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Imker fragen Imker

Wie viel Frischluft braucht ein Volk?

Mit dem einfachen Fluglochkeil (hier fürs Foto davorgelegt) gab es immer wieder Probleme mit Räubereien.

Nick Meier, CH-6005 Luzern: „Mit Interesse lese ich die Rubrik ‚Imker fragen Imker‘ und konnte schon einige Male davon profitieren. So möchte ich mich gerne zum Thema ‚Flugloch anpassen‘ äußern.

Ich betreue meine Bienenvölker im Schweizer-Kasten in einem Bienenhaus. Ursprünglich waren die Flugfronten mit einfachen Holzkeilen ausgestattet (s. linkes Foto auf S. 29). Der Nachteil: Je nach Saison mussten Keile mit kleineren oder größeren Fluglöchern eingelegt werden. Man konnte sie auch ganz entfernen, um die ganze Kastenbreite zu öffen. Aber selbst das kleinste Flugloch war häufig zu groß, und ich hatte immer wieder Probleme mit Räuberei. Ich bekam das nicht in den Griff, da das Versetzen eines Kastens im Bienenhaus ziemlich schwierig ist. Nach langem Suchen bin ich auf die ‚Sporri-Fluglochschieber‘ gestoßen (s. mittleres Foto auf S. 29 ) und habe nach einer Versuchsphase all meine Beuten umgerüstet. Die großen Vorteile: massiver Chromstahl (unkaputtbar und leicht zu reinigen), einfache Montage mit zwei Ringschrauben, individuell verstellbar von 0 - 12 cm Breite, Höhe 8 mm, je nach Bedarf durch Hochschieben auch ganz öffenbar, bei mir 30 cm breit und ca. 15 mm hoch. Seit ich sie angebracht habe, ist Räuberei kein Thema mehr.

Ein verstellbarer Fluglochschieber lässt sich an die jeweilige Volksstärke und den Trachtbedingung anpassen.

Ich persönlich handhabe die Fluglochgröße aber eher knapp. Ich habe lieber etwas Stau als zu große Öffnungen. Bei einem Jungvolk ist der Durchschlupf etwa eine Bienenbreite offen, bei einem mittleren können zwei/drei und bei einem starken Volk vier/fünf Bienen gleichzeitig passieren. Während der Tracht sind bei einem sehr starken Volk maximal die beiden Schieber offen, also 12 cm breit und 8 mm hoch. Nur während der Varroa-Behandlung mit Ameisensäure (MAQS) öffne ich auf die ganze Kastenbreite.

Ich habe sehr gute Erfahrung damit und kann diesen Schieber nur empfehlen. Er ist für Breiten zwischen 25 und 50 cm erhältlich und kostet ab CHF 14 (25 cm). Er passt auch auf Magazine, die Wandhöhe des Bodens muss jedoch mind. 6 cm hoch sein, damit er sich befestigen lässt und die Magazinrahmen gewechselt werden können. Soweit ich weiß, ist dieser Schieber nur in der Schweiz erhältlich.“

Anm. d. Red.: Es gibt im Fachhandel auch weitere Ausführungen von Fluglochschiebern, mit denen sich die Fluglochgröße variabel einstellen lässt.

Armin Spürgin: Gitterböden an Bienenwohnungen gibt es seit etwa 40 Jahren. Vorher hätte sich jeder Imker an den Kopf gegriffen, wenn ihm jemand von „offenen“ Beutenböden erzählt hätte. Das wäre etwa vergleichbar gewesen mit Spaltenböden im Kuhstall. Mit der Zeit leuchtete fast jedem Imker ein, dass die Bienen mehr kühle Luft von unten vertragen als gedacht und dass die Gemüllkontrolle sehr wichtig für eine erfolgreiche Imkerei ist. Dass der Gitterboden dann noch mit der Wanderlüftung kombiniert werden konnte, bedeutete den Durchbruch für den „offenen“ Boden. Bis dahin wurde die Wanderlüftung über den Deckel oder eine Wanderfront (z.B. Hohenheimer Wanderbeute) bewerkstelligt.

Vor der Verbreitung der Magazinbeuten war es erstaunlich zu sehen, mit welchen Minifluglöchern die Völker - eingepackt in dicke Isolierung und mollig im Bienenhaus gestapelt - die Wärme abführen mussten. Mitunter konnte man nicht einmal den kleinen Finger hineinstecken. Wie das Beispiel von Nick Meier zeigt, sind die Bienen also durchaus in der Lage, ihren Stock über kleine Fluglöcher ausreichend zu belüften. Und falls es doch einmal zu warm im Stock wird, begibt sich ein Teil des Volkes nach draußen und kettet sich als sogenannter Bienenbart an der Beute an (s. rechtes Foto auf S. 29 ). Zum Verbrausen eines Volkes wird es somit nur kommen, wenn die Bienen nicht nach draußen können, also während einer Wanderung, wenn das Flugloch verschlossen und eine ausreichende Lüftung nicht gegeben ist. Wobei dies auch passieren kann, wenn am Wanderplatz die Fluglöcher nicht schnell genug wieder geöffnet werden.

Wenn es im Stock zu warm und die Belüftung schwierig wird, kettet sich ein Teil des Volkes draußen an.

Erklärung: Beim Verbrausen heizt sich ein Bienenvolk in Panik aufgrund von fehlender Wärmeabfuhr durch Lüften so stark auf, dass die Waben schmelzen und es zum Verkleben und Verenden der Bienen kommt.

Ich persönlich würde eine Minimalöffnung des Fluglochs nur im äußersten Notfall wählen, also bei drohender Räuberei durch Wespen und Bienen und bei gefährdeten Ablegern. Übers Jahr sollten die Völker so stark sein, dass sie ein großzügiges Flugloch ohne Weiteres verteidigen können.

Die Abwehrtauglichkeit eines Flug- loches hängt übrigens wesentlich mit der Entfernung zwischen Flugloch und Bienensitz zusammen. Ein Volk auf einem hohen Boden oder ein schwächliches Volk in einem großen Raum ist immer räubereigefährdeter als ein engsitzendes Volk auf niedrigem Boden.

Ich stelle mir vor, dass den Bienen eine allzu geringe Lüftung über das Flugloch nicht unbedingt gefällt. Sind sie es aber gewohnt, kann auch ein großes Volk mit einem relativ kleinen Flugloch klarkommen. Ich habe bei wild lebenden, irgendwo eingezogenen Völkern die unglaublichsten Minifluglöcher gesehen. Also die Bienen können das!

Trotzdem, und nun kommt meine Antwort zur extremen Fluglochreduzierung, würde ich den Bienen Zeit lassen, sich an das Miniflugloch zu gewöhnen. Also nie das Flugloch klein stellen und gleichzeitig die Bodenschieber einlegen, besonders nicht bei hochsommerlicher Hitze. Dann sollte eigentlich nichts passieren. Wesentlich ist vielleicht noch, ob die Bienen in der prallen Sonne stehen oder eher im Schatten.

Achtung: Diese Ausführungen betreffen nicht die Fluglocheinstellung während der Ameisensäurebehandlung. Dort sind unbedingt die Angaben des Herstellers der verwendeten Verduns- tungseinrichtung zu beachten!

  • Zum Thema „Zu viele Bienen und Fluglochöffnung“ siehe auch bienen&natur Ausgabe 3/2021.
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