Der Bast muss weg, aber nicht von den Forstpflanzen

Kai Sühlfleisch, Bayerische Waldbauernschule

01. März 2024

Jedes Jahr aufs Neue wechselt der Rehbock sein Gehörn. Das Alte wird im Herbst/Frühwinter abgeworfen und es wächst dann über die Wintermonate nach. Während des Wachstums ist das Gehörn von einer Basthaut umgeben, die es durchblutet und mit Nährstoffen versorgt. Ist der Kopfschmuck voll ausgebildet, stirbt der Bast ab und wird vom Bock an kleinen Bäumchen und Sträuchern abgerieben – er „fegt“. Damit markiert er auch sein Revier, denn zwischen den Gehörnstangen befinden sich Duftdrüsen, mit deren Sekret der Bock sein Territorium „absteckt“. Der Zeitraum des Verfegens erstreckt sich von März bis in die Sommermonate. Dieses natürliche Verhalten kann bei massivem Auftreten jedoch zum Problem werden. Wie kann man Rehböcke gezielt am Fegen von bestimmten Bäumen hindern?

Zum Fegen suchen sich die Rehböcke junge Bäume bis maximal 2m Höhe aus. Gerne ausgewählt werden markante Pflanzen (eher einzeln stehend, größer als der Rest), seltene Baumarten und Nadelhölzer mit hohem Harzanteil in der Rinde wie Lärche und Douglasie. Dieser Harzanteil führt bei der Douglasie dazu, dass der Rehbock sie auch noch in höherem Alter und größerem Durchmesser fegt.Durch das Schlagen und Reiben des Gehörns an den Bäumchen wird die Rinde und der direkt darunter liegende Bast vom Stamm geschält. Den Bast braucht der Baum, um seine Nährstoffe, die er durch Fotosynthese in der grünen Krone bildet, im Stamm zu verteilen und Reserven in der Wurzel anzulegen. Fehlt der Bast, können von der Pflanze keine Reserven mehr angelegt werden und sie stirbt oberhalb der Fegestelle ab.

Dieser „Ringelungseffekt“ tritt ein, wenn der Stamm auf ganzem Umfang von Rinde und Bast befreit wird (was beim geringen Durchmesser der Bäume sehr wahrscheinlich ist). Ist die Fegestelle so tief am Baum, dass unterhalb keine grünen Äste mehr vorhanden sind, stirbt die gesamte Pflanze ab. Sind noch Äste vorhanden, richten sich diese in der Regel auf und bilden neue Höhentriebe. Dies kann zu Zwieselbildung führen.

Wird der Stamm erneut gefegt, beginnt das „Spiel“ von Neuem. Als Konsequenz daraus stirbt die Pflanze zwar nicht ab, wird aber regelmäßig ihres Höhentriebs beraubt und hat somit keine Chance gegenüber ungefegten Konkurrenten. Dies kann zu großen Ausfällen von Mischbaumarten in Kulturen führen.

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