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Wirtschaftsdünger bald Mangelware?

Die Wirtschaftlichkeit der Schweinemast wird stark von eventuellen Gülleabgabekosten beeinflusst – je mehr Nährstoffe abgegeben werden müssen, umso stärker gilt dies natürlich.

Das 2019 gegründete „Praktikernetzwerk Wirtschaftsdünger“ ist bei der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands in Damme, Landkreis Vechta, angesiedelt. Beteiligt sind die Landvolkverbände Cloppenburg und Vechta und das Agrar- und Ernährungsforum Oldenburger Münsterland. Gefördert wird das Projekt u. a. vom Land Niedersachsen, es soll zur Lösung der Nährstoffproblematik in der Region beitragen.

Vergangene Woche ging es in einer Web-Veranstaltung um die Frage, wie der Einzelbetrieb auf die aktuellen Herausforderungen von Düngeverordnung, Roten Gebiete und hohen Gülleverbringungskosten reagieren kann. Als Referent war Dr. Bernhard Rump von der Außenstelle Cloppenburg der LWK geladen. Speziell im Blick hatte er die schweinehaltenden Betriebe.

Phosphat wird Thema

Der Schweinemarkt ist ein schwieriger Markt mit stark schwankenden Preisen. Corona und die Afrikanische Schweinepest in Deutschland haben diese Situation extrem verstärkt. Wer als Schweinehalter vor zehn, 15 Jahren einen neuen Stall gebaut hat, so Dr. Rump, ist damals von einer anderen Kostensituation ausgegangen, als wir sie heute haben. Die Diskussion um die Begrenzung der Stickstoffdüngung sieht er – mit Blick nach Brüssel – noch nicht am Ende. Was mit Sicherheit noch kommen werde, sei die Scharfschaltung der Phosphat-obergrenzen. Das werde gerade auch die Region der intensiven Tierhaltung betreffen.

Als weiteres Damoklesschwert nannte der LWK-Berater die politischen Diskussionen um Tierhaltungsobergrenzen und Reduzierung der Tierzahlen in den Veredlungsregionen. Heute steht die Tierhaltung vor der Situation, dass die Pachtpreise in den vergangenen Jahren enorm gestiegen sind und nach Einschätzung Dr. Rumps auch auf dem hohen Level bleiben werden. Flächen in den Roten Gebieten werden für die Gülleausbringung allerdings naturgemäß weniger inte-ressant werden. Bei Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen kommt hinzu, dass die Futterkosten nicht nur in der Schweineproduktion deutlich gestiegen sind. Das sind alles in allem also nicht so rosige Aussichten derzeit.

Beispiel Schweinemast

Anhand einer Beispielrechnung zu einem Schweinemastbetrieb zeigte er auf, dass die Güllekosten die Wirtschaftlichkeit dieses Betriebszweiges massiv beeinflussen – je mehr Nährstoffe abgegeben werden müssen, umso stärker gilt dies natürlich. Die neuen Regelungen zur Düngeverordnung bedeuten weitere Beschränkungen bei der Gülleverwertung, neben der Düngung 20 % unter Düngebedarf in den Roten Gebieten gehören dazu die Einschränkungen bzgl. bestimmter Kulturen und Ausbringzeiten sowie die Erhöhung der Anrechenbarkeiten von Schweine- und Rindergülle.

„Wachsen wird in der Region nur noch über die Pacht von Ställen oder Flächen möglich sein.“

Dr. Bernhard Rump

Was kann der Schweinehalter also machen? Neben pflanzenbaulichen und technischen (Gülleausbringung) Anpassungen sowie der Reduzierung des Mineraldünger-einsatzes, sprach Dr. Rump die Möglichkeit an, mit Rinderhaltern zu kooperieren, um Zwischenfrüchte zur besseren Ausnutzung der eigenen Gülle anzubauen oder eine Aufbereitung der Gülle, um die Transportwürdigkeit zu erhöhen. Bei Letzterem müsse man die Kosten genau im Blick haben, nötig seien bestimmte Mindestmengen, ggf. könne überlegt werden, etwa zusammen mit zwei, drei Berufskollegen eine Aufbereitung anzugehen. Im Vordergrund müsse dabei die Möglichkeit stehen, Phosphat abzugeben. Schon sehr weit umgesetzt in den Betrieben ist eine N- und P-Reduzierung des Futters. Dr. Rump sieht hier einzelbetrieblich noch Potenzial.

Rückgang Gülleabgaben

In der Diskussion machte der Berater noch einmal seine Einschätzung deutlich, dass die Situation sich bezüglich der Nährstoffüberschüsse und der Kosten für eine Abgabe eher entspannt als weiter verschärft. Die Tierzahlen sinken weiter, aufgrund der mangelnden Wirtschaftlichkeit gehen kleinere Pachtställe aus der Produktion, erst ab ca. 1.000 Mastplätzen werde gepachtet, der Mineraldünger-einsatz ist schon sehr zurückgegangen, nannte er Indizien. Er geht eher davon aus, dass die zu verbringenden Güllemengen deutlich zurückgehen werden, sprich, die Kosten eher nicht steigen werden.

Andererseits rechnet er auch nicht mit einem großen Rückgang der Kosten – auch wenn es heute hier und da Angebote zur überbetrieblichen Aufbereitung gebe, die niedriger lägen. Infrage gestellt wurden in der Diskussion um den Nährstoffbericht die Standardwerte zu den Nährstoffausscheidungen der Schweine, die dort Anwendung finden. Einig war man sich, dass diese Werte überarbeitet werden müssten. Das „Praktikernetzwerk Wirtschaftsdünger“ arbeitet, wie der Name sagt, mit Betrieben vor Ort zusammen im Sinne einer Lösung der Nährstoffproblematik.

Im Mittelpunkt stehen dabei die Separations- und Aufbereitungsmöglichkeiten für Gülle, Mist und Gärreste. Schwerpunkt der Arbeit sind daneben die Lagerung und Lagerraumoptimierung, die Dokumentation und Digitalisierung sowie die Nährstoffnutzung und Düngung.

  • Die nächste Veranstaltung des Netzwerkes am 14. April, 19 Uhr, befasst sich mit dem Nährstoffbericht bezüglich des Oldenburger Münsterlandes (praktikernetzwerk@schweine.net).
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