Man muss (sich) auch mal loben

Wir Menschen arbeiten halt motivierter und fleißiger auf ein Ziel hin, wenn am Ende eine schöne Belohnung winkt – und nicht der mahnende Zeigefinger. Dafür sorgt das Belohnungssystem in unserem Gehirn. Es schüttet, wenn wir ein Ziel erreichen, Dopamin aus, das „Glückshormon“. Werden wir hingegen kritisiert, läuft in uns ein uralter Prozess ab. Sehen wir uns bedroht, gibt es nur zwei Reaktionsmöglichkeiten: Kampf oder Flucht. Da sind wir bis heute ganz Steinzeitmenschen.

Ist das der Grund, warum ich derzeit um mich herum einen leichten Klimawandel-Überdruss erlebe? „Ist halt Sommer“, fauchen manche, wenn ich mit einem harmlosen „Ganz schön heiß heute“ ins Plaudern kommen möchte. Ich versteh es ja. Früher durfte uns ein heißer Sommertag am See oder im Bad noch ganz unschuldig gute Laune bereiten. Hurra, rein ins Vergnügen! Heute ist jedes Grad auf dem Thermometer ein Fanal des bevorstehenden Weltuntergangs. Verstehen Sie mich nicht falsch: Der Klimawandel ist real. Nur: Er findet halt auch im Dauerregen statt. Und im Winter. Bei klirrender Kälte wird er den Menschen allerdings nicht von zornigen Apokalyptikern in Endlosschleife in die Ohren gehämmert, bis in ihnen die Amygdala anspringt und brüllt: Kampf!

Denn flüchten geht ja nicht, es sei denn, man heißt Johnny Depp und hat seine eigene einsame Insel.