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Freilandhaltung ist weiter im Kommen

Eckhard Thale (rechts) hat den Eiergroßhandel von seinem Vater übernommen und führt ihn heute mit seiner Frau Annegret und Sohn Marco. Shaun Touchie (links) ist als Farmleiter angestellt.

Familie Thale hat den Einstieg in die Legehennenhaltung in den vergangenen dreieinhalb Jahren keinen Tag bereut – im Gegenteil: „Wir würden es auf jeden Fall wieder tun“, sind sich Eckhard und Marco Thale einig. Seit 1964 führt die Familie den Eiergroßhandel Richard Thale in Fürstenau-Schwagstorf, Kreis Osnabrück. Vermarktet werden neben den Eiern von rund 500.000 Legehennen aus dem Raum Vechta, Emsland und Osnabrück auch Molkereiprodukte. Die Lieferungen gehen fast in das gesamte Bundesgebiet. Der Einstieg in die Legehennenhaltung kam 2017 mit dem Bau von zwei Ställen für 16.000 und 22.500 Hennen (LAND & FORST berichtete zum Tag der offenen Tür).

Ganze Familie zieht mit

„Das Schöne ist, dass die ganze Familie mitzieht. So macht das Spaß“, berichtet Eckhard Thale. Er und Sohn Marco sind für Ein- und Verkauf, Tourenplanung und Koordination der Fahrzeuge zuständig. Seine Frau Annegret übernimmt gemeinsam mit einer Teilzeitkraft die Buchführung und Schwiegersohn Shaun Touchie ist Farmleiter. Die beiden Töchter helfen bei Bedarf. Im Eierhandel arbeiten 45 Mitarbeiter und in der Legehennenhaltung neben dem Farmleiter vier Teilzeitkräfte.

Viel Technik im Stall

Mit den Legehennenställen ist Eckhard Thale rundum zufrieden. Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist für ihn die Technik im Stall. „Durch die viele Technik war die Anlage teurer als ursprünglich geplant, aber dafür sind wir sehr flexibel.“ Er setzt auf ein Zweikomponentenfutter mit zwei Futtersilos. Das System ermögliche es, Menge und Uhrzeit der Fütterung mit Eiweiß- und Kalkfutter genau zu steuern – mit positiven Auswirkungen auf die Hennen. Den Beweis dafür sieht Thale darin, dass sie spätestens in der 50. Lebenswoche Eigewichte von 65 g erreichen und auch im Alter Eier mit hoher Schalenstabilität legen. Sie würden gesund 80 bis 86 Wochen alt werden, was mehr Eier bringe und Junghennen spare.

Außerdem gibt es in den Ställen eine Einstreureduzierungsanlage mit Schiebern, die das Kot-Einstreu-Gemisch regelmäßig aus dem Stall ziehen. Das reduziert Arbeit und Ammoniakbelastung. Das Licht lässt sich für die einzelnen Stallbereiche genau steuern, um dunkle Ecken im System und verlegte Eier zu vermeiden. Zusätzlich zur Längsbeleuchtung haben Thales kurz nach dem Stallbau am Anfang und Ende jedes Abteiles eine Lichterkette quer zum Abteil ergänzt, um auch diese Stellen gut auszuleuchten.

Neben dem Technikeinsatz legte Thale beim Stallbau viel Wert auf die genaue Planung. Tränke- und Trogbreite sowie Sitzstangenlänge überschreiten das gesetzliche Mindestmaß, um den Hennen mehr Platz zu bieten, aber auch, um auf mögliche Veränderungen vorbereitet zu sein und die Tierzahlen pro m² dann beibehalten zu können. „Ein Stall ist auf 25 Jahre gebaut. So lange müssen wir damit wirtschaften, um Geld zu verdienen.“ Außerdem bestätigen Thales Erfahrungen, dass gute Planung sich auch durch eine Arbeitserleichterung im fertigen Stall auszahlt. Die Anlagen stehen so weit auseinander, dass man mit dem Hoflader zwischen ihnen durchfahren kann, um Einstreu wegzuschieben oder Picksteine und Luzerneballen zu verteilen. Dazu sind am Anfang und Ende des Stalles jeweils vier Meter Stalllänge vor und hinter den Volieren frei, um Paletten mit Material zu lagern. Das sei sehr arbeitserleichternd.

Erfolgsfaktor Kontrolle

In den Kontrollgängen über den Volieren gibt es Türen zwischen den einzelnen Stallabteilen, sodass man die Gänge über die gesamte Stalllänge begehen kann. Die Legenester liegen auf Arbeitshöhe, sodass die Mitarbeiter gut hinein schauen können. „Die Angestellten müssen es leicht haben, die Ställe zu kontrollieren. Je leichter man es ihnen macht, desto genauer nehmen sie das, weil sie alles sehen“, ist Thale überzeugt. Kontrolle ist für ihn ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor, für den er auch Mehraufwand in Kauf nimmt: Er hat eine Halbtagsangestellte mehr als nötig angestellt, damit dreimal täglich jemand zur Kontrolle und Eiersuche durch die Ställe geht und tote Tiere sofort entfernt.

Eine weitere Besonderheit: In den Ställen läuft den ganzen Tag das Radio, um die Hennen an verschiedene Geräusche zu gewöhnen. Bei plötzlichen Geräuschen seien sie dadurch weniger schreckhaft.

Freiland ist gefragt

Mit der Freilandhaltung ist Thale zufrieden, auch wenn Probleme wie Wasserlöcher im Auslauf oder Verluste durch Beutegreifer unvermeidbar sind. Ein Argument für die Freilandhaltung sei auch, dass die Verbraucher immer mehr nach Freilandeiern verlangen. Diesen Trend sieht er im Eierhandel deutlich. „Die Nachfrage nach Bodenhaltung wird immer geringer, während Freilandhaltung und Bio steigen“, erklärt er. Seiner Prognose nach wird die Bodenhaltung früher oder später die Haltung in ausgestalteten Käfigen ablösen, die gewaltig abgenommen hat. Noch zirka 15 % der Eier, die Thale vermarktet, stammen aus dieser Haltungsform, aber immer mehr Kunden würden auf Bodenhaltung umsteigen.

Thales stiegen 2017 mit zwei Freilandställen in die Legehennenhaltung ein, LAND & FORST hatte sie damals vorgestellt.

Beschleunigt werde das dadurch, dass nur noch wenige deutsche Käfigeier zur Verfügung stehen. 2025 läuft die Haltung in ausgestalteten Käfigen in Deutschland aus. Rund 40 % der vermarkteten Eier stammen laut Thale aus Boden-, der Rest aus Freilandhaltung – Tendenz steigend. Der Anteil der Bioeier liege bei 5 bis 6 %. Bisher hat er keine Zertifizierung für die Verpackung der Bioeier und erhält diese fertig verpackt von zwei Lieferanten.

Die Nachfrage nach Bioeiern sei vor allem im Zuge der Geflügelpest und der Stallpflicht immens gestiegen. „Viele Verbraucher haben das mit der Bodenhaltung und der vorübergehenden Aufstallung zum Schutz der Hennen nicht verstanden und haben Bioeier gekauft, obwohl die Biobetriebe das gleiche Problem hatten“, berichtet Thale. Biobetriebe dürfen ihre Eier weiterhin als solche kennzeichnen, während Freilandhalter ihre Eier als Bodenhaltungseier vermarkten müssen, sobald eine Herde 16 Wochen lang drinnen bleiben muss. Die Nachfrage nach Bioeiern sei um bis zu 100 % gestiegen und nicht mehr zu erfüllen gewesen, während sich die Eier der aufgestallten Freilandhennen stauten. Einige Kunden seien auch von Freiland- auf normale Bodenhaltungseier umgestiegen, weil sie keinen Unterschied zwischen Bodenhaltung und Bodenhaltung mit Wintergarten sähen und nicht bereit seien, für Letztere mehr Geld auszugeben.

Folgen der Stallpflicht

Im Moment normalisiere sich die Situation wieder und die Nachfrage nach Bioeiern gehe zugunsten der konventionellen Freilandhaltung zurück. Mit der zunehmenden Freilandhaltung sieht Thale aber dringenden Handlungsbedarf, auch auf EU-Ebene. Für kommende Geflügelpestzüge müsse die Frist von 16 Wochen mehrfach pro Herde gelten. Zudem sei nicht nachvollziehbar, dass Biohennen ohne Kennzeichnung länger im Stall bleiben dürfen als konventionelle Freilandhennen. Auch eine Anpassung der Flächenvorgaben im Auslauf hält er für notwendig, damit weiterhin Freilandställe gebaut würden. Auch weniger als 4 m² Auslauf pro Henne seien ausreichend.

Ein weiteres wichtiges Thema in der Branche ist derzeit das Verbot des Kükentötens. Thale vermarktet bisher keine Eier ohne Kükentöten, will aber im kommenden Jahr komplett auf Bruderhahnaufzucht umstellen. Die ersten Eier von entsprechenden Herden sollen im Herbst kommen. Auch wenn es viel Geld kostet, ist das für ihn momentan der richtige Weg, da viele Kunden auf Bruderhahnaufzucht bestehen. Thale betont aber auch, dass die Aufzucht der Hähne teuer und die Nachfrage nach dem Fleisch begrenzt ist. Daher bezweifelt er, dass sie sich am Ende durchsetzt. Auch Zweinutzungshühner seien im internationalen Wettbewerb keine praktikable Lösung, denn die Preise würden überdimensional steigen. Auf Dauer hält Thale eine Selektion durch Geschlechtsbestimmungsverfahren an Tag 1 für nötig. „Aber um früher zu selektieren, braucht es Zeit, Ideen und Wissenschaftler, die Methoden entwickeln. Das geht nicht in ein bis zwei Jahren. Daran ändert auch eine Verordnung nichts.“

Eine negative Entwicklung ist für Thale der steigende Dokumentationsaufwand. Für verschiedene Zertifikationen wie KAT, VLOG oder HG würden jeweils andere Anforderungen gelten und der Zeitaufwand sei enorm – oft ohne ersichtlichen Mehrwert. Der Unternehmer bedauert, dass diese Zeit an anderen Stellen fehlt – zum Beispiel beim persönlichen Gespräch mit den Kunden.

Pläne für die Zukunft

Den Eierhandel sieht Thale für die Zukunft gut aufgestellt. Wichtig sei es, nicht betriebsblind zu werden und immer wieder auch Sachen anders zu machen. Für die Hennenhaltung hat er weitere Pläne: Um dem Verbraucherwunsch nach Freilandeiern noch weiter nachkommen zu können, denkt die Familie darüber nach, einen dritten Stall zu bauen.

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