Wir brauchen schöne Momente

Das ist arg flapsig formuliert. Schon allein, weil Depressionen nichts mit schlechter Laune zu tun haben. Sein zweiter Satz zur Begründung überzeugt mich mehr, weil er konstruktiv ist: Man müsse „wieder einen gewissen Grundoptimismus in die Gesellschaft hineintragen“. Anlässe für gemeinschaftliche Fröhlichkeit gibt es derzeit wirklich wenig. Das herzhafte Derblecken am Nockherberg wurde erst verschoben, dann ganz abgesagt. Politsatire in so ernsten Zeiten - das gehe nicht, findet nicht nur die Paulaner-Brauerei, sondern auch Ministerpräsident Markus Söder.

Stellt sich die Frage: Geht Autoscooter und Bierzelt? Ich denke schon. Wir müssen nicht warten, bis die Welt sich wieder beruhigt. Die Pandemie ging nahtlos in einen Krieg über, der täglich neue Sorgen und Ängste schürt. Und ist die Ukraine irgendwann befriedet, könnte sich an anderer Stelle die nächste Katastrophe anbahnen. Rund um den Globus glimmen viele Krisenherde. Ein geopolitischer Windzug kann aus Glutnestern lodernde Feuer machen.

Die Welt wird auch leider nicht besser, wenn wir aus lauter Solidarität und Empathie unsere eigene Gesundheit und unser psychisches Wohlbefinden vernachlässigen. Das Heizgeld für sozial Schwache, die bayerische Milliarde, mit der die Kommunen bei der Flüchtlingsunterbringung unterstützen werden: All das will finanziert werden. Steuern kann aber nur zahlen, wer genug Kraft und Energie hat, aktiver Teil der Wertschöpfungskette zu sein.