Reichen die Liegeplätze?

Josef Berchtold

10. Februar 2023

Kommentar Immer mehr Kühe stehen in komfortablen Ställen mit breiten Gängen und Mischwagenfütterung. Oft milkt ein Roboter rund um die Uhr und der Futtertisch ist 24/7 gefüllt. Es halten sich zu jeder Zeit Kühe beim Fressen auf oder marschieren zum Melken. Andere genießen die Massage der Kratzbürste oder löschen an den Tränken ihren Durst. Immer öfter gibt es auch einen Laufhof. Dass alle Kühe gleichzeitig abliegen wollen, kommt in diesen Ställen nie vor. Jede Kuh macht das, wozu sie gerade Lust hat. Etwa 12 bis 14 Stunden möchte eine Kuh täglich liegen. Aus Erfahrung sind bei 60 Kühen in einem solchen Stall immer mindestens 10 bis 20 Liegeboxen frei.

Nun gibt es bei QM-Milch ein neues k.o.-Kriterium: Jedem Tier muss eine Liegebox zur Verfügung stehen, damit theoretisch alle gleichzeitig liegen könnten. Wenn es nur vorübergehend nicht ganz erreicht wird, soll es einen gewissen Spielraum geben.

Klar ist, dass sehr hohe Tierwohl- und Qualitätsstandards wichtig und notwendig sind und dass das auch von unabhängiger Stelle überprüft und dokumentiert werden muss. Unsere Ladies im Stall müssen sich immer wohl fühlen und ich bin keineswegs für eine „Überbelegung“. Ob dieser Begriff aber angebracht ist, wenn alle Kühe, die es möchten, abliegen können und dann immer noch 20 Prozent der Liegeboxen frei sind, darüber sollte man schon diskutieren. Im Tierschutzgesetz und in der Nutztierhaltungsverordnung gibt es keine konkreten Angaben dazu. Gerne wird auf europäische Empfehlung aus den Jahren 1976 und 1988 verwiesen.

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