Haltungswechsel auf der Überholspur

Der Lebensmittelhandel will künftig Trinkmilch nur noch aus „Tierwohlställen“ anbieten. Besonders stark auf dem Gaspedal steht dabei Branchenprimus Aldi, auch wenn die Wettbewerber meist umgehend nachziehen. Die Politik doktert derzeit mit staatlichen Haltungskennzeichnungen herum und droht mit der Änderung des Tierschutzgesetzes vor allem kleineren Betrieben mit Anbindehaltung über eine massive Verschärfung des gesetzlichen Standards den Garaus zu machen. Da schraubt der Lebensmitteleinzelhandel die Tierwohlkriterien weiter nach oben: Viel schneller als ursprünglich selbst geplant, ständig auf der Überholspur, und ohne eine ausreichende Honorierung.

Am vergangenen Wochenende hat Aldi mit ganzseitigen Anzeigen vor allem in überregionalen Zeitungen nochmals kundgetan, mit welch großen Schritten man selbst in Sachen Tierwohl unterwegs ist, bei Fleisch und auch bei der Milch. Erstaunlich: Ende 2021 hat der deutsche Lebensmitteleinzelhandel (LEH) noch bekundet, nach und nach seine Eigenmarken auf die Haltungsformstufe 2 (Stallhaltung Plus) umstellen zu wollen.

Begonnen werden sollte dabei mit der Trinkmilch; die weiteren Produkte sollten anschließend folgen, ohne dass ein konkretes Zeitfenster kommuniziert wurde. Aber bald wurden konkrete Zahlen genannt und das Tempo angezogen: Spätestens ab 2030 sollen bei Trinkmilch ausschließlich die Label von Haltungsform 3 (Außenklima) und 4 (Bio/Premium) zu finden sein.