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Null Hitzestress im Abferkelstall

Kühltürme, in denen die Zuluft mit Wasser gekühlt wird, können im Sommer die Temperaturen im Stall deutlich absenken.

Nicht nur vor dem Hintergrund Klimawandel gewinnt der Einbau von Kühlmöglichkeiten im Schweinestall an Bedeutung. Auch die neue Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung schreibt vor, dass bei Um- und Neubauten aktive Kühlmöglichkeiten vorzusehen sind. Dort sind beispielhaft Erdwärmetauscher, Bodenkühlung, Kühlpads, Kühltürme oder Verneblungsanlagen aufgeführt. Die „normale“ Lüftungsanlage reicht künftig nicht mehr aus. Darauf wies Wilfried Brede, Berater Serviceteam Alsfeld, auf einer Online-Veranstaltung zum Thema „Hitzestress im Schweinestall vermeiden“ hin. Die Online-Veranstaltung fand im Rahmen des Projektes Netzwerk Fokus Tierwohl statt.

Kosten-Nutzen-Rechnung

Brede machte dort deutlich, dass es – trotz aller guten technischen Hilfsmittel — letztlich in der Verantwortung der Tierhalter liegt, drohenden Hitzestress in ihren Ställen zu erkennen und bei Bedarf gegenzusteuern. In der Online-Veranstaltung stellte Sauenhalter Heiko Ranft aus Neubrunslar, Nordhessen, seine selbst gebauten Kühltürme vor. Ranfts Betrieb wird schon lange von Brede betreut. Übereinstimmend betonten beide, dass die Stallkühlung in der Sauenhaltung größere Bedeutung hat als in der Mast oder der Ferkelaufzucht. Die Auswirkungen von Hitzestress sind im Sauenstall deutlicher zu sehen als in den anderen Bereichen. Kühltürme Marke Eigenbau sind eher etwas für Neubauten, so Brede, ggf. sind sie, je nach individueller Stallsituation, jedoch auch nachrüstbar. Unabhängig von der Art des Kühlsystems empfahl Brede grundsätzlich eine Kosten-Nutzenrechnung, bevor man sich für ein Kühlsystem entscheide.

Heiko Ranft aus Neubrunslar, Nordhessen, hält auf seinem Betrieb 450 Zuchtsauen. 2007 siedelte er mit einem Stall für 300 Sauen aus, 2015/16 wurde der Stall verlängert, die Herde wurde um 150 Tiere aufgestockt, außerdem entstand in unmittelbarer Nähe ein neuer Ferkelaufzuchtstall. Schon 2007, als das Thema Kühlung eigentlich kaum eine Rolle spielte im Schweinestallbau, errichtete Ranft zwei Kühltürme am Stall, jeweils an den Giebelseiten. Bei der Verlängerung des Stalles 2015/16 kam eine dritte Kühleinheit dazu. Leider mussten die beiden Stallbereiche (alt/neu) aus Brandschutzgründen lüftungsmäßig getrennt werden, so hat jede Stalleinheit eine eigene zentrale Abluftführung. Wie Ranft berichtete, hat sich sein Kühlsystem in den vergangenen Sommern bestens bewährt, insbesondere in den Abferkelabteilen. Ein Datenlogger belegte im vergangenen Sommer bei über 30 °C Außentemperatur eine Zulufttemperatur von knapp 25 °C und Temperaturen zwischen 26 und 27,5 °C in den Abteilen. Das sind angenehme Temperaturen nicht nur für die Tiere im Stall, sondern ebenso für die Betreuer und Betreuerinnen im Stall. Gemauert wurden die Kühltürme aus 36er Porotonsteinen. Sie wurden verkehrt herum gemauert, so dass die Zuluft durchziehen kann.

Der Kühlturm steht mit dem Fuß quasi im Wasserbecken, es muss ausreichend groß sein.

Zur Anfeuchtung der Steine/Zuluft rieselt Wasser an den Steinen herunter. Dafür geht ab 25 °C Außentemperatur die Förderpumpe in Betrieb, gesteuert wird über die Lüftungsanlage. Die Kühltürme stehen quasi mit den Füßen im Wasser in einer Betonwanne, die täglich neu befüllt wird, so Ranft. Bei heißen Temperaturen rechnet er mit einem Wasserverbrauch von immerhin 5 bis 8 cbm pro Tag — aber der Kühleffekt mache sich bezahlt, weiß der Sauenhalter. Wichtig sei eine ausreichende Dimensionierung der Betonwanne.

Am Kühlturm, der sich an der Nordseite seines Stalls befindet, gibt es wegen der mangelnden Sonneneinstrahlung Algenwachstum an den Steinen. Ranft setzt hier Reinigungs-Pads ein, die sonst bei Pools und Schwimmbecken zum Einsatz kommen. Außerdem wird vor und nach jeder Kühlsaison einmal gründlich mit dem Hochdruckreiniger saubergemacht. Der Arbeitsaufwand hierfür hält sich in Grenzen, Ranft bezifferte ihn mit zwei Stunden/Kühlturm.

Luftfeuchte bleibt

Ranft berechnete die Dimensionierung seiner Kühltürme zusammen mit seinem Berater aus dem erforderlichen Luftvolumenstrom und dem Lochanteil der Porotonsteine. Seine Türme sind gut 5 m hoch. Wichtig war Ranft ein zugfreier Zentralgang, deshalb sind Zu- und Abluftkanäle über dem Zentralgang verlegt. In die Abteile gelangt die Frischluft über Rieselkanaldecken. Je höher die Außentemperatur, desto besser ist der Abkühleffekt in den Abteilen, so Ranft. Vorteil der Kühltürme sei außerdem, dass die Luftfeuchtigkeit lange nicht so stark steige im Stall wie etwa bei Vernebelungsanlagen in den Abteilen. Insbesondere bei schwülem Wetter ist das natürlich von Vorteil.

An den Ferkelaufzuchtstall baute er keinen Kühlturm an. Ranft erhielt Fördermittel für die energieeffiziente Bauweise, deshalb wurde hier ein Wärmetauscher eingebaut, der sich im Übrigen ebenfalls sehr bewährt habe. Aus heutiger Sicht hätte man jedoch auch über den Einbau einer Kühlung nachdenken können. Laut Brede ist für den nachträglichen Anbau eines Kühlturms eine Baugenehmigung erforderlich, da ein solcher Anbau die Statik des Stalles beeinflusse. Diese zu erhalten, sah er als in der Regel unproblematisch an.

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