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Zwanzigtonner

Das ist der erste 20-Tonnen-Forwarder von Rottne in Deutschland

Die Zimmermanns aus Eberswalde sind eines der für den Forst so typischen Familienunternehmen. Als wir es bei einem Auftrag in der Uckermark besuchen, sind mit dem Großvater Wilfried, seinem Sohn Axel und dessen Söhnen André und Bernd gleich drei Generationen vor Ort. Wilfried Zimmermann war Forstfacharbeiter und ist bis heute ein passionierter Jäger. Sein Sohn Axel hat nach dem Ende der DDR das Forstunternehmen gegründet. Er fing 1991 mit einem LKT-Schlepper an und kaufte sich später einen Terri-Rückezug. Das war zu dieser Zeit bei Waldbesitzern eine gern gesehene Maschine, weil sie so klein und waldschonend war. Und wenn es kein Terri sein konnte, dann eben ein anderer kleiner Forwarder wie zum Beispiel der John Deere 810B, den sich Axel Zimmermann später auch zugelegt hat. André und Bernd Zimmermann haben als Jugendliche noch auf dem Terri ihr Taschengeld verdient. Als der gelernte Elektriker Bernd nach seiner Bundeswehrzeit und André nach seiner Ausbildung zum Kfz-Mechaniker und Versicherungsfachmann in das Unternehmen einstiegen, haben sie sich den 810B anfangs noch zu dritt geteilt.

„Wir waren auf der letzten Elmia Wood sehr beeindruckt vom robusten Rahmen des F20.“

Seit drei Generationen im Forst (v.l.): Bernd, Axel, André und Wilfried Zimmermann

Doch das ist Vergangenheit, denn längst sind auch die größeren Tonnagen in den märkischen Wäldern angekommen. André und Bernd setzen jetzt sogar den ersten 20-Tonner ein: den Forwarder Rottne F20D mit 207 kW Motorleistung, 270 kN Zugkraft und dem Ladekran RK 160 mit 156 kNm Bruttohubkraft und 10 m Reichweite.

Eine Frage der Effizienz

In den letzten Jahren war das Unternehmen Zimmermann viel im Harz beschäftigt, jetzt arbeitet es endlich wieder in der heimischen Uckermark

Solche Maschinen haben ihren Markt überwiegend in Nordschweden oder in Übersee, in Deutschland sind sie eine Ausnahme geblieben. Mehr als einzelne Exemplare können die Maschinenanbieter meist nicht nennen, selbst 18-Tonner sind selten. Eine gewisse Verbreitung haben große Forwarder in den letzten Jahren nur in den Borkenkäfergebieten gefunden – etwa im Sauerland, wo auch Bernd und André Zimmermann in der vergangenen zwei Jahren oft zu tun hatten. Aber im Kiefernland Brandenburg? Auf dem Weg zum Treffpunkt fällt die mögliche Antwort schnell ins Auge, denn Brandenburg hat eben nicht nur Kiefern zu bieten, sondern auf Moränenstandorten nördlich von Berlin auch Buchen- und Eichenwälder, in denen man die Maschine mit ihrem starken Kran gut auslasten könnte. Das bestätigt André Zimmermann: „Bei 6 m langen Buchen-Stammholzabschnitten kommt man mit kleineren Forwardern schnell an die Grenze.“

Der große Greifer HSP 050 trägt zur Leistungsfähigkeit des Rottne F20D bei

Doch das Laubstarkholz war nicht der alleinige Grund für den Kauf. Als André und Bernd 2021 über eine Neuinvestition nachdachten, rückten sie noch mit einem John Deere 1510E, der immerhin 15 t Nutzlast zu bieten hat. Allerdings kam er bei der Rückearbeit nicht hinter dem Harvester Rottne H21D hinterher. Mit diesem Starkholzernter haben die beiden 2021 ihren alten Rottne H14 ersetzt, um von den Baumdimensionen her Luft nach oben zu haben. Für eine effiziente Arbeit brauchten sie dann aber auch den passenden Rückezug mit einem starken Ladekran und Klemmbankvorbereitung. Sie rechnen sich in den Starkholzbeständen ihrer Region gute Chancen für die Maschinen aus, weil hier motormanuelle Arbeitskräfte eher Mangelware sind. Wie man Maschinen dieser Größe in Durchforstungsbeständen auslastet, wissen sie genau: „Wir sind gut aufeinander abgestimmt“, sagt der Forwarderfahrer André. Sein Bruder Bernd ergänzt: „Ich weiß eben, dass ich mit dem Harvester auf der Rückegasse gegenüber von einem Gassenbaum keine hohen Stubben stehen lasse und die Gasseneinfahrten so anlege, dass der Forwarder auch mit 2×3-m-Holz noch aus der Rückegasse rauskommt.“

Viele Argumente

Die Kaufentscheidung hatte einen langen Vorlauf. Schon auf der letzten Elmia Wood beeindruckte sie die robuste Bauweise der Rottne-Maschinen. Ein wichtiges Argument für den F20D war auch der Ladekran RK 160. Mit 156 kNm ist er zwar nicht wesentlich stärker als der des 20-t-Konkurrenten John Deere 1910G. Dafür gibt es ihn bei Rottne aber mit 10 m Reichweite und beim John Deere nur bis 8,5 m. Dazu kommen das lastschaltbare Dreiganggetriebe und die im Vergleich zu John Deere bessere Zugänglichkeit bei Wartungsarbeiten: „Wegen der absenkbaren Bodenwanne kommt man zum Beispiel gut an die Pumpen ran“, sagen sie übereinstimmend. Sie müssen es wissen, denn sie warten und reparieren die Forstmaschinen schon immer höchstselbst.

Am Polterplatz: André Zimmermann steht vor dem voll beladenen Rottne F20D

Die mit 270 kN hohe Zugkraft der Maschine und die große Zahl an Gleichteilen beim H21D und beim F20D waren weitere Pluspunkte, die für eine einheitliche Markenstrategie sprachen. Nicht zuletzt hatten sie mit ihren bisherigen Rottne-Maschinen und dem Service der Firma Kopa Forstmaschinen gute Erfahrungen gemacht.

Vestellbarer Rungenkorb

Eine nicht alltägliche Ausstattung für einen Forwarder ist der verstellbare WideLoad-Rungenkorb, den Rottne beim F20D serienmäßig anbietet. Der Fahrer kann das Rungen-Innenmaß bei dieser Lösung mit dem Greifer von 2,70 m auf 3,15 m oder 3,60 m ausziehen und die Breite des Stirngitters hydraulisch anpassen. Hydraulisch höhenverstellbar sind auch die Rungenspitzen. Letzteres bietet Rottne bei dieser Version des Wideload-Rungenkorbs eigentlich gar nicht an, hat sie aber für die Zimmermanns möglich gemacht. In alle Richtungen voll ausgefahren, könnte die Maschine rund 23 Fm Holz aufnehmen – und wäre damit deutlich überladen. Soweit lässt es Fahrer André Zimmermann aber natürlich nicht kommen, auch wenn er auf eine Kranwaage zur Überwachung verzichtet hat. Eine Überraschung war für ihn übrigens ein praktisches Detail: Die Rungenspitzen geben ein wenig nach, wenn der Fahrer sie beim Laden berührt.

Mappingsystem Geo Info

Beide Maschinen verfügen auf ihren Bordrechnern über ein Mappingsystem, das Rottne schon vor einiger Zeit eingeführt hat, das die Kunden aber erst jetzt regelmäßig anfragen. Geo Info heißt es bei Rottne. Wie bei anderen Anbietern zeichnet der Harvester damit seine Fahrtstrecken auf und wo er welche Sortimente in welcher Menge abgelegt hat. Der Forwarder-Fahrer kann auf diese Daten zugreifen und mit ihnen seinen Arbeitsablauf besser organisieren.

Man könnte noch weitere Details nennen, etwa die überdurchschnittliche Ausstattung mit Arbeitsscheinwerfern oder Extras wie den Auspuffschutz, den Kopa Forstmaschinen angebaut hat. Das würde an dieser Stelle aber zu weit führen.

Wichtig ist ohnehin vor allem, dass Bernd und André Zimmermann mit ihrem neuen Gespann zufrieden sind. Die Größe der Maschinen ist bei ihren Auftraggebern übrigens kein Problem. Wichtig sei in erster Linie die Arbeitsqualität: „Was zählt ist, wie wir den Wald verlassen“, sagt André noch, ehe er in die Maschine steigt, um mit dem Frontpolter den Weg abzuziehen.

Taktgeber ist der Harvester Rottne H21D, der ist seit Dezember 2021 im Unternehmen ist

Das 1,6 t schwere Harvesteragggregat Rottne EGS 706 hat ein Walzenöffnung von 79 cm

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