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Mit VIDEO: LAND & FORST. Der Küchenschnack.

Wenn die Kühe den Hof verlassen...

Sven Trochelmann ist Landwirt und seit einigen Jahren auch begeisterter Youtuber. Seine Kanäle in den Sozialen Medien haben hohe fünfstellige Abonnentenzahlen.

LAND & FORST. Der Küchenschnack.

Thema: Aufgabe der Milchviehhaltung auf Röpers Hof

Klartext am Küchentisch zu Themen, die dich bewegen! Ob Agrarpolitik, Betriebsführung oder neue Impulse – der monatliche Dialog mit Auf- und Anregungen zwischen Kaffee, Tee und Mettwurststulle. 

  • Das Thema dieses Küchenschnacks: Aufgabe der Milchviehhaltung auf Röpers Hof
  • Gast: Sven Trochelmann von Röpers Hof
  • Moderation: Jan-Gerd Ahlers, LAND & FORST-Redakteur Tierhaltung

Sven Trochelmann ist Landwirt und Youtuber. Die Kanäle des 43-Jährigen in den Sozialen Medien haben hohe fünfstellige Abonnentenzahlen. Sein Antrieb ist in erster Linie Neugier. Und die Video-Tagebucheinträge (Vlogs) sieht er als Möglichkeit, den Nutzern Einblicke in die praktische Landwirtschaft zu geben und die eigene Arbeit und das eigene Leben zu beschreiben und damit auch öffentlich u machen.

Vor zehn Jahren übernahm er den Betrieb mit 190 ha, davon 60 ha Kartoffeln. Im Boxenlaufstall ersetzte er einen Doppel-Sechser-Fischgrätenmelkstand durch einen Melkroboter als Entlastung der körperlichen Arbeit und wegen der Unabhängigkeit von festen Melkzeiten. Voriges Jahr baute Trochelmann mit viel Eigenleistung den Laufstall in einen Kompoststall um. So gab es mehr Tierwohl, insbesondere ein höheres Platzangebot.

Voriges Jahr baute Trochelmann mit viel Eigenleistung den alten Laufstall in einen Kompoststall um.

Auf sein Vlog, die Milchviehhaltung aufzugeben, folgte eine Welle der Solidarisierung, aber auch Kritik. In den sozialen Medien waren die Reaktionen durchweg mitfühlend, Trochelmanns hatten mit so viel Empathie nicht gerechnet.

Anfang Oktober haben 45 Milchkühe und das Jungvieh den Hof verlassen, von einem Tag zum anderen stand der Stall leer. Die Herde ging komplett an einen Berufskollegen, nur die Kälber sind derzeit noch auf dem Betrieb.

Es war eine sorgfältig überlegte wirtschaftliche Entscheidung, die langsam reifte. Bei einer Vollkostenrechnung gab es regelmäßig rote Zahlen, insofern fehlt künftig auch kein Geld und die eingesparte Zeit (der Faktor ist besonders knapp auf dem Betrieb) kann der ideenreiche Landwirt sicher anderweitig einsetzen, zum Beispiel für die Familie.

Der wichtigste Betriebszweig auf dem Hof von Familie Trochelmann ist mit rund 60 ha der Kartoffelanbau.

Zwischenzeitlich hatten Ina und Sven Trochelmann auch überlegt, einen neuen Kuhstall für 120 Kühe zu bauen oder den Betrieb auf Bio umzustellen. Bei der Milch hätte das auch funktioniert, allerdings hätte man den ganzen Betrieb umstellen müssen. Und beim wichtigsten Betriebszweig Kartoffelanbau wollte er keine Ökoproduktion, auch weil dort Kupfer gegen Krautfäule angewendet wird, ein Schwermetall, das nicht abbaubar ist. Stattdessen setzt er auf einen verantwortlichen Umgang mit Fungiziden. Zudem hatte Trochelmann Angst, die Umstellungszeit von drei Jahren wirtschaftlich nicht zu überleben.

Ina und Sven Trochelmann eröffneten 2016 einen Hofladen und dieses Jahr kam ein Café hinzu, das nach nur zwei Wochenenden Betrieb im März pandemiebedingt eine halbjährige Zwangspause einlegen musste. Eis und Joghurt soll es auch künftig geben, aber nicht aus eigener Milch. Für den Hofladen möchte man vorwiegend eigene Produkte verarbeiten und anbieten wie Marmeladen, Kuchen, Torten, Apfelmus, etc. Zum breit gefächerten Angebot im Hofladen gehören auch weitere Produkte aus der Region wie Bratwurst und Hochzeitssuppe vom Fleischer des Vertrauens.

Ina Trochelmann backt Kuchen für das in diesem Jahr eröffnete Café.

Wie geht es weiter auf dem Hof?

Das Hauptaugenmerk soll weiter auf der Kartoffel liegen, landwirtschaftlich und auch in der Direktvermarktung. Von der Produktionstechnik her lässt sich hier immer noch an den kleinen Schrauben drehen. Man möchte sich zudem an neue Produkte herantasten, vielleicht Pommes oder Wedges, um die Wertschöpfung zu erhöhen.

Der Onlineshop ist vor zwei Wochen gut gestartet und ausbaufähig. Das Hofcafé könnte die Öffnungszeiten ausdehnen, beispielsweise auf mehrere Abende in der Woche, und wäre auch für Kulturveranstaltungen zu nutzen.

Die Hofbesitzer könnten sich auch vorstellen, verstärkt Gästen den Hof zu zeigen und dazu Mutterkühe, Ziegen, Ponys und weitere Tiere zu halten. Davon würden womöglich auch Café und Hofladen profitieren.


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  • Schauen Sie hier die erste Folge des Videoformats "Der Küchenschnack" zum Thema Führerscheinklassen in der Landwirtschaft. 
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