Hat der Traktor korrekt geblinkt?

In dem Moment, als der Landwirt nach links in die Einfahrt zum Hof abbog, setzte S. zum Überholen an. Auf der Gegenfahrbahn stieß der Motorroller gegen das linke Vorderrad des Traktors. Dabei wurde Rollerfahrer S. erheblich verletzt. Eine Woche lag er im Krankenhaus, anschließend war er vier Wochen arbeitsunfähig.

Vom Traktorfahrer und seiner Kfz-Haftpflichtversicherung verlangte Herr S. Schmerzensgeld. Das Landgericht Kiel sprach ihm 2500 € zu, ging dabei allerdings von einem Mitverschulden des Rollerfahrers von 50 % aus. Nach der Beweisaufnahme war das Gericht davon überzeugt, dass der Landwirt vor dem Abbiegen links geblinkt hatte. Das Oberlandesgericht (OLG) Schleswig bestätigte das Urteil (7 U 42/23).

Fahrer müssten sich vor dem und beim Abbiegen in ein Grundstück vergewissern, dass sie andere Verkehrsteilnehmer nicht gefährdeten. Beim Linksabbiegen müssten sie besonders auf den nachfolgenden Verkehr achten, betonte das OLG. Bei Unfällen wie diesem spreche die Lebenserfahrung dafür, dass „der Linksabbieger“ gegen seine Pflicht verstoßen habe, sich zwei Mal nach hinten umzuschauen. Herr S. habe jedoch in gleichem Maß zu dem Unfall beigetragen, weil er bei unklarer Verkehrslage überholte.