Aiwangers Alleingänge

Diese Frage hat sich wohl auch Roland Weigert gestellt. Der passionierte Jäger und Vizepräsident des Bayerischen Jagdverbands (BJV) war bis vergangene Woche eigentlich der erste Ansprechpartner der FW-Fraktion, wenn es um Jagdpolitik ging. Seit Ministerpräsident Markus Söder den Wirtschaftsminister mit dem Nebenjob beglückt hat, erfreut sich das Thema eines deutlich höheren Aufmerksamkeitswerts.

Doch obwohl in Bayern kaum jemals so viel über Abschusspläne und Schonzeiten, Revierbegehungen und das spannungsgeladene Verhältnis von Jägern und Waldbesitzern diskutiert wurde, gab es keinerlei Austausch zwischen Weigert und dem Jagdminister. Weigert hat jetzt hingeschmissen und dem Fraktionsvorsitzendem Florian Streibl erklärt, dass er nicht mehr zur Verfügung steht. Sein Rat sei offensichtlich nicht gefragt. Langweilig wird ihm trotzdem nicht werden, denn sein Posten als Vorsitzender des Innenausschusses im Landtag gilt als arbeitsreich.

Auch für den Koalitionspartner CSU kam Aiwangers jüngster Coup, die Abschaffung der Abschusspläne für Hegegemeinschaften mit hohem Wildverbiss, aus dem Nichts. Die FW-Fraktion trägt es mit Fassung. Die alten Hasen kennen diesen Kommunikationsstil seit langem, und die 19 Newcomer sind 2023, als die Freien Wähler aufgrund der Flugblatt-Affäre ungeahnte Wählerzuwächse erhielten, auf dem Aiwanger-Ticket in den Landtag gekommen. Sie fühlen sich ihrem Parteichef also noch stärker zu Loyalität verpflichtet als der Rest der Truppe.