Das lange Warten

Die Wiederherstellung aufgegebener Graslandschaften durch die Entfernung von Gehölzvegetation und die Wiederaufnahme traditioneller Praktiken der Landbewirtschaftung wirkt sich positiv auf die Biodiversität aus. Doch das kann dauern. Japanische Wissenschaftler führten eine Studie durch, die im Ergebnis zeigt, dass auf Flächen selbst nach 75 Jahren kontinuierlicher Bewirtschaftung immer noch weniger spezialisierte Bestäuber anzutreffen sind. Die Bestäubergemeinschaft entwickelt sich allerdings mit zunehmendem Alter eines Graslandes kontinuierlich in Richtung höherer Spezialisierung. Der Grund für diese Verzögerung ist nicht die geringere Vielfalt der Bestäuber an sich, sondern die Art der Bestäuber. Kürzlich wiederhergestelltes Grasland wird hauptsächlich von Fliegen und Schwebfliegen besucht, die Generalisten sind und daher oft Pollen von einer Pflanze auf Blüten einer anderen Art übertragen. Auf altem Grasland hingegen sind die Bestäuber größtenteils Wildbienen und Schmetterlinge, die sich jeweils auf eine Art spezialisieren und so sicherstellen, dass der Pollen auf die richtige Pflanzenart übertragen wird. Die Studie zeigt, wie wichtig es ist, alte Graslandschaften als Reservat für spezialisierte Bestäuber mit oberster Priorität zu schützen.

Zur Studie: doi.org/10.1111/1365-2664.70017