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Meinung

Ableger: Bitte setzt auf gute Königinnen

Erster Aufreger: Ableger zu bilden, die sich ihre Königin selbst per Nachschaffung ziehen sollen. Das empfinde ich tatsächlich auch als Unsitte. Eventuell stammt die Brutwabe noch von einem schlechten Volk und die älteste, nicht ideal gepflegte Larve entwickelt sich rascher und wird zuerst schlüpfen. Eine solche Königin kann nicht so gut sein, wie eine gepflegte Edelzelle guter Herkunft. Es ist auch kein großer Aufwand, selbst Edelzellen zu ziehen, wie Bruno Binder-Köllhofer auf Seite 18 darstellt. Zudem bieten viele Vereine oder auch größere Imkereien Edelzellen an – oder Zuchtstoff, um selbst umzularven.

Ich finde: Auch wir Imker müssen Selektion betreiben, am besten sieht man das an der Sanftmut, aber auch bei der Varroatoleranz wird das immer wichtiger. Deshalb sollten wir bei Königinnen keinen Geiz zeigen. Ich berechne hier immer den Gegenwert in Honig: Eine Edelzelle für sieben oder acht Euro? Entspricht einem Kilo Honig – das holt eine gute Königin im Folgejahr locker ein. 30 Euro für eine standbegattete Königin vom Züchter? Drei Kilo Honig – holt die Königin auch rein, im Gegensatz zur Nachschaffungskönigin. Eine belegstellenbegattete Zuchtmutter vom Züchter, die auch mal über 250 Euro kosten kann? Ein Eimer Honig – auch den holen die Völker insgesamt wieder ein, wenn ich von der Zuchtmutter viele junge Königinnen ziehen lasse. Gute Königinnen zahlen sich also auch finanziell schnell aus. Hier muss man auch keinen falschen Ehrgeiz haben und darf gerne bei Züchtern und Berufsimkern gutes Material kaufen – schließlich haben sie sich auf die Zucht spezialisiert, den Vergleich zwischen vielen Völkern und können so besser selektieren als Hobbyimker.

Zweiter Aufreger: der umstrittene Ein-Waben-Ableger. Hier muss man differenzieren, finde ich. Es ist ein Unterschied, ob ich ihn in einem 4er-Block oder in entsprechenden Ablegerkästchen mache, wo sich die Ableger gegenseitig wärmen können – oder ob ich die Waben einfach in eine normale Zarge hänge und die Bienen viel unnötigen Raum heizen müssen. Zudem ist es ein Unterschied, ob ich dem kleinen Ableger eine schlupfreife Zelle gebe oder ob ich die Bienen nachschaffen lasse. Mit schlupfreifer Zelle hat er schließlich etwa zehn Tage früher eine Königin, die legt. Wir haben selbst jahrelang kleine Ableger in 4er-Blöcken oder im Ruck-Zuck gemacht und diese dann über den Sommer hinweg gefüttert und erweitert. Funktioniert gut, macht aber auch viel Arbeit. Da stellt sich die Frage: Die Ableger lieber gleich etwas stärker machen, damit man sie nicht in vielen Schritten aufpeppeln muss? Wer bei den starken Völkern nicht so viel schröpfen will, kann stattdessen schwache Völker (dürfen nicht krank sein) auflösen und deren Brutwaben zu Ablegern verarbeiten.

Thema Schröpfen: Immer mehr Imker sprechen sich gegen das Schröpfen bei Wirtschaftsvölkern aus. Das verstehe ich und sehe es teilweise auch so. Warum soll ich ein starkes Volk, das keinen Schwarmtrieb hat, schröpfen? Da lasse ich die Völker für künftige Trachten lieber stark werden. Gleichzeitig verstehe ich jeden, der unsicher ist und so dem Schwarmtrieb entgegenwirken will, der auch gerne präventiv und stärker schröpft. Es soll doch jeder imkern, wie er will – solange es den Bienen gut geht und sie gesund sind.

Dritter Aufreger: der Zeitpunkt der Ablegerbildung. Manche Imker denken, es sei ein Wettbewerb, wer die ersten Ableger bildet. Oder man müsse sie jedes Jahr pünktlich zum 1. Mai bilden. Dabei muss man auch hier flexibel sein: Es gibt kein Schema, das man jedes Jahr anwenden kann. Ist das Frühjahr nur kalt und regnerisch, kann es Sinn machen, später im Jahr stärkere Ableger oder Kunstschwärme zu bilden. Zudem müssen für die Begattung auch hochwertige Drohnen in der Luft sein. Denn: Bei der Vermehrung gehören immer zwei dazu.

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