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Selber sägen

Helmut und Christine Schmidt sind hochzufrieden mit ihrer Pilous-Bandsäge

Es war im Spätsommer 2018, dem Jahr, in dem die Käferkalamität begann. „Innerhalb von zwei Wochen ist unser kompletter Wald braun geworden und abgestorben“, erzählt Christine Schmidt. Sechs Tagwerk, rund 2 ha, Wald haben sie und ihr Mann Helmut bei Wurmannsquick in Niederbayern. „Das waren starke Bäume. Die waren schon vor meinen Eltern da. Sie haben zu ihrer Zeit nichts rausgeholt.“ Rausgeholt haben Helmut und Christine Schmidt schon regelmäßig etwas aus ihrem Wald. Sägerundholz haben sie über die örtliche Waldbesitzervereinigung vermarktet. Selbst brauchen sie jährlich 80 Srm Hackschnitzel zum Beheizen des 350 Jahre alten Hofes.

Der Wald war weg

Und dann war der Wald plötzlich weg. Jetzt lagern die Stämme im Trockenlager rund um den Hof und warten auf Verwendung. Bis wieder wertvolles Holz im Wald wächst, wird es Jahrzehnte dauern. Ihre Hackschnitzel bekommen sie glücklicherweise auch ohne den Wald aus ihrer Tätigkeit im Landschaftsbau. 2006 haben Helmut und Christine Schmidt die Landwirtschaft, einen Milchviehbetrieb, aufgegeben und sich mit einem Landschafts- und Pflasterbaubetrieb selbstständig gemacht. Auf den Baustellen müssen des Öfteren Gehölze geschnitten oder entfernt werden. „Die müssen wir mitnehmen.“

Mit diesem Handrad wird das Sägeband gespannt

Die 17 ha landwirtschaftliche Fläche, die zum Guggenberg-Hof gehören, haben sie verpachtet, bis auf den Wald und 1,7 ha Wiese für die zwei eigenen Pferde. Helmut Schmidt ist Straßenbaumeister, Christine arbeitet voll mit. Als Mädchen für alles, wie sie sagt. „Ich fahre Radlader, Lkw, setze Randsteine und mache im Büro die Kalkulation mit.“

Dieser Motor bewegt den Sägewagen entlang der feststehenden Förderkette

Die Frage, die sich angesichts der toten Bäume ergab, war „Was tun?“ Christine Schmidt spielte schon länger mit dem Gedanken, auf dem Hof ein Blockhaus zu bauen, aber natürlich hat man für so etwas als Unternehmerehepaar keine Zeit. In der Spitze hatten die Schmidts 16 Angestellte. Jetzt sind es noch sechs.

So gab der Borkenkäfer den Anstoß, mit dem Blockhaus ernst zu machen. Es war klar: „Das Holz sägen wir selber!“ Helmut Schmidt hat sich im Internet über die notwendige und verfügbare Technik informiert und ist dabei auf die mobilen Bandsägen von Pilous, einem tschechischen Hersteller, gestoßen.

12 m lange Stämme

Vertrieben werden die Sägen über die österreichische Firma Holzprofi Austria mit Sitz in Roitham/Oberösterreich. Die Schmidts rechneten mit spitzem Stift und stellten fest, dass die Pilous-Säge einige Tausend Euro günstiger war als vergleichbare Modelle anderer Anbieter. Rund 9.000 € kostst die CTR 750. Dabei musste sie einiges können: „Unser Blockhaus ist 9x9 m groß, das heißt die Stämme, die wir sägen, sind 12 m lang“, erzählen sie. Die Durchmesser der Stämme liegen zumeist jenseits der 50 cm. Das ist eine Dimension, bei der man unweigerlich an große Mobilsägen denkt. Die Pilous CTR 750 ist aber eine Schmalbandsäge. Gerade einmal 34 mm ist das Sägeband breit. Dennoch ist sie für Stämme bis zu 75 cm Stärke vorgesehen. Das liege daran, dass die Pilous-Säge eigentlich für Industrieanwendungen als Bandsäge für Metall entwickelt wurde, erzählt Christopher Detzel von Holzprofi. Bei einer Mindeststammlänge von 0,8 m ist die Laufschiene der Pilous-Säge, die gleichzeitig das Sägebett ist, praktisch endlos skalierbar. Entsprechend der gewünschten maximalen Stammlänge hat Helmut Schmidt eine 12 m lange Schiene aufgebaut. Er kenne auch eine Pilous mit 19 m Länge, sagt Detzel. Der Sägewagen zieht sich mit einem Kettenzug über die Schiene. Mittels eines Potenziometers, das ist ein Drehknopf seitlich am Bedienpanel, lässt sich die Vorschubgeschwindigkeit stufenlos einstellen. Die Stämme werden mit klappbaren Anschlagwinkeln und Schraubzwingen fixiert.

Was hier liegt, sind eigentlich nur Reste. Sie geben aber einen Eindruck davon, welche Dimensionen die Pilous-Säge bewältigt.

Christine Schmidt achtet im Sinne eines sauberen Schnitts darauf, nicht zu schnell zu sägen. „Sonst wird’s wellig!“ Das ist eine bekannte Schwäche der Schmalbandsägen, aber gibt es nicht Brandspuren, wenn man das Sägeband allzu langsam fortbewegt. „Das Band wird gekühlt“, erklärt Helmut Schmidt.

Helmut Schmidt füllt Wasser zur Kühlung und Schmierung des Sägebandes nach. Die blaue Farbe im Tank kommt noch vom Frostschutzmittel aus dem Winter.

Die Kühlung erfolgt mit Wasser, das aus einem Tank per Schlauch auf das einlaufende Sägeband tropft. Zur besseren Schmierung gibt man im Sommer etwas Geschirrspülmittel dazu. Im Winter wird Scheibenfrostschutz, wie man ihn aus dem Auto kennt, zugesetzt, damit das Wasser nicht gefriert.

Dass die Pilous-Säge nur gelegentlich im Einsatz ist, wird beim Blick auf den Schmierwasser-Tank klar, in dem Mitte Mai immer noch Frostschutzmittel ist. „Wir haben ja keine Zeit!“ Der Landschaftsbau nimmt die beiden Vollzeit in Anspruch.

Die ersten Stämme für das Blockhaus liegen schon. Die Basisstämme mussten gesägt werden, damit sie flach auf dem gemauerten Fundament liegen, diejenigen fürs Dach bekommen eine glatte Außenseite

Das Fundament für ihr Blockhaus haben Helmut und Christine Schmidt letzten August gelegt. „Da hatten wir zwei Wochen zu.“ Im Winter haben sie dann die ersten Stämme gesägt und zugerichtet. Kehle und Sattel der Passstellen an den vier Hausecken werden per Motorsäge ausgeschnitten. „Ein Stamm dauert einen Tag. Da üben wir noch.“ So liegen vom Blockhaus erst die vier Basisstämme.

Keine Zeit

Da jetzt die Saison für den Landschaftsbau wieder richtig angefangen hat, wird die Mobilsäge erst mal ein paar ruhige Monate haben, mindestens bis zu den Sommerferien. Zeit haben sie ja. Das Rundholz liegt gut belüftet am Hof und das Holzhaus hat keine Eile. Wofür ist das eigentlich? „Für mich, für die Kinder, ein Freizeithaus, vielleicht irgendwann ein Austragshäusl für uns. Vielleicht machen wir auch einen Verkaufsschlager draus“, lacht Christine Schmidt. Da scheint ein ganz neues Geschäftsmodell zu keimen.

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