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Für die jungen Macher

Der Meisterkurs aus Bersenbrück verbrachte auch zwei Tage im LBZ Echem. Im Ferkelaufzuchtstall standen Tierkontrolle und Technikvergleiche auf dem Stundenplan.

Franz-Josef Schoo ist in Corona-Zeiten zum persönlichen Meister-Coach geworden – ein neuer Titel für den Bildungsbeauftragten der Bezirksstelle Osnabrück. In seinem Büro gibt es derzeit nämlich nur Einzeltermine für die angehenden Landwirtschaftsmeister und -meisterinnen an der Außenstelle Bersenbrück. Schoo ist im zwei Jahre dauernden Meisterkurs für die Bereiche Buchführung und Betriebswirtschaft zuständig. In ihrer Meisterarbeit durchleuchten die Anwärter sämtliche Bereiche ihrer Betriebe in betriebswirtschaftlicher, aber zum Beispiel auch in düngerechtlicher Hinsicht – nicht nur in den viehintensiven Gebieten hochaktuelles Thema.

Betriebsstrategien

„Bei unseren angehenden Meistern sind steuerliche Betriebsteilungen fast schon die Regel“, so Schoo. Da müsse der gesamte Betrieb richtig erfasst werden. Wichtiger Bestandteil der Meisterausbildung ist die Planung der weiteren betrieblichen Entwicklung. Derzeit stehen dabei häufig die mittel- oder langfristigen Anpassungen an neue Umwelt- oder Tierhaltungsstandards im Vordergrund. „Hier müssen die betriebs- und arbeitswirtschaftlichen Auswirkungen verschiedener Strategien analysiert werden – damit man sich dann für die passende entscheiden kann,“ erläutert er. „In diese strategischen Überlegungen muss ganz aktuell auch die Umsatzsteuerproblematik („600.000-€-Grenze“) einbezogen werden. Für die Unternehmen der Meisteranwärter besteht hier häufig schon massiver Anpassungsbedarf in 2021.“

Regulär werden diese Themen von Schoo im Unterricht behandelt, da dann natürlich etwas allgemeiner. Seit dem erneuten Corona-Lockdown im Dezember ist Präsenzunterricht aber nicht möglich. Schoo sattelte kurzerhand auf das Einzelcoaching um – für ihn zeitaufwändig, für die Meisteranwärter sicher nicht von Nachteil. So gehen Schoo und seine Kollegen denn auch davon aus, dass die aktuellen 18 Teilnehmer und zwei Teilnehmerinnen im Sommer diesen Jahres ihren Meisterbrief in den Händen halten werden.

Kurs in Oesede und Echem

An der Außenstelle Bersenbrück beginnt alle zwei Jahre ein neuer Kurs. Gleich zum Start werden die praktischen Arbeitsprojekte vergeben. So ist genügend Zeit, eine aktuelle und für den Betriebsschwerpunkt wichtige Fragestellung zu bearbeiten. Im Winter 2019/2020 war der derzeitige Kurs für einige Wochen zu Gast an der der Katholischen Landvolkhochschule Oesede. Hier werden jeweils die Themen Berufs- und Arbeitspädagogik sowie Mitarbeiterführung vermittelt. Ergänzend wird im Meisterkurs für zwei Tage das Landwirtschaftliche Bildungszentrum Echem besucht, hier steht die Produktionstechnik im Vordergrund.

Corona macht die Unterrichtsplanung für die angehenden Meister nicht einfacher: Gerd Hermeling (li.) und Franz-Josef Schoo von der LWK Niedersachsen.

Der Fachunterricht zur Betriebswirtschaft, Sozioökonomie, zum Pflanzenbau/–schutz sowie zur Tierhaltung findet an zwei bis drei Vormittagen in der Woche an der Außenstelle Bersenbrück statt, im aktuellen Kurs coronabedingt teilweise virtuell. Daneben werden gemeinsam Vortragsveranstaltungen besucht, Feldbegänge und Besichtigungen im vor- und nachgelagerten Bereich durchgeführt. „2020 war das alles coronabedingt leider nur eingeschränkt möglich“, so Gerd Hermeling, der die Meisterkurse mit durchführt: „Wir berücksichtigen dabei, so weit wie möglich, die Arbeitsspitzen in den Betrieben wie etwa die Frühjahrsbestellung. Der Unterrichtsanteil wird in diesen Zeiten auf ein Minimum reduziert.“

Eine Besonderheit in Bersenbrück ist seit vielen Jahren die von Hermeling und seinem Lehrerkollegen Dr. Georg Teepker organisierte „Sommertour“. Etwa von Mai bis September findet ein großer Teil des Fachunterrichts, speziell in der Tierproduktion, auf den Anwärterbetrieben statt. „Unser Ziel dabei ist, dass jeder Anwärter jeden Betrieb des laufenden Kurses kennenlernt“, erzählt Dr. Teepker. Mit diesem besonderen Lernmodell haben sie Erfolg – die Neugier, wie es bei Berufskollegen läuft, ist immer groß. Entsprechend hoch ist auch die Motivation, den eigenen Betrieb interessant darzustellen. „Besondere Bereiche wie spezielle Vermarktungswege, Dienstleistungsangebote oder auch die besondere örtliche Lage eines Betriebes sorgen dabei für intensive Diskussionen“, erzählt Hermeling.

Teil des Unterrichts auf einem Betrieb ist immer auch ein Kurzreferat eines anderen Meisteranwärters zu einem Fachthema aus der Tierhaltung. Die Lehrkräfte haben es im Vorfeld vergeben. Dabei kann es um die Vor- und Nachteile der Ad-libitum-Tränke für Kälber gehen, um die Haltungsverordnung für Puten oder aktuell um die Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration. „Gerade diesen Austausch zu fachlichen Schwerpunkten, die nicht den eigenen Betrieb betreffen, finden wir sehr wichtig,“ betont Dr. Teepker. Es gehe um das sprichwörtliche „über den Tellerand schauen“. Die wichtigsten Punkte des Referates gibt es dann noch in einer schriftlichen Zusammenfassung für alle.

Spannende Projekte

Am Ende des Besuches auf dem eigenen Betrieb stellt der jeweilige Meisteranwärter noch sein eigenes Arbeitsprojekt vor. Das sind oft sehr spannende, innovative Ansätze zum Betriebsschwerpunkt. Zwei Beispiele aus dem aktuellen Kurs: Wie kann die Keimung von Kartoffeln durch eine Kühlanlage gehemmt werden oder wie kann im Ferkelaufzuchtstall eine zweite Ebene eingebaut werden für mehr Platz?

Die Lehrer haben durchweg die positive Erfahrung gemacht, dass sich die jungen Menschen sehr intensiv auf die Betriebsbesuche und ihren fachlichen Beitrag vorbereiten. Ein respektvoller Umgang der Gruppe miteinander ist dabei immer Richtschnur.

In Bersenbrück, wie auch an anderen Außenstellen der LWK Niedersachsen, startet im kommenden Herbst der nächste Meisterkurs. Anmeldungen sind ab sofort möglich. Die Ansprechpartner an den Außenstellen sind dieser Tabelle zu entnehmen. Wichtig zu erwähnen ist Hermeling noch, dass der Meisterkurs keineswegs nur etwas für Landwirte mit eigenem Betrieb ist: „Der Anteil an Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen steigt seit Jahren an, aktuell liegt er schon bei 30 %. Da sollte sich die Zusatzqualifikation direkt auch finanziell bemerkbar machen,“ sagt er.

Die Teilnahme am nächsten Meisterkurs mit dem Prüfungsjahrgang 2023 ist zudem durch die aktuell sehr attraktive Förderung für die Meisteranwärter sehr kostengünstig (Tabelle) – ein weiteres gutes Argument für die Teilnahme.

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