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So können Legehennen gut alt werden

Diese Herde Braunleger sah nach einer Haltungsdauer von über einem Jahr noch sehr gut aus. Kleine Verschleißerscheinungen am Gefieder sind in dem Alter normal. Die Tiere könnten noch mehrere Monate gehalten werden oder sogar eine Mauser einlegen.

Durch Zuchtarbeit, verbesserte Fütterung und optimales Management können Legehennen heute immer länger gehalten werden. Von Praktikern hört man, dass weiße Leger bei fast vollständigem Gefiederkleid 400 bis 450 Eier in 500 Tagen legen. Auch braune Leger zeigen immer öfter dieses Potenzial. Gleichzeitig gibt es aber auch Herden, bei denen Eiqualität, Gefiederzustand und Verhalten nicht unter Kontrolle zu bringen sind. Diese Herden müssen dann oft schon im 11. Legemonat geschlachtet werden.

Fütterung

Um ein Lebensalter von 90 Wochen und mehr zu erreichen, benötigen Hennen ein optimales Futter. Oft ist eine zu geringe tägliche Futteraufnahme ein Problem. Würde die Legehenne mehr Futter und Wasser aufnehmen, wären Leistungseinbrüche und Verhaltensauffälligkeiten oft nicht so ausgeprägt. Mischfutter sollte für eine lange Legedauer deshalb von hervorragender Qualität sein, grob homogen strukturiert, hell in der Farbe und ausgewogen in den verdaulichen Inhaltsstoffen. Das günstigste Futter ist oft nicht das Beste!

Bei dieser Herde war nach 17 Tagen Haferfütterung der Höhepunkt der Mauser erreicht, die Federn flogen.

Auch die Futterhygiene, vor allem der Mykotoxin-Anteil, hat einen erheblichen Einfluss auf die Tiergesundheit, speziell die der Leber. Um eine Legehenne älter werden zu lassen, muss das Tier, und insbesondere ihre Leber gesund bleiben. In der Leber vollziehen sich beim Huhn die hauptsächlichen Stoffwechselvorgänge für die Eiproduktion. So findet die Synthese von Fettsäuren hauptsächlich in der Leber statt. Hormone treiben dabei den Stoffwechsel für die Eibildung an. Kohlenhydratreiches Futter kann zu einem Fettlebersyndrom führen, während Sojaöl und Sonnenblumenöl einer Akkumulation von Fetten in der Leber entgegenwirken. Darüber hinaus haben bestimmte Stoffe, wie Vitamine B1, B12, C, E, Cholinchlorid, Betain und auch Aminosäuren wie Methionin eine Schutzeigenschaft gegen Leberverfettung. Auch der Kalziumstoffwechsel wird über Hormone und in der Leber gesteuert. Nur mit einer gesunden Leber können die stoffwechselphysiologischen Höchstleistungen des Kalziumtransfers in die Eischale vollbracht werden.

Direktvermarkter benötigen höhere Eigewichte. Betriebe, die an größere Packstellen liefern, benötigen bevorzugt das M-Ei. Das Eigewicht steigt jedoch stetig mit zunehmendem Hennenalter, dabei nimmt auch der Umfang der Schale zu. Gleichzeitig nimmt aber das Einlagern von Kalk in die Schale permanent ab. Eine Eischale wiegt ca. 5 - 7 g und enthält rund 2 g reines Kalzium. Mit Vitamin D wird Kalzium in die Eischale transportiert. Bekannt ist, dass Legehennen ungefähr 40 % des Futters in der ersten Tageshälfte und 60 % in der zweiten aufnehmen. Die Schalenbildung des Eies findet überwiegend nachmittags und nachts statt. Deshalb sind Kalziumgaben mit grobem Muschelkalk ab der Legespitze am späteren Tag sinnvoll.

Darüber hinaus sollte Muschelkalk zur Beschäftigung im Scharrbereich gegeben werden. Möglicherweise sind technisch aufwendige Split-feeding-Systeme mit morgendlicher Proteinfütterung und abendlicher Kalzium-/Energiefütterung die Zukunft. Sie können die Ration noch mehr an den Bedarf der Tiere anpassen und so eine verlängerte Legeperiode bei hoher Leistung ermöglichen. Auch die Wasseraufnahme sollte durch tägliche Kontrolle im Auge sein. Frisches, kühles Wasser in Trinkwasserqualität und regelmäßige Reinigung der Tränkeleitungen schaffen gute Voraussetzungen. Zusätzlich sollten die Leitungen regelmäßig gespült oder sogar mit einer Druck-Impuls-Spülung gereinigt werden.

Junghennenaufzucht

Moderate Besatzdichten, frühes Entlassen aus den Volierensystemen (3./4. Lebenswoche), Mobilitätstraining sowie Beschäftigung schaffen gute Grundlagen in der Junghennen-Aufzucht. In der zweiten Aufzuchtphase sorgt rohfaserreicheres und energieärmeres Futter dafür, dass die Junghennen ein großes Magen- und Darmvolumen ausbilden. Die Futteraufnahmekapazität ist später entscheidend. Den Junghennen sollten von der ersten Woche an Magensteine angeboten werden und ganze Körner von Hafer, Gerste, bzw. Weizen können zusätzlich zur Beschäftigung gegeben werden. Auch Futterstrategien und Lichtprogramme sind zu diskutieren, um die Futteraufnahmekapazität bei Junghennen zu erhöhen. Zudem können Rohfaserangebote wie Luzerneheu, Stroh guter Qualität oder Lignozellulose die Futteraufnahme erhöhen.

Am Ende der Aufzuchtphase sollte eine braune Junghenne in der 17. Lebenswoche 6 bis 6,5 kg Futter gefressen haben und ein Körpergewicht von 1.400/1.450 g aufweisen. Damit möglichst alle Tiere bedarfsgerecht versorgt werden, muss eine Herde möglichst homogen sein. Ist die Junghenne bei Einstallung noch nicht optimal im Gewicht, sollte die Aufzucht mit gleichbleibendem Lichttag und dem gewohnten Junghennenaufzuchtfutter vorerst weitergeführt werden. Denn würde zu früh zu viel Kalk gefüttert, kann dies die Futteraufnahme hemmen. Zudem könnte ein Eintritt der Legereife bei untergewichtigen Tieren zu Nährstoffdefiziten, einem hohen S-Eier-Anteil und Stress in der Herde führen. Dies schmälert die Chance auf eine lange Legedauer.

Sind die Tiere entsprechend der Sollvorgaben entwickelt, ist eine schrittweise Gewöhnung an höhere Kalziumgehalte nötig. Dafür sollte in den ersten zehn Tagen nach Umstallung rund 1 kg Vorlegefutter/Tier gefüttert werden. Als Kompromisslösung bei kleinen Herden kann das zuletzt gefütterte Junghennenfutter langsam mit Legehennenalleinfutter verschnitten werden.

Gehen Tiere voll befiedert in die Mauser, wird nur ein Teil des Gefieders gewechselt.

Umstallung Legebetrieb

Das Einstallen in den Legebetrieb ist in größeren Betrieben mit 17 Lebenswochen üblich, während kleinere und direktvermarktende Betriebe ihre Junghennen gerne mit 19 Wochen einstallen möchten. Letzteres bedeutet für den Aufzüchter ggf. einen Zusatzaufwand. Zumindest müsste in dieser Zeit eine Futterumstellung und je nach Gewicht der Tiere eine Lichtstimulation erfolgen. Da die Tiere dann kaum Zeit zur Eingewöhnung in das Legesystem haben, ist die Gefahr verlegter Eier groß, hierdurch steigt das Risiko für Kloakenkannibalismus. Von einigen Tieren wird eventuell auch nicht schnell genug Futter und Wasser gefunden. Die Umstallungsphase bedeutet für die Junghenne enormen Stress. Es sollte alles getan werden, damit die Tiere zu Legebeginn genügend Futter aufnehmen. Zur Kontrolle müssen die Tiere wöchentlich mindestens bis zur 35. Lebenswoche gewogen werden. Ziel ist eine stetige Gewichtszunahme bei guter Uniformität von über 80 %. Das Futteraufnahmevermögen sollte so hoch sein, dass trotz hoher Legeleistung genügend Nährstoffe für Körpersubstanz und Wachstum vorhanden sind. Eine Henne wächst noch bis zur 40. Lebenswoche und muss kontinuierlich an Körpergewicht zulegen. Wird die Zunahmekurve der Zuchtfirmen nicht erreicht oder gibt es Leistungseinbrüche, die nicht aufgefangen werden können, ist eine längere Nutzung der Tiere in der Regel nicht möglich. Insbesondere bei Einstallungen im Sommer ist das Risiko einer zu geringen Futteraufnahme und eines frühen Legebeginns durch die natürliche Langtag-Stimulation sehr hoch. Beides hat oft negative Folgen für die Länge der Legephase.

Tiergesundheit

Bis auf eine Auffrischung mit ND- bzw. IB-Impfstoffen dürfen während der Legeperiode keine weiteren Impfstoffe verabreicht werden. Bei nicht legenden Herden in der Mauser müsste der Impfstatus beachtet werden. Dies betrifft vor allem die Salmonellenimpfung. Die Trinkwasserqualität ist bei einer Verlängerung der Legeperiode sehr entscheidend. Erfahrungsgemäß ist die Darmgesundheit gut, wenn die Tränkwasserhygiene beachtet wird. Wasserzusätze wie Säuren, Peroxide oder Laugen lassen einen Biofilm gar nicht erst entstehen. Wichtig ist, diese Mittel schon ab Einstallung einzusetzen. Vitamine, flüssige Ergänzungsmittel und Impfstoffe haben nur eine optimale Wirkung, wenn die Tränkeleitungen sauber sind. Wasserzusätze können aber auch die Wirkung dieser Zusätze beeinträchtigen. Wurmkuren und eine Prophylaxe gegen Histomoniasis gehören ebenso zu einem guten Management wie eine akribische Milbenbekämpfung.

Legepausen

Für die längere Nutzung einer Herde kann über eine oder mehrere Legepausen nachgedacht werden. Dazu sind Mauserprogramme entwickelt worden (Infos bei den Autoren). Grundsätzlich ist eine Mauser bei gesunden Herden durchführbar, die Legepause dauert dann rund 45 bis 50 Tage. Voraussetzung ist ein Herdenalter um den 11. Legemonat ohne Verhaltens- oder Gesundheitsstörungen. Oftmals kann eine gemauserte Herde sechs Monate und länger weiter legen. Manche Herden werden sogar zweimal gemausert. Impfungen, Wurmbehandlungen und Mineral,- bzw. Vitaminaufbaukuren sind dabei mit Berater und Tierarzt abzustimmen. Das Wesentliche an der Mauser sind die hormonellen Umstellungen des Tieres und die damit verbundene Erneuerung des Legeapparates. Erfahrungen zeigen, dass eine gesunde Herde nach einer gut durchgeführten Legepause oft eine Legeleistung wie vor der Mauser, aber mit verbesserter Schalenqualität und -farbe bringen kann.

Fazit

  • Zucht und Haltungsoptimierung können dazu beitragen, die Legeperiode zu verlängern.
  • Bei gesunden Herden können gut geplante und sorgfältig durchgeführte Legepausen die Haltung verlängern.
  • Voraussetzung ist eine Qualitätsjunghenne, gute Tiergesundheit und eine bedarfsorientierte Fütterung bei bester Schalenstabilität.
  • Aufgrund neuer KAT- und EU-Öko-Regelungen könnten Junghennen-Aufzuchtplätze in Deutschland kurzfristig wegfallen.
  • Diese Junghennenknappheit, aber auch Umwelt-, Ressourcen- und Tierwohlaspekte sind Argumente für verlängerte Legeperioden.
  • In der Vermarktung müsste man sich auf höhere Eigewichte einstellen.
  • Die Eischalenqualität ist und bleibt der begrenzende Faktor.
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