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Holz-Wuchshüllen – besser als aus Plastik?

Holz-Wuchshülle mit perforierten Seitenwänden für Lichteintritt und Grünastentwicklung

Für die Wiederaufforstung sind Kultursicherung und Pflanzenbehandlung meist unverzichtbar. Dafür werden oft konventionelle Wuchshüllen aus Kunststoff eingesetzt, um die Wachstumsbedingungen der Bäume zu verbessern. Jedoch hat die simple Lösung der Wuchshüllen einen Nachteil. Mit zunehmender Standdauer im Wald verwittern sie und Mikroplastik verbleibt im Ökosystem. Alternativ können auch UV-beständige Wuchshüllen verwendet werden, die nach einigen Jahren wieder abgebaut werden und z. T. wieder verwendet werden können.

Praxistest

Eine mögliche Alternative konventionelle Wuchshüllen zu ersetzen könnten eigens entwickelten Holz-Wuchshüllen sein. Sie werden aus Pappel-Furniersperrholz gefertigt und mit einem ökologisch verträglichen Leim verleimt. Aus dem Furniersperrholz werden je Hülle drei Seitenteile mit den Maßen 90 cm x 15 cm hergestellt. Wenn die Hülle aufgestellt wird, müssen zunächst die Seitenteile mittels eines Mechanismus zum Ineinanderhaken verbunden werden. Die Holz-Wuchshülle erhält dadurch eine dreieckige Grundfläche. Anschließend wird die Holzwuchshülle an einen Robinienstab getackert.

Für den Praxistest wurden zwei Hüllenvarianten ausgewählt: a) Seitenteile ohne Belüftungslöcher und b) Seitenteile mit Belüftungslöchern mit einem Durchesser von jeweils 5 cm. Daraus resultieren unterschiedliche Belichtungsverhältnisse in der Hülle, da der Lichteintritt bei Seitenteilen ohne Belichtungs- bzw. Belüftungslöchern nur durch die himmelseitige Öffnung erfolgen kann.

In der Holz-Wuchshülle können Küstentannen den Terminaltrieb und die Seitenäste nahezu natürlich ausbilden.

Für den Praxistest im Wald wurden je Variante sechs Hüllen im gleichen Waldort aufgestellt und die Entwicklung dreijähriger Küstentannen beobachtet. Im dreijährigen Praxistest zeigte sich während der Trockenjahre 2018 und 2019, dass innerhalb des ersten Jahres alle Küstentannen in den Holz-Wuchshüllen mit geschlossenen Seitenwänden abstarben. In den Hüllen mit Löchern in den Seitenwänden wiederum sind keine Küstentannen abgestorben. Darüber hinaus sind die Küstentannen weitergewachsen und haben Seitenäste durch die Löcher der Hüllenwände gebildet.

Diese Idee, die Seitenwände der Wuchshüllen zu perforieren, ist basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen entstanden. Demnach entwickeln z. B. Douglasien in Wuchshüllen ein hohes H/D-Verhältnis (Höhe zu Durchmesser) und werden „kopflastig“, da sich die Seitenäste in der konventionellen Wuchshülle nicht natürlich entwickeln können. Im Praxistest der Holz-Wuchshüllen konnten die Seitenäste der Küstentannen durch die Löcher wachsen und somit einem natürlicheren Wachstum folgen.

Darüber hinaus besitzen die Holz-Wuchshüllen mit perforierten Seitenwänden den Vorteil, dass sich entwickelnde Seitenäste nicht in das Holz der Hüllenwände einwachsen, was bei Gitterhüllen beobachtet werden kann. Weiterhin wächst der Terminaltrieb in der Hülle und wird vor Wildverbiss geschützt.

Holz-Wuchshülle mit und ohne perforierte Seitenwände

Fazit

Wie der Name „Wuchshülle“ es besagt, verbessern Wuchshüllen das Wachstumsverhalten der jungen Bäume. Darüber hinaus schützen die Hüllen in begrenztem Maße vor Wildschäden und reduzieren den Kulturpflegeaufwand. In wie fern die Holz-Wuchshülle das Baumwachstum fördert, muss noch untersucht werden. Jedoch zeigt der Praxistest, dass in den gering belichteten Holz-Wuchshüllen eine hohe Mortalität auftreten kann. Demgegenüber besitzt die Variante mit perforierten Seitenwänden Entwicklungspotenzial.

Insgesamt betrachtet sollte dem Wald und der Umwelt zuliebe auf Wuchshüllen aus Kunststoff verzichtet bzw. diese vor eintretender Verwitterung abgebaut werden, um Mikroplastik im Wald zu vermeiden.

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