Editorial
Zweckoptimismus in schwierigen Zeiten
Es fühlt sich surreal an: Krieg, mitten in Europa. Statt der Corona-Inzidenzen checkt man nun morgens nach dem Aufstehen, was in der Ukraine über Nacht passiert ist, welche Städte bombardiert wurden und welche Sanktionen als Reaktion folgen … Es ist zermürbend, wenn wir ständig auf dem Laufenden sein wollen, sich die Lage täglich ändert – und wir die Ereignisse doch kaum beeinflussen können.
Eine Konsequenz, die uns Imker betrifft: Der Weltverband der Bienenzüchter, die Apimondia, hat beschlossen, den Weltkongress im russischen Ufa abzusagen, der im September stattgefunden hätte. Eine unumgängliche und richtige Entscheidung.
Andere Entscheidungen scheinen schwieriger: Stefan Mandl, Präsident der österreichischen Berufsimker, teilte beispielsweise auf Facebook mit, dass er keine Königinnen mehr nach Russland verkaufen werde, und rief seine Züchterfreunde auf, es ihm gleichzutun. Viele Imker fanden das vorbildlich und konsequent; andere warfen ihm Symbolpolitik vor und merkten an, dass man damit russische Imker bestrafe, die den Krieg wahrscheinlich genauso wenig gutheißen wie wir. Was ist hier richtig und was falsch? Ich verstehe beide Standpunkte und weiß doch nicht so recht, was ich dazu denken soll. Solche Debatten werden uns die nächsten Monate und Jahre begleiten und ermüden, da sie sehr komplex sind und es oft kein Schwarz oder Weiß gibt.
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