Genetische Weichen neu gestellt
Ortstermin im Kälberstall des Staatsguts in Achselschwang: Eine Hand voll Experten aus der bayerischen Tierzucht sowie eine weitere an Werdenfelser Bauern sind vertieft in ihre Handzettel und beäugen eine Gruppe typvoller Kälber ganz genau. „Welches Stierkalb ist das Bessere? Das mit der Ohrmarkennummer 42 oder das mit der 43, oder am Ende doch das Jüngste mit der 72?“ Es bilden sich Grüppchen, die Fachleute diskutieren angeregt. Schließlich geht es heute abermals darum, die Weichen für eine ganze Rinderpopulation zu stellen, nämlich die der gefährdeten Rasse Murnau-Werdenfelser.
Den Rahmen spannt das „Zuchtprogramm zur Stärkung der genetischen Vielfalt“ innerhalb der Murnau-Werdenfelser-Rasse. „Ziel ist es dabei, Bullen für die Besamung zu erzeugen, die möglichst wenig mit der bestehenden Population verwandt sind“, erklärt Bernhard Luntz vom LfL-Institut für Tierzucht, denn die Linienvielfalt sei eher gering und der Inzuchtgrad durchaus zu beachten.
Bereits vor fünf Jahren startete man die ersten Projekte. Beteiligt sind neben der LfL, die tierärztliche Fakultät München, das Staatsgut Achselschwang, die Besamungsstation Greifenberg, die Weilheimer Zuchtverbände sowie das AELF Holzkirchen. Nach einer ersten Runde, bei der die Selektion von Besamungskandidaten in der Doppelnutzung stattfand, und zwar auf dem Betrieb Spatz in Hurlach, geht es jetzt um weitere Kandidaten aus linientechnischen Gründe. „Heute wird eine Auswahl vorgenommen, anhand der genetischen Analyse einerseits und aufgrund der phänotypischen Eignung andererseits“, schildert Luntz.
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