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Wenn kein Herbizid mehr hilft

Prüfungen von Weidelgraspopulationen bestätigen eine hohe Resistenz gegenüber gräserwirksamen Herbiziden.

Prüfungen der Weidelgras-Populationen bestätigen eine sehr hohe bis zu absolute Herbizidresistenz gegenüber gräserwirksamen Herbiziden im Getreide- und Maisanbau sowie gegen Graminiziden.

Bodenherbizide wie Prosulfocarb (zum Beispiel Boxer) und Chlortoluron (zum Beispiel Lentipur) zeigen hier noch Teilwirkungen. Glyphosat (zum Beispiel Roundup PowerFlex) ist häufig noch das einzig wirksame Herbizid bei diesen Herkünften. Die Ursachen für den Befall sind unterschiedlich. Häufig wurden die Weidelgräser nach einem Feldfutterbau oder als Untersaaten beim Umbruch nicht vollständig beseitigt und sind in den Folgekulturen zur Samenbildung gekommen.

Nach einer raschen Vermehrung waren Herbizidbehandlungen nicht vollständig wirksam und die Wirkungen wurden von Jahr zu Jahr schlechter. Bei Resistenzprüfungen wir regelmäßig eine multiple Resistenz gegen verschiedene Wirkstoffe und Wirkungsmechanismen festgestellt. Der sehr rasche Wirkungsverlust der verfügbaren Herbizide legt bei betroffenen Betrieben die Vermutung nahe, dass bereits die beim erstmaligen Auftreten bzw. bei der für den Befall ursächlichen in der Aussaat verwendeten Weidelgrassorte eine Herbizidresistenz vorhanden war.

Diese nachvollziehbare Vermutung wäre ein hohes Risiko für die Verwendung von Weidelgräsern im Ackerbau. Einzelne bereits durchgeführte, einfache Prüfungen im Feld haben diesen Verdacht bisher nicht bestätigt.

Aufwendige Versuche zur Herbizidresistenz

Um dieses Risikopotenzial exakt zu prüfen, haben wir uns für einen aufwendigen Gewächshausversuch mit der Prüfung von 20 Weidelgrassorten gegen praxisrelevante Herbizide entschlossen. Da es sich in Befallssituationen regelmäßig um Welsches Weidelgras handelt, haben wir hierfür 20 Sorten mit dem im Jahr 2022 größten Vermehrungsumfang in die Prüfung aufgenommen.

Das Saatgut stammte aus Landessortenprüfungen oder wurde vom jeweiligen Züchter zur Verfügung gestellt. Als Vergleichsvarianten verwendeten wir eine bekannt sensitive Zuchtsorte und eine multiresistente Herkunft aus einem Befallsbetrieb.

Die festgestellte Herbizidwirkung gegen diese beiden Referenzen zeigte ein unterschiedliches Reaktionsmuster. Die geprüften Bodenherbizide waren gegen den sensitiven Standard voll wirksam. Die resistente Vergleichsherkunft wurde von Butisan Gold zwar sehr sicher reguliert, die beiden Standardpräparate Boxer und Cadou SC zeigten dagegen deutliche bis starke Wirkungsverluste. Die blattaktiven Getreideherbizide Axial 50, Broadway und Atlantis OD waren gegenüber der resistenten Herkunft absolut unwirksam. Auch das Graminizid Select 240 EC war faktisch wirkungslos. Das Maisherbizid MaisTer Power zeigte eine Restwirkung. Nur das Glyphosat-Präparat Roundup PowerFlex konnte die multiresistente Herkunft noch sicher kontrollieren.

Die Wirkung der geprüften Herbizide gegen die 20 Zuchtsorten war absolut einheitlich. Alle Bodenherbizide zeigen in den Versuchen eine vollständige Wirkung. Die Wirkung der Blattherbizide variiert etwas, liegt mit einer durchschnittlichen Wirkung von 93 bis 97 % jedoch auf einem guten bis sicheren Niveau.

Wie die Zuchtsorten auf Herbizide reagieren

Im Endergebnis konnte für keine der 20 geprüften Zuchtsorten ein Hinweis auf Herbizidresistenz festgestellt werden.

Unser breit angelegter Resistenztest belegt, dass Zuchtsorten von Welschem Weidelgras keine Resistenzeigenschaften besitzen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Herbizidresistenzen bereits durch wenige Behandlungsmaßnahmen bei der chemischen Bekämpfung von Weidelgras in der Praxis selektiert werden. Damit wird die hohe Bedeutung von alternativen, nicht-chemischen Regulierungsmaßnahmen bei der Bekämpfung von Weidelgras als Ungras im Ackerbau mehr als deutlich.

Die Weidelgräser bleiben damit ein wertvoller Bestandteil im Feldfutterbau. Im Rahmen der Fruchtfolge ist auf einen sauberen Umbruch zu achten. Die Pflugfurche ist dafür die sicherste Maßnahme.

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