Brüsseler Unwucht

Diesen Eindruck bestätigen wieder einmal die Vorschläge der EU-Kommission zur Verminderung von Methan- und Ammoniakemissionen in der Tierhaltung. Eingepackt ist das alles in der Industrieemissionsrichtlinie.

Wie der Name vermuten lässt, waren bisher davon nur Betriebe mit sehr großen Ställen betroffen. Sie mussten automatisch die jeweils beste verfügbare Technik für ihre Betriebsform nachrüsten oder ihre stickstoffreduzierte Fütterung aufwendig dokumentieren. Doch bald sollen diese aufgeblähte Bürokratie und Mehrkosten auch Betrieben ab 100 Kühen oder 500 Schweinemastplätzen blühen. Will EU-Klimaschutzkommissar Frans Timmermans auch noch den bäuerlichen Tierhaltern in Bayern und Österreich den Garaus machen?

Die Novelle der Richtlinie passt überhaupt nicht zur ambitionierten Farm-to-Fork-Strategie („Vom Hof auf den Tisch“). Hier strebt die EU mehr regionale Erzeugung an. Zudem hat EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski erst kürzlich angeregt, die EU-Staaten sollten doch wegen des Ukrainekriegs mehr auf die Versorgungssicherheit achten, wenn sie die EU-Agrarreform ab kommendem Jahr umsetzen. Der kritische Beobachter kommt hier zum Schluss: Da weiß wieder einmal die rechte Hand nicht, was die linke tut.