Hambi, Danni, Steigi
Er hatte festgestellt, dass die alten Bestände um das Kerngebiet zu stark durchforstet werden und der einmalige Buchen-Urwald deshalb in Gefahr sei. Er zitierte sogar ein juristisches Gutachten, dass die planmäßige Forstwirtschaft in dem FFH-Gebiet als rechtswidrig darstellte. Solche Fälle häufen sich in den letzten Jahren. Ob in der Weltenburger Enge, im Reliktwald Lampertheim oder im Leipziger Auwald: Immer wieder fordern Naturschützer, alte Laubwälder nicht mehr zu durchforsten. Der Eberswalder Wissenschaftler Pierre Ibisch fordert sogar ein deutschlandweites Einschlagsmoratorium in solchen Wäldern.
In Bayern konzentriert sich das Interesse der Naturschützer seit Jahren auf den Steigerwald. Zwar hat das Landwirtschaftsministerium erst kürzlich den bisher unverbindlichen Schutzstatus bereits stillgelegter Wälder rechtsfest gemacht und 5.000 ha Wald zusätzlich aus der Nutzung genommemn. Trotzdem fordern die Naturschutzverbände unverdrossen einen Buchen-Nationalpark im Steigerwald. Das ist ihr gutes Recht, auch wenn sich die Bevölkerung, die Forstleute und Säger dagegen ausgesprochen haben.
Irritierend dabei ist die zunehmende Radikalisierung. Ohne Protestaktionen am Rande der Legalität geht es offenbar nicht mehr, wie ein Farbanschlag auf einen Rückezug kurz vor Weihnachten zeigte. Auch die Wortwahl stimmt nachdenklich. „Steigi bleibt“ hatten die Waldschützer auf die Maschine geschmiert, dabei wird der Steigerwald doch trotz aller Meinungsverschiedenheiten verantwortungsvoll bewirtschaftet und steht keineswegs zur Rodung an. Die Proteste um den Hambacher Wald im Jahr 2018 scheinen viele Naturschützer tief beeindruckt zu haben. Doch nicht nur ihr niedlich wirkender Slogan „Hambi bleibt“ erfreut sich großer Beliebtheit. Auch die Art des Protestes macht Schule: Der zivile Ungehorsam, der doch eigentlich eine gewaltfreie Form des Widerstandes gegen den Staat oder die herrschenden Verhältnisse darstellt, schließt bei manchen Aktivisten auch Gewalt nicht aus – und sei es nur in Form von Sachbeschädigungen. Zuletzt haben wir das im Dannenröder Forst gesehen. Ob man aber so für einen Nationalpark oder den Walderhalt eintreten sollte?
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