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Mehr Abwechslung in der Fruchtfolge

Der Sojaanbau in Norddeutschland ist noch ein ungewohnter Anblick, aber eine durchaus interessante Anbaualternative.

Was unbekannt ist, zieht die Blicke auf sich: „Ich hätte eine Bratwurstbude neben dem Feld aufstellen können“, schmunzelt Jan Hecht aus Wechold (Landkreis Nienburg).

Auf etwa zwei Hektar Fläche baute er in diesem Jahr Soja an. Die ungewohnt aussehende Pflanze ließ viele Leute anhalten. „Dafür habe ich viel positives Feedback bekommen, auch von Nicht-Landwirten“, erzählt der 26-jährige Landwirt, der aktuell den Meisterkurs besucht. Als er die ersten Bilder seiner Soja-Ernte gepostet hatte, hätten ihn viele gefragt: „Wo bist du, in Südamerika?“ Seine Antwort: „In Wechold.“

Im Rahmen seines Meisterkurses startete er sein Soja-Projekt, das er mit großer Sorgfalt vorbereitete. „Das war schon ein bisschen mit Arbeit verbunden“, sagt der Jung-Landwirt. Er sah sich den Soja-Anbau in Süddeutschland an, organisierte gentechnisch unverändertes Saatgut, machte eine Deckungsbeitragsrechnung und kümmerte sich anschließend um die Vermarktung der Ernte. In Summe kein leichtes Unterfangen.

„Das Saatgut ist knapp. Ich habe meins aus Österreich und Polen bezogen“, berichtet Hecht.

Jan Hecht testete den Anbau von Soja auf seinem Betrieb.

Im Mai nahm er die Aussaat zweier Sorten in verschiedenen Reihenabständen vor. Gerade in der Art und Weise der Aussaat liege der Schlüssel für eine gute Ernte, weiß der 26-Jährige. Ein Herbizid spritzte er nur ein einziges Mal, um das Unkraut zu bekämpfen. „Es ginge aber auch ohne, ich hätte auch hacken können.“ Was ihn überdies faszinierte: Er beregnete die Flächen zum Schluss nur ein Mal. „Soja ist sehr trockenresistent, je nach Sorte“, erklärt er. Die heißen Tage im Sommer konnten den Pflanzen nichts anhaben. Ganz im Gegenteil: „Soja braucht die Wärme.“ Überdies ist er von der Wirkung der Soja-Pflanze begeistert. Das Laub hätten sich die Regenwürmer in die Erde gezogen. „Dadurch hatte ich ein Super-Bodenleben und ein ganz anderes Gefüge in der Bodenkrume.“ Und: „Ich hatte ganz viel Wild im Feld, das fand ich total klasse“, freut sich der Junglandwirt.

Während die Pflanze und ihr Anbau Hecht großen Spaß bereiteten, sah er es auf der Vermarktungsseite etwas anders aus. Er machte dabei ernüchternde Erfahrungen. Seine Ernte hätte er beispielsweise am liebsten an lebensmittelverarbeitende Betriebe verkauft.

Die aber lehnten dankend ab, weil sie die Sojabohnen, frisch importiert aus Südamerika, günstiger im Hamburger Hafen als bei ihm erwerben konnten. „Zu denen stehen meine Sojabohnen in Konkurrenz“, stellte der Landwirt schmerzlich fest. „Außerdem bin ich nicht ökozertifiziert“, nennt Hecht einen weiteren Grund, warum er seine Sojabohnen nicht an einen Interessenten in Süddeutschland verkaufen konnte. Dann hätte er den dreifachen Preis dessen bekommen, was er schlussendlich erhielt. „Jetzt gehen die Sojabohnen ins Schweinefutter.“

Dennoch: Jan Hecht will weitermachen und durch Pflanzen wie Soja mehr Abwechslung in die Fruchtfolge bringen. Allein schon, um damit auch dem Klimawandel künftig besser begegnen zu können. „Ich bin experimentierfreudig“, sagt er. „Das wird nicht mein letzter Versuch gewesen sein. Soja würde ich jederzeit wieder anbauen“, unterstreicht der angehende Landwirtschaftsmeister.

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