Hintertüren im Vertrag

Weichen die Marktpreise am Tag der Lieferung von den Vertragspreisen gravierend ab, fühlt sich stets einer der beiden Vertragspartner als der Dumme: bei steigenden Preisen ärgert sich der Landwirt, bei sinkenden Preisen der Händler. Die Händler könnten das Problem leicht lösen, indem sie die Vertragspreise an der Warenterminbörse absichern. Die Praxis zeigt, dass viele Landhändler die Börsenabsicherung nicht durchgängig nutzen und sich dadurch einem hohen Risiko aussetzen. Die fallenden Getreidepreise bei der diesjährigen Ernte haben auch einige Handelsbetriebe kalt erwischt. Nun sucht mancher verzweifelt, wie er sich aus den Lieferverträgen herausschleichen kann. Man rüttelt an jeder Klausel und führt kreative Abzüge für Qualitätsmängel ein, bis der Preis wieder passt. Betroffene Landwirte sollten sich hier nicht sofort geschlagen geben, sondern rechtlich dagegen vorgehen. Leider kommen die Händler mit dieser Masche aber oft durch, weil die Verträge absichtlich schwammig formuliert sind und so ein Hintertürchen offen halten.