall gelassen.“ In den nächsten Jahren möchte der Betriebsleiter auch weitere Kennzahlen in den Fokus nehmen. Dazu gehört vor allem der Bereich Fruchtbarkeit. „Unser Besamungsindex liegt im Durchschnitt bei 3,5, im Sommer deutlich höher, und auch die Zwischenkalbezeit ist uns mit 430 Tagen zu hoch. Das möchten wir mittelfristig auf jeden Fall weiter verbessern“, sagt der Betriebsleiter. Um den Hitzestress zu minimieren, wurde der First beim Umbau des Stalls geöffnet und Ventilatoren entlang des Futtertischs angebracht. ●

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