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Kälber sollten im dicken Stroh liegen

Das Einstreumanagement, die Tiefe der Einstreu, kann mit dem Nesting score beurteilt werden.

Für eine erfolgreiche Kälberaufzucht spielen Luftqualität, Außentemperatur, Kälbernest, Immunstatus sowie das Biestmilch- und Tränkemanagement eine wichtige Rolle. Das Hauptaugenmerk für eine optimale Luftqualität liegt auf einem hohen Luftaustausch ohne Zugluft. Als Zugluft wird eine Luftbewegung von mehr als 0,2 Meter pro Sekunde bezeichnet.

Bei stickiger Luft im Kälberstall ist von erhöhten Schadgasbelastungen auszugehen. Die häufigsten Schadgase in der Tierhaltung sind Ammoniak, Schwefelwasserstoff und Kohlendioxid. Im natürlichen Umfeld von Kälbern treten keine Schadgase auf; deshalb sollten sie im Stall auf ein Minimum reduziert werden, da die Kälber sich daran nicht anpassen können.

Schwefelwasserstoff ist durch seinen markanten Geruch nach faulen Eiern zu erkennen. Er tritt hauptsächlich beim Aufrühren von Gülle oder beim Ausmisten auf. Husten und tränende Augen werden durch einen erhöhten Ammoniakgehalt ausgelöst. Ammoniak wird im Kot von Bakterien aus Harnstoff gebildet und ist am stärksten direkt über der Einstreuschicht konzentriert. Trockene und ausreichende Einstreu, regelmäßiges Entmisten sowie ein Abflusssystem unter der Einstreu für die flüssigen Bestandteile reduzieren den Ammoniakgehalt.

Auf Augenhöhe begeben

Kohlendioxid ist durch eine stickige Luft zu erkennen. Hierfür gibt es schon sehr preiswerte Testgeräte, denn der Gehalt an Kohlendioxid lässt auf den Ammoniak- und Schwefelwasserstoff-Gehalt schließen. Ist der Kohlendioxidgehalt besonders hoch (über 3.000 ppm), so sollte dringend gehandelt werden. Um ohne Messgeräte herauszufinden, ob die Luft im Kälberstall gut ist, sollte man sich auf Augen- und Nasenhöhe mit den Kälbern begeben und einige Male tief ein- und ausatmen. Wenn man selber dauerhaft diese Luft atmen möchte ist die Luft in Ordnung.

Ein weiteres Augenmerk sollte auf die Außen- bzw. Umgebungstemperatur der Kälber im Stall gelegt werden. Kälber sind in der Lage, sich gut an kalte Temperaturen anzupassen, indem sie ihren Energiebedarf für die Regulierung der Körpertemperatur erhöhen. Im temperaturneutralen Bereich der Kälber (bis 150 kg Lebendgewicht) von +10 °C bis +25 °C besteht kein erhöhter Energiebedarf. Hieraus folgt, dass bei Temperaturen unter 10 °C ein Teil der Energie für den Leistungsbedarf (hier Wachstum) in den Erhaltungsbedarf (Wärmeregulierung) fließt.

Zum Vorbeugen kann eine Decke helfen. Bei der Auswahl ist es wichtig, dass die Decken mit den Kälbern mitwachsen, die Einstellung der Gurte also regelmäßig angepasst wird. Kälberdecken sollten nach jedem Kalb bei 60 °C mit einem desinfizierenden Waschmittel gereinigt werden. Eine Vorreinigung mit dem Hochdruckreiniger oder durch intensives Einweichen ist bei starker Verschmutzung ratsam. Wenn die Decke vorzeitig stark verschmutzt oder durchnässt ist, sollte sie ausgetauscht werden, damit die Feuchtigkeit nicht zu einem Kälteleiter wird. Deshalb müssen die Kälber beim Eindecken auch trocken sein und das Fell sollte sich aufgestellt haben. Bei kalten Temperaturen können kranke Kälber mit einer Wärmelampe unterstützt werden. Diese sollte mindestens 60 cm oberhalb des Kalbes angebracht sein, damit die Tiere nicht überhitzen. Hier die Tiere mehrfach täglich visuell kontrollieren!

Sollten die Kälber sich vermehrt scheuern oder ablecken, kann dies auf Parasitenbefall hinweisen. Die Kontrolle auf Parasiten erfolgt am Haaransatz des Fells unter der Decke. Sind Parasiten vorhanden, müssen alle Decken abgenommen und entsprechend behandelt und gewaschen werden. Die Kälber sind ebenfalls gegen Parasiten zu behandeln. Danach können den Kälbern saubere Decken angezogen werden. Decken gibt es schon für wenig Geld im Handel oder über das Internet zu kaufen.

Der Unterschied ist in Ställen spürbar, in denen leichte Zugluft herrscht oder in denen es sehr kalt wird. Das Kalb muss mit Decke nicht so viel Energie zur Wärmeregulation aufwenden. Ab einem Körpergewicht von ca. 150 bis 180 kg kann auf Decken verzichtet werden, da dann der Pansen genug Wärme erzeugt, damit das Kalb ohne erhöhten Energieaufwand die Körpertemperatur aufrecht erhalten kann.

Kälber liegen im Stroh

Die Einstreu ist trotz Decken der wichtigste Wärmespeicher für die Kälber und sollte ein schützendes Nest sein. Kälber sollten sich ins Stroh kuscheln können, um besser gewärmt zu sein (Isolierschicht). Ausreichend sauberes Stroh hält zudem das Kalb trocken. Aus diesem Grund gilt der Grundsatz: Kälber liegen im Stroh und nicht auf dem Stroh. Das Einstreumanagement, sprich die „Tiefe“ der Einstreu, kann mit dem sogenannten Nesting-score beurteilt werden. Es wird darauf geachtet, ob bzw. wie gut man die Hinterbeine liegender Kälber sieht oder besser nicht sieht, das Kalb also tief genug im Stroh liegt.

Es gibt drei Unterteilungen. Nesting-Score 1 gibt an, das bei einem liegenden Kalb die Gliedmaßen gut zu sehen sind. Im Nesting-Score 2 sind die Gliedmaßen teilweise zu erkennen und im Nesting-Score 3 sind die Gliedmaßen des liegenden Kalbes vollständig verdeckt.

Nesting-Score 3 stellt besonders im Winter den anzustrebenden Zustand dar. Hierbei kuschelt sich das Kalb ganz tief ins Stroh und nutzt den zusätzlichen Wärmepuffer von unten und von der Seite. Zudem ist darauf zu achten, dass Kälber niemals einen feuchten Untergrund zum Liegen haben. Wenn Kälber an den Gelenken oder am Bauch feuchte Stellen haben, so muss dringend nachgestreut werden.

Die Einstreu ist der wichtigste Wärmespeicher für die Kälber und sollte ein schützendes Nest sein.

Den Staub vermeiden

Zur Überprüfung kann der Knietest erfolgen. Beim Einstreumaterial ist darauf zu achten, dass es nicht für eine staubige Luft sorgt, denn Staub kann Krankheitserreger in die Lunge transportieren und dort Krankheiten auslösen.

Beim Biestmilchmanagement ist darauf zu achten, dass so viel wie möglich, so schnell wie möglich ins Kalb kommt. Es sollten mindestens 150 g Immunglobuline G (IgG) bei der Erstversorgung des Kalbes verabreicht werden.

Dies entspricht einem Kolostrum mit einem BRIX-Wert von 22 %, also 50 g IgG je Liter Kolostrum. Die BRIX-Werte können mittels Refraktometer eigenständig ermittelt werden. Folglich sollten mindestens 3 l Biestmilch verabreicht werden; mit 4 Litern ist man auf der sicheren Seite, was den Immunstatus betrifft. Versuche haben gezeigt, dass innerhalb der ersten 14 Lebensstunden maximal 300 g IgG und 30 g IgM absorbiert werden können

Um das Immunsystem der Kälber weiter zu unterstützen, kann eine Impfstrategie gegen Grippe hilfreich sein. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Kälber zu immunisieren. Dabei kann der Hoftierarzt unterstützen. Eine Impfroutine ersetzt jedoch kein gutes Biestmilchmanagement.

Wie sieht es mit der Fütterung im Winter aus? In der restriktiven Tränke ist es üblich, sechs bis acht Liter Milch pro Tier und Tag zu füttern. Die Milch hat bei 38 °C die beste Verdaulichkeit. Zum Erreichen der Temperatur bei kalten Außentemperaturen ist es wichtig, die Milch auf 40 bis 42 °C zu erwärmen (nicht wärmer), da sie beim Umfüllen in den Eimer bis zu 2 °C verliert.

Die Temperatur der Milch sollte nicht mit der Hand, sondern mittels Thermometer, durch das Milchtaxi oder den Tränkeautomaten festgestellt werden. Das Milchtaxi und der Tränkeautomat sind regelmäßig zu kalibrieren. Wenn die Milch über Nuckeleimer vertränkt wird, sind diese täglich zu reinigen und jedem Kalb ist ein eigener Eimer zuzuteilen.

Vor dem Füttern sollten die Eimer leer sein. Eine Ausnahme bildet die Ad-libitum-Tränke. Dort sind die Eimer einmal täglich zu leeren und zu reinigen, bevor sie neu befüllt werden. Bei einer Tränke von 8 Litern Vollmilch pro Tag entspricht die Trockenmasse etwa 1 kg (125 g/l Milch). Bei einer Außentemperatur von -4 °C steigt der Erhaltungsbedarf des Kalbes um 35 %. Dieser erhöhte Bedarf muss über die Tränke aufgefangen werden.

Mehr Vollmilch geben

Zum Erzielen der Wachstumsleistung, ist bei einer Vollmilchtränke die Erhöhung der täglichen Menge um ein Drittel sinnvoll; also von 8 l auf 10,5 l Vollmilch. Zusätzlich empfiehlt sich ein Aufwerter, um den Bedarf an Vitaminen, Mengen- und Spurenelementen wie Kupfer und Selen zu decken. Diese Mengen können in zwei oder drei Mahlzeiten gegeben werden. Bei MAT kann statt der Flüssigkeitsmenge auch die Konzentration des Milchaustauschers verändert werden.

Im Winter sollte eine Mindestkonzentration von 160 g MAT/l nicht unterschritten werden. Bei einer Tränke von 8 l entspricht dies 1,28 kg MAT pro Kalb und Tag. Diese Mengen sind notwendig, um zum Erhaltungsbedarf noch eine gute Wachstumsleistung zu erzielen. Auf die Qualität des Milchaustauschers ist zu achten; ein Magermilchanteil von 50 % ist zu empfehlen.

Für eine Ad-libitum-Tränke ist es wichtig, dass Nuckeleimer/Milchbar nie leer ist, damit kein Hunger bei den Kälbern entsteht und sie dadurch bei der nächsten Fütterung mehr Milch als gewohnt aufnehmen. Ansonsten besteht die Gefahr von ernährungsbedingtem Durchfall. Es sind Nuckel zu empfehlen, bei denen nur 0,5 l Milch pro Minute aufgenommen werden können.

Dies sorgt für eine optimale Verdauung, da mehr Speichel durch erhöhtes Saugen produziert wird. Außerdem ist es bei einer ad-libitum-Tränke wichtig, die Milch anzusäuern und so auf einen pH-Wert von 5,5 einzustellen. Dafür gibt es verschiedene Produkte. Hier ist auf genaue Anwendung zu achten, damit die Milch nicht zu sauer wird. Zu bedenken ist bei angesäuerter Milch die Akzeptanz der Kälber, da sie lieber süße Milch trinken.

Fazit

  • Kälber sollten besser im Stroh und nicht auf dem Stroh liegen.
  • Kälberdecken können bei der Wärmeregulierung durchaus gute Dienste leisten.
  • Im Winter ist die Energiekonzentration in der Kälberfütterung auf jeden Fall zu erhöhen.
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