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Der Schock über den Zustand der BayWa ist groß. Alle fragen sich: Was ist da schiefgelaufen?

Claudia Bockholt

23. August 2024

Editorial Wer trägt Verantwortung, wenn ein über 100 Jahre altes Traditionsunternehmen innerhalb weniger Monate so dramatisch abstürzt wie die BayWa? 2023 wurden von Vorstandschef Lutz noch jubelnd Rekordumsätze vermeldet. Bei so viel Überschwang fiel kaum jemandem auf, dass die Umsatzrendite auch damals schon niedrig war. Zu niedrig jedenfalls, um ausreichend Rücklagen zum Beispiel für Apfelernteausfälle in Neuseeland zu bilden. Oder gar – keineswegs überraschend, aber heftig zu Buche schlagend – steigende Zinsen. Was ist schiefgelaufen? Auf diese Frage hat uns Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Werner Gleißner, ausgewiesener Experte für Risikomanagement, im Interview eine überraschend klare Antwort gegeben (Seite 67). Er weiß auch, was die BayWa zwingend tun muss, wenn sie wieder auf stabile Beine kommen will.

Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not: Dieser kaufmännische Grundsatz klingt wie ein Relikt aus einer sehr, sehr fernen Zeit. In deutschen Familien wird er noch vielfach beherzigt, wie die Bruttosparquote hierzulande zeigt. Anders als etwa im Konsumland USA haben wir Deutschen gerne etwas auf der hohen Kante. Wir Privatleute zumindest, denen im Ernstfall niemand großzügig unter die Arme greift. Wir sind ja, anders als die BayWa, nicht systemrelevant. Was ist so derart schiefgelaufen bei der BayWa, dass nun manche Landwirtin und mancher Landwirt um die Bezahlung ihrer Ernte, vielleicht sogar um die in BayWa-Aktien steckende Altersvorsorge bangt? Ganz zu schweigen von den Mitarbeitern vor Ort, die den Bauern über viele Jahre verlässliche Ansprech- und Vertragspartner waren. Sie wissen selbst keine Antworten auf die brennenden Fragen – und nun wurde ihnen auch noch angekündigt, dass Stellen abgebaut werden. Wo und wann, ist nicht bekannt.

Gute Nachrichten gibt es derweil für Landshut und Vilshofen: Die Erzeugergemeinschaft Südbayern übernimmt die dortigen Schlachthöfe von Vion jetzt komplett. Dort wächst zusammen, was zusammengehört.

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