Die kalten, geraubten Nächte
Die Kälte lässt den Atem wie einen dampfenden Schatten im Licht des Vollmonds erscheinen. Die Hände versteifen sich um die Wärmebildkamera und die Nasenspitze fühlt sich an wie in Eiswasser getaucht. Dabei zeigt das Thermometer noch knapp über 0 °C an, als Gaby Depenau mit Christina Barth-Bussmann die Pferdeweide überprüft. „Wir kontrollieren bei jeder Rundfahrt fünf Weiden und zwei Ställe im Umkreis von vier Kilometern“, erzählt die Pferdehalterin aus Dedenhausen in der Region Hannover, während sie zum Auto zurückgeht, um zur nächsten Koppel zu fahren. Die Wärmebildkamera ist immer dabei. „Damit können wir auch nachts erkennen, ob die Pferde ruhig stehen und ob sich ein Wolf nähert.“
Kräftezehrend
Die Wölfe sind der Grund, warum Gaby Depenau und ihre sechs Mitstreiterinnen, die allesamt Pferde halten, jede Nacht stündlich Streife fahren. „Wir machen das seit August“, erklärt die Tierhalterin. „Das zehrt an den Kräften und an unseren Nerven.“ Auslöser für diese Nachtwachen sind neben zahlreichen gerissenen Nutztieren, die sechs gerissene Pferde im Umkreis von etwa zehn Kilometern. Im Juni 2020 wurde ein Pony im sechs Kilometer entfernten Immensen gerissen. Zwei Monate später, im August, riss dann ein Wolf eine Ponystute etwa 800 Meter von einer Koppel der Depenaus entfernt. „Seitdem kommt es bei uns in der Region mehrmals wöchentlich zu Übergriffen auf Weidetiere“, erzählt Gaby Depenau, die auf ihrem Betrieb etwa 150 Pferde hält.
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